Die Halong Bucht befindet sich im Norden Vietnams und circa 180km östlich von der Hauptstadt Hanoi. Als Teil des Golfs von Tonkin grenzt sie als Ausläufer an das Südchinesische Meer. Neben der berühmten Halong Bucht gibt es zudem noch die Bai Tu Long Bucht und die touristisch beruhigte Lan Ha Bucht. Die Bootsausflüge konzentrieren und verteilen sich jedoch auf die ersten beiden Buchten. Landschaftlich gesehen gibt es kaum Unterschiede auszumachen. Die Region ist geprägt durch seine mit Regenwald bewachsenen, steil aus dem smaragdgrünen Meer aufragenden Karstfelsen und den Tropfsteinhöhlen. Hier ist mit der Zeit eine einzigartige Landschaft entstanden, weshalb das 1.500qkm große Gebiet mit den tausenden Inseln in bizarren Formen 1994 zum UNESCO-Weltnaturerbe ernannt wurde.
Der eigentliche Name der Bucht „Vinh Ha Long“ bedeutet soviel wie „Bucht des untertauchenden Drachen“. Laut Erzählungen lebte hier nahe am Meer in den Bergen ein Drache. Als er zur Küste lief, zog er mit seinem Schwanz tiefe Furchen in das Land, welches danach mit Wasser geflutet wurde, als er ins Meer eintauchte.
Wer nicht ganz so seetauglich ist, für den bietet die sogenannte Trockene Halong Bucht, die sich etwas südlicher im Landesinneren rund um Ninh Binh befindet, eine perfekte Alternative. Die steil aufragenden Karstfelsen bleiben gleich, nur dass diese nicht aus dem Meer aufragen, sondern, wie der Name bereits vermuten lässt, Teil einer hügeligen, sattgrünen Landschaft sind. Dazwischen befinden sich saftige Reisfelder und ein verzweigtes Flusssystem. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, sollte sich diese Region auf keinen Fall entgehen lassen. Für uns reichte es leider nicht. Ein guter Grund, nochmal wieder zu kommen.
In der Region herrscht ein subtropisches Klima mit vier Jahreszeiten. Prinzipiell kann man hier das ganze Jahr eine Reise hin planen. Je nach Wetterlage kann es aber vor allem in den Sommermonaten zu Stürmen und Taifunen kommen, weshalb aus Sicherheitsgründen auch Bootstouren abgesagt werden können.
Nebensaison ist deshalb in den Monaten April (nach den Osterfeiertagen) bis September. Neben schwülheißem, sonnigem Wetter über 30 Grad kommt es in dieser Zeit öfter zu tropischen Regenfällen. Im April kann die Luftfeuchtigkeit bis zu 100% erreichen.
Die Hochsaison beginnt ab Oktober und geht bis in den März/April hinein. Die Niederschläge werden weniger, wobei es eher zu Nieselregen mit Nebel kommen kann, wodurch die Landschaft besonders mystisch wirkt. Die Sonne lässt sich eher weniger blicken. Die Temperaturen fallen im Schnitt auf 15 bis auf knapp über 20 Grad und die Luftfeuchtigkeit sinkt auf mittlere Bereiche.
Wir waren im November in der Region unterwegs und hatten hauptsächlich bewölktes Wetter, Temperaturen um die 20 Grad (wobei die Wassertemperatur noch angenehm war) und gelegentlich Nieselregen.
Meiden sollte man die Region zwischen Weihnachten und Neujahr. In dieser Zeit ist die Auslastung der Touren überdurchschnittlich hoch und die Preise steigen dementsprechend ebenfalls an. Außerdem sind vietnamesische Feiertage wie das Neujahrsfest oder der 1. Mai zu beachten, an denen einheimische Touristen vermehrt Urlaub in der Halong Bucht machen.
Die meisten Touristen zieht es auf die vorgelagerte Insel Cat Ba wegen der Nähe zur Halong Bucht. Dementsprechend groß ist auch das Angebot von Touranbietern vor Ort – überall gibt es Agenturen und Möglichkeiten, eine Bootstour zu buchen. Es ist daher augenscheinlich für uns nicht notwendig, länger im Voraus etwas zu buchen. Sicherlich kommt es auf die Reisezeit an aber wir denken, dass es auch noch in der Hochsaison nicht allzu schwer sein dürfte, spontan an freie Plätze zu kommen. Jeder möchte etwas vermitteln und die Konkurrenz ist groß. Aus dieser Fülle an Angeboten ist es gar nicht so einfach, etwas seriöses zu finden und sich für etwas zu entscheiden. Wir empfehlen daher vorher im Internet zu vergleichen und sich die Bewertungen zum Beispiel bei Tripadvisor oder Google anzuschauen, um später keinen Reinfall zu erleben.
Es besteht zudem auch die Option, in Hanoi eine Tour zu buchen. Viele Anbieter starten auch direkt in der Hauptstadt, wobei die Anreise nach Cat Ba Island mit organisiert wird.
Zunächst muss man sich klar werden, was man eigentlich möchte und sich von dem Trip erwartet. Es gibt sicherlich für jeden das richtige Angebot. Für uns stand auf jeden Fall fest, dass wir keine Massenabfertigung auf einem übervollen Touriboot haben wollten mit überflüssigen Schnick Schnack und Party. Wir wollten lieber ein individuelles Erlebnis in einer kleineren Gruppe mit Kajak-Ausflügen. Für uns stand außerdem fest, dass wir mindestens zwei Tage für die Tour einplanten und unbedingt auf einem Boot in der Halong Bucht übernachten wollten. Bei einem Tagesausflug dringt man einfach nicht so weit in das Naturschutzgebiet vor und dadurch verpasst man so viele schöne Orte. Schließlich gibt es hier unglaublich viel zu entdecken und zu erleben, wofür ein Tag schlicht weg nicht ausreicht. Es gibt auch Drei-Tages-Touren, für uns waren jedoch die zwei Tage, für das was wir erlebt und gesehen haben, ausreichend.
Wir bekamen direkt in unserem Hotel Trung Hoa Info-Material und Angebote über Ausflüge in die Halong Bucht. In Südostasiatischen Ländern und vor allem in touristischeren Regionen ist es üblich, dass man direkt in den Unterkünften oder über die Hosts Touren, Tickets und Empfehlungen erhält. Bisher wurden wir auch noch nicht enttäuscht. Eine Familie aus unserem Hotel berichtete begeistert von ihren persönlichen Erfahrungen und überzeugte uns auch sogleich. Somit buchten wir eine zweitägige Bootstour inklusive Übernachtung in einer Doppelkajüte, volle Verpflegung bei dem Unternehmen Cat Ba Cruises. Für dieses ganz besondere Highlight bezahlten wir zusammen umgerechnet 210€. Das Geld war definitiv gut angelegt. Dafür bekamen wir die nächsten zwei Tage einiges geboten, sowohl kulinarisch als auch an Unterhaltung.
Wir standen früh auf, da wir um 8 Uhr am Hotel abgeholt wurden. Wir checkten für die eine Nacht aus, wodurch wir uns die Kosten für das Zimmer sparten. Unser Gepäck, welches wir nicht benötigten, durften wir jedoch im Hotel lassen. Wir wurden zunächst zur Agentur gebracht, wo wir eine kurze Einweisung über das, was uns die zwei Tage bevorstand, bekamen. Unsere Vorfreude stieg weiter und wir konnten es kaum erwarten, hier aus der touristischen Gegend heraus zu kommen und das Naturwunder zu sehen. In Deutschland waren wir öfter verzaubert von Reiseberichten über die Halong Bucht und nun waren wir hier und so kurz davor, diese mit eigenen Sinnen zu erleben.
Mit einem kleinen Boot wurden wir aus dem Hafen zu einem größeren, noch recht gut erhaltenen Boot, gebracht. Dies ist hier leider nicht immer üblich und es gab in der Vergangenheit bereits mehrere Unglücksfälle aufgrund von schlechten Sicherheitsstandards.
Wir bezogen zunächst unsere geräumige Kajüte – wieder mit großem Panoramafenster und eigenem Badezimmer. Mit soviel Platz hatten wir gar nicht gerechnet. Danach trafen wir uns alle am Deck und machten es uns auf Liegestühlen bequem. Wir waren mit unserer Gruppengröße vollkommen zufrieden.
Mit an Bord waren neben zwei englischen Pärchen noch eine große australische Familie (fünf Kinder), mit denen wir auch sofort ins Gespräch kamen. Da nach Südostasien Work and Travel in Australien bevorstand, nutzten wir die Chance, um ein paar nützliche Informationen einzuholen. Wir tauschten zudem unsere Kontaktdaten aus und wurden auch sogleich zu ihnen nach Hause eingeladen. Wenn wir irgendwann in der Nähe von Melbourne sind, werden wir uns bei ihnen melden und hoffen, sie dann besuchen zu können. Australien empfing uns schon jetzt mit offenen Armen. Diese Familie spiegelte die berühmte Offenheit, Lockerheit und Gastfreundschaft der Australier wider, von der wir bereits so oft gelesen und gehört hatten.
Während der Fahrt entlang der vielen kleinen Inseln und Kalkfelsen erhielten wir von unserem englisch sprachigen Guide zahlreiche Informationen über die Entstehung der Bucht, das Leben der Familien auf den schwimmenden Fischerdörfern und allgemein über Vietnam. Es war sehr informativ und interessant für uns. Wir entspannten an Deck, lauschten den Worten und genossen die Kulisse, die an uns vorbei zog. Es ist ein sehr geheimnisvoller Ort, der so viel Ruhe ausstrahlt.
Interessiert beobachteten wir auch die vielen Fischerfamilien, welche auf kleinen schwimmenden Dörfern in einfachen Hütten lebten. Der Guide erzählte uns, dass sie keineswegs arm sind, sondern vom Fischfang ein gutes Leben führen. Die Kinder stellen den Mittelpunkt der Gemeinschaft dar und werden jeden Morgen mit dem Wassertaxi abgeholt, um nach Cat Ba zur Schule gebracht zu werden. Wir sahen auch überall Hunde und Katzen, die als Teil der Familie mit auf den Inselchen leben. Diese für uns komplett andere Lebensform, wie wir sie in Europa nicht kennen, faszinierte uns sehr. Die Menschen haben sich im Laufe der Zeit optimal an ihre natürliche Umgebung und den schwierigen Bedingungen angepasst.
Mit dem Wetter hatten wir die Tage leider nicht so viel Glück, was jedoch keineswegs unsere Stimmung trübte. Nachdem wir ein gutes Stück hinaus gefahren sind, ging es direkt ins kühle Nass. Einige sprangen vom Deck ins Wasser, unter anderem natürlich die abenteuerlustigen Australier und der andere Teil paddelte zum nahe gelegenen Strand. Hier hatten wir einige Zeit zum Schnorcheln, Muscheln sammeln und Entspannen.
Wir fuhren im Anschluss weiter zu einer Stelle, wo es Höhlen gibt. Wir schwangen uns in unsere Kajaks und paddelten mit Stirnlampen bewaffnet direkt hindurch.
Man muss zum Teil ganz schön gegen Strömungen ankämpfen und aufpassen, dass man sich nicht an von der Decke hängenden Stalaktiten den Kopf stößt. Heraus kamen wir in wunderschönen geschützten Lagunen, die umgeben waren von steil aus dem Wasser aufragenden Felsen, die mit Regenwald bewachsen waren. Teilweise konnten wir sogar Korallenriffe vom Kajak aus bewundern. Hier herrschte eine wunderbare Ruhe und es gab unberührte Natur zu bestaunen.
Hungrig fuhren wir zum Boot zurück und da wurde auch schon das Mittagessen für uns zubereitet. Es gab viele verschiedene Dinge aus der vietnamesischen Küche, vor allem Fisch und Meeresfrüchte direkt aus der Bucht. Aber auch als Vegetarier konnte man ordentlich satt werden. Frisch gestärkt hatten wir nun während der Weiterfahrt etwas Freizeit und gesellten uns zu den Australiern, um mit ihnen ein paar Spiele zu spielen. Unterwegs hielten wir an einer schwimmenden Hütte bei einem Fischer und durften uns seine Fischzucht anschauen. Unter dem Steg versteckt hielt er ein besonders großes Exemplar, das Glück bringen soll.
Unser Boot steuerte danach eine Stelle in der Bucht an, wo wir unseren Anker warfen, um hier die Nacht zu verbringen. Es gab ringsherum keine anderen Touristenboote. Nur ein paar einsame Fischerboote leisteten uns Gesellschaft. Es wurde allmählich dunkel und das Abendessen wurde bereits zubereitet. Der Sonnenuntergang war hier besonders stimmungsvoll und wir genossen die entspannte Atmosphäre weit weg vom Trubel. In der Zwischenzeit versuchten sich einige am Tintenfischangeln. Dabei wird ein Scheinwerfer auf die Meeresoberfläche gerichtet. Angelockt vom Licht tauchen nach einiger Zeit kleine Schwärme von Tintenfische auf. Jetzt muss man nur noch die Angel reinhalten und Glück haben, dass einer anbeißt. Wer wollte, konnte seinen Fang kurz gekocht wenig später auch probieren.
Nach dem sehr guten Abendessen hatten wir noch die Möglichkeit, mit dem Kajak und Taschenlampen bewaffnet in die Nacht hinaus zu fahren. Das Besondere hierbei war, dass es sehr viel Plankton im Wasser gibt und in der Dunkelheit fängt es durch die Bewegung unserer Paddel an zu leuchten. Außerdem gab es kleine Fische, die durch das Licht angelockt über die Wasseroberfläche sprangen. Das war ein unglaublich schönes Erlebnis und wir genossen den Moment. Einige aus unserer Gruppe schwammen danach auch noch eine Runde im fluoreszierendem Wasser, was wirklich ein traumhaftes Bild ergab. Wir genossen die Atmosphären und ausgelassene Stimmung auf dem Boot. In der Ferne leuchteten überall kleine Lämpchen von den Fischerbooten, die ihrer Arbeit nachgingen. So ließen wir den erlebnisreichen Tag ausklingen und machten es uns in unseren Kajüten gemütlich.
Die Nacht war schön ruhig und wir merkten kaum, dass wir auf einem Boot geschlafen haben. Der erste Blick direkt vom Bett aus dem Fenster zeigte uns, dass wir nicht geträumt haben. Es ist ein unglaubliches Gefühl an solch einem Ort übernachten und aufwachen zu dürfen.
Den zweiten Tag starteten wir mit einem leckeren Frühstück bestehend aus Omelette und Pancakes mit Banane an Deck mit einem atemberaubenden Ausblick in die Bucht. Das Boot setzte sich währenddessen allmählich in Bewegung und wir steuerten unser nächstes Ziel an. Wir befanden uns nun ein ganzes Stück weit draußen in der Bucht, was sich durch leichten Wellengang bemerkbar machte. Hier begegneten wir kaum noch Touristenboote, da die Tagesausflügler nicht so weit raus kamen. Den Vormittag verbrachten wir am längsten Sandstrand in der Halong Bucht und hatten den für uns allein. Leider war es an diesem Tag nur etwas kühl und regnerisch, also kein optimales Badewetter.
Nach dem sehr reichhaltigen Mittagessen war etwas Sport angesagt. Wir fuhren mit dem Boot zu einer Stelle, wo es einige Höhlensysteme gibt. Unter anderem wurde an dieser Stelle auch eine Szene der neuen King Kong Verfilmung gedreht. Mit den Kajaks paddelten wir nacheinander durch drei Höhlen und kamen jedes mal in wunderschönen, vom Regenwald umgebenen Lagunen heraus. Es war, als wenn wir nach jeder Höhle in einer neuen Welt herauskamen mit eigenem Ökosystem. Dabei mussten wir wieder gegen ganz schöne Strömungen ankämpfen. In der letzten Lagune hatten wir sehr großes Glück, denn wir konnten an einer Felswand zwei Gruppen von Affen beobachten.
Nun mussten wir den ganzen Weg wieder zurück paddeln, welcher sich ganz schön in die Länge zog. Durch das nasskalte Wetter hab ich mich wohl etwas verkühlt und musste mich sehr dringend erleichtern. Gerade noch rechtzeitig schafften wir es zurück zum Boot. Nun was es an der Zeit aufzubrechen und wir steuerten leider auch schon wieder die Rückfahrt nach Cat Ba an. Dabei genossen wir noch einmal die schöne Aussicht vom Bett aus.
Wieder festen Boden unter den Füßen, checkten wir in unser altbekanntes Zimmer ein – es fühlte sich beinahe an wie nach Hause zu kommen. Auch der Hotelbesitzer empfing uns mit offenen Armen. Wir aßen noch ein letztes mal in unserem Lieblingsrestaurant zu Abend und ließen die vergangenen Tage Revue passieren.
Am nächsten Tag sollte unsere Reise weiter gehen. Ursprünglich war geplant mit dem Zug Richtung Zentralvietnam und dann weiter in den Süden nach Ho Chi Minh Stadt (Saigon) zu fahren. Nur durchkreuzte ein Taifun unsere Pläne, der in Zentralvietnam zu der Zeit wütete und einiges an Chaos hinterließ. Wir überlegten hin und her und entschlossen uns vom ursprünglichen Plan abzukommen. Wir hatten einen sehr günstigen Flug von Hai Phong nach Da Nang gebucht, von wo aus wir mit dem Zug weiter nach Hue in die alte Kaiserstadt fahren werden und dann mit den Bus über die Grenze nach Laos übersetzen. Leider verpassen wir dadurch den so gegensätzlichen Süden von Vietnam, lernen allerdings auf diesem Weg nun doch Laos kennen.