Der Overland Track auf Tasmanien zählt nicht für umsonst zu einem der schönsten und abwechslungsreichsten Fernwanderwege in Australien. Die Route erstreckt sich auf einer Gesamtlänge von 65km vom Cradle Valley im Norden zum Lake St. Clair im Süden und führt durch die tasmanische Wildnis. Dafür sollte man mindestens sechs Tage mit fünf Übernachtungen einplanen. Die Natur, durch die man dabei läuft, ist atemberaubend und die Landschaft unglaublich abwechslungsreich. Der sehr gut ausgebaute Weg schlängelt sich über offene Hochmoore, entlang Tasmaniens höchstem Berg, Mt. Ossa (1.617m), durch Eukalyptus-Wälder, Täler, vorbei an naturbelassenen Seen, Flüssen und Wasserfällen. Dabei kann man mit etwas Glück Wildtieren begegnen und trifft auf eine ganz eigene Pflanzenwelt. Bereits in Deutschland stand für uns fest: Der Overland Track kommt auf unsere Bucket List!
Da wir natürlich nicht die Einzigen waren, die diesen Traum verfolgten, gibt es ein paar Einschränkungen sowie gewisse Regeln, um das empfindliche Ökosystem vor einer Überlastung zu schützen:
Weitere nützliche Informationen rund um den Overland Track findet ihr unter folgendem Link, die offizielle Seite der Regierung.
Anreise zum Startpunkt mit dem Bus
Neben der Buchung unserer „Plätze“ mussten wir außerdem klären, wie wir an den Start-/ Endpunkt gelangten beziehungsweise weg kommen sollten. Wir entschieden uns für die Variante, mit unseren Van zum Endpunkt bei Lake St. Clair zu fahren und diesen dort beim Visitor Centre während der Zeit zu parken. An beiden Punkten gibt es einen Parkplatz, wo man sein Auto sicher abstellen darf. Sicherlich kann man das ganze auch anders herum planen. Jedoch wollten wir im Anschluss eh weiter südlich Richtung Hobart fahren und es erschien uns wesentlich angenehmer, nach geschaffter Strecke gleich unseren Van als Schlafplatz wieder zu haben.
Das Bussystem auf Tasmanien ist nicht allzu gut ausgebaut und man findet im Internet nur sehr schwer Informationen dazu. Die Busse verkehren auch nicht jeden Tag, was man zeitlich mit einplanen muss. Unsere Bustickets buchten wir online über den Anbieter Tassie Link für 63 AUD pro Person. Es gab leider keine Direktverbindung, sodass wir noch eine Nacht im kleinen Ort Queenstown verbringen mussten. Somit entstanden auch nochmal zusätzliche Kosten für die Übernachtung. Da wir eh unser Zelt dabei hatten, verbrachten wir die Nacht für 25 AUD im Queenstown Cabin & Tourist Park, wo uns der nette Busfahrer herausließ. Die Fahrt dorthin dauerte von 11.30 Uhr bis 13.15 Uhr, sodass wir noch genug Zeit hatten, uns den kleinen Ort in Mitten von Bergen, der stark vom Bergbau geprägt ist, anzuschauen. Außerdem nutzten wir die Zeit nochmal ausgiebig zum Schlemmen und heiß Duschen.
Am nächsten Morgen holte uns der Busfahrer um 9 Uhr beim Campground ab und brachte uns in etwa zwei Stunden zum Cradle Mountain Visitor Centre. Von hier aus fahren in regelmäßigen Abständen Shuttlebusse los, die man mit einem National-Parks-Pass nutzen kann. Empfohlener Startpunkt für den Overland Track, von dem aus auch wir losgelaufen sind, ist am Ronny Creek Parkplatz. Dieser liegt in etwa fünf Kilometer vom Visitor Centre entfernt.
Die richtige Ausrüstung – Tipps zur Packliste
Unvorbereitet und schlecht ausgerüstet empfehlen wir euch nicht, den Overland Track anzutreten. Schließlich geht es für mindestens sechs Tage in die abgeschiedene Wildnis Tasmaniens. Hier seid ihr verschiedensten Witterungsverhältnissen meist ungeschützt ausgesetzt. Von strahlend blauem Himmel und Sonnenschein über eisigen Wind, Regenschauer und Schneefall kann an einem Tag tatsächlich alles drin sein. Wir waren im Mai auf dem Track unterwegs, also Herbstzeit auf Tasmanien. Die Temperaturen sind Nachts bei uns bis knapp unter 0 Grad gesunken.
Auch vor Dauerregen und zum Teil Schneeregen waren wir nicht sicher, wodurch der Boden sehr matschig wurde und sich kleine Seen und Bäche auf dem Weg gebildet haben. Wetterfeste Kleidung, die euch vor Wind, Kälte und Nässe schützt aber auch vor der Sonne, ist hier absolut notwendig! Und achtet unbedingt darauf, alles so gut es geht, trocken zu halten. Ein Regenschutz für den Rucksack und wasserfeste Packbeutel oder Plastiktüten für eure Sachen sind sehr wichtig. Bei nasskaltem Wetter bekommt ihr eure Klamotten nur sehr schwer wieder trocken. Wir hatten sogar noch Regencapes über unsere Regenjacken an. Doppelt hält besser.
Wenn ihr im Sommer den Overland Track in Angriff nehmen wollt, habt ihr mit den Temperaturen sicher mehr Glück. Das soll jedoch nicht heißen, dass es zu der Jahreszeit nicht schneien kann. Hauptsaison bedeutet gleichzeitig auch, dass zu der Zeit am meisten los ist. Die Hütten, die entlang des Wanderwegs für die Nächte zur Verfügung stehen, sind nur für eine gewisse Personenanzahl ausgelegt. Dann kann es auch öfter vorkommen, dass bei Ankunft keine freien Schlafplätze mehr zur Verfügung stehen. Deshalb wird dringend empfohlen, unbedingt für solch einen Fall ein Zelt mitzunehmen. Außerhalb der Hütten stehen Holz-Podeste zur Verfügung, wo man sein Zelt aufschlagen darf. Wir haben ebenfalls für den Notfall eins dabei gehabt, hatten aber im Mai immer Glück.
Unsere Tipps zur Packliste:
Übernachtungen und „sanitäre Einrichtungen“ auf dem Track
Zunächst ist nochmal wichtig zu erwähnen, dass die Schlafplätze in den Hütten nur begrenzt zur Verfügung stehen und euch somit nicht garantiert sind! Hier greift das Motto: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“ Also packt unbedingt ein Zelt ein. Die Holzhütten entlang auf dem Overland Track sind eher klein und einfach ausgestattet, ohne fließend Wasser und Strom. Komfort dürft ihr hier bei nicht erwarten. Geschlafen wird auf blankem Holz. Deshalb seid ihr selber für die Bequemlichkeit verantwortlich. Wir hatten sehr einfache Isomatten dabei, auf denen die Nächte zu verbringen keine große Freude bereitete. Es war sehr hart und ungemütlich. Zudem sollten sie euch vor kalten Temperaturen schützen und ein wenig isolieren.
Beim Thema Schlafsack solltet ihr auf keinen Fall sparen und den billigen von Kmart nehmen. Sie sollten zuverlässigen Schutz gegen eisige Temperaturen auch unter 0 Grad bieten, sonst kann es sehr schnell gefährlich werden. Es gab schon einige Wanderer, die die Kälte unterschätzt haben und mit dem Helikopter abgeholt werden mussten. Die Hütten selbst sind nicht isoliert. Es gibt zwar mit Gas betrieben Heizer, welche aber erst ab einer bestimmten Temperatur angeschaltet werden dürfen. Zudem gibt es eine eingebaute Zeitschaltuhr, wodurch die Geräte nach kurzer Zeit wieder ausgehen. Grund für die Sparmaßnahme ist der, dass das Gas aufwendig mit dem Helikopter zu den Hütten transportiert werden muss. Achtet außerdem auf trockene und warme Kleidung, die ihr ausschließlich in der Hütte tragt.
Noch ein Hinweis: Passt auf euer Essen auf und lasst es sowohl in den Hütten als auch draußen nicht frei herum liegen. Ihr seid in der Natur und hungrige Opossums, Ratten, Mäuse, Vögel und anderes Getier warten nur darauf, sich darüber her zu machen.
Als „sanitäre Einrichtungen“ stehen euch lediglich einfache Plumpsklos bei jeder Hütte zur Verfügung. Nehmt euer eigenes Klopapier mit. Wir wünschen dabei keinem von euch, nachts auf die Toilette zu müssen. Dafür muss man seinen warmen Schlafsack verlassen und raus, in die Kälte. Die Toiletten sind immer ein Stück Fußweg von den Hütten entfernt. Nehmt unbedingt Stirnlampen mit, denn Licht gibt es nicht. Richtet euch darauf ein, während der kompletten Zeit auf dem Overland Track nicht duschen/ euch waschen zu können. Für das Zähneputzen und kleine Katzenwäschen reicht das Wasser in den Auffangbehältern aus, das sehr erfrischend sein kann. Somit benötigt ihr aber auch nur das Nötigste an Hygieneartikeln und spart Ballast.
Die Marschverpflegung
Da es entlang der Strecke natürlich keinen Supermarkt gibt, müsst ihr euer komplettes Essen für die Zeit mitschleppen. Trinkwasser steht entlang der Strecke an den Hütten in Form von Regenwasser in großen Tanks ausreichend zur Verfügung. Eine 100%ige Trinkwasserqualität ist dabei nicht gewährleistet. Wer auf Nummer sicher gehen will, muss sein Wasser vorher abkochen oder einen Wasserfilter mit nehmen. Das haben wir nicht getan und hatten auch keine Probleme. Wir empfehlen euch, lieber Essen für ein oder zwei Tage mehr mit einzupacken. Aus Erfahrung können wir berichten, dass zum Ende hin auf jeden Fall auch der Hunger steigt und somit der Bedarf an Kalorien. Nehmt nicht leicht verderbliche sondern lieber trockene Zutaten wie Haferflocken, Tütensuppen, gefriergetrocknetes Essen, Nudeln, Linsen, Reis, Nüsse oder Trockenobst mit, da diese nicht so viel wiegen. Schließlich zählt auf so einer Trekking-Tour jedes Gramm. Einen groben Überblick über unsere Marschverpflegung seht ihr hier:
Frühstück
Unterwegs
Abendessen
Für das Zubereiten eurer warmen Speisen sind natürlich dementsprechend eine gewisse Ausrüstung bestehend aus Gaskocher, ausreichend Gaskartuschen, Töpfen, Besteck und Geschirr notwendig. Wichtig: Für die Müllentsorgung seid ihr selber verantwortlich. Alles, was ihr auf den Track mit rein bringt, muss auch wieder mit raus genommen werden.
Unterwegs auf dem Overland Track – die einzelnen Tagesetappen
Gesamtlänge: 65km
Dauer: 6/7 Tage
Schwierigkeitsgrad 4
Tag 1: Ronny Creek bis Waterfall Valley
Strecke: 10,6km
Die erste Etappe hat es gleich in sich und war für uns mit die anstrengendste. Da wir relativ spät erst los laufen konnten, hatten wir auch ganz schön zu tun, rechtzeitig vor Sonnenuntergang an der ersten Hütte anzukommen. Viel Zeit, die Umgebung und die Natur zu bestaunen, blieb leider nicht. Zudem hatte es der Wettergott nicht allzu gut mit uns gemeint: Im Regen starteten wir und im Regen kamen wir abends pitschnass an der Hütte an. Zwischendurch gab es in den höheren Lagen auch Schneefall. Zudem wehte ein eisiger Wind. Unsere gut gefüllten Rucksäcke lasteten schwer auf unseren Schultern, daran mussten wir uns erst noch gewöhnen.
Je nach Kondition und Zeit gibt es verschiedene Optionen für die erste Strecke:
Egal für welche Route du dich entscheidest, alle führen zum Gipfel des Cradle Mountain in 1.500m Höhe hinauf – definitiv kein Spaziergang mit dem Rucksack auf dem Rücken. Mit letzter Kraft zogen wir uns die restlichen Meter steilen Aufstiegs an einer Eisenkette nach oben. Der Wind peitschte unermüdlich Regen in unsere Gesichter. Oben am Marions Lookout angekommen, wurden wir leider nicht mit einer tollen Aussicht belohnt, da wir uns mitten in einem Wolkenmeer befanden.
Mit dem Aufstieg ist der anstrengende Teil für den Tag und wahrscheinlich auch für den gesamten Track geschafft. Von jetzt an geht es am Cradle Mountain Plateau entlang durch schönste Landschaft der Hochebene und führt dann einige Höhenmeter talwärts zum Waterfall Valley. Die Begegnung mit einem einsamen Wombat, welches sich bei dem Regenwetter heraus getraut hatte, ließ uns das Wasser in unseren Schuhen vergessen. Tagesziel der erste Etappe ist die Barn Bluff Hut beziehungsweise der nahe gelegene Zeltplatz. Als Letzte kamen wir tropfnass und durchgefroren aber ziemlich erleichtert an der Hütte an und freuten uns auf trockene Klamotten.
Tag 2: Waterfall Valley bis Lake Windermere
Strecke: 8km
Schade, unsere Schuhe sind über Nacht leider nicht getrocknet aber zum Glück hat heute der Regen etwas nachgelassen. Die zweite Etappe ist weniger anstrengend, nur der Aufstieg von Tag 1 macht sich in Form eines fiesen Muskelkaters bemerkbar. Die erste Strecke führt zunächst sachte bergauf und an einigen kleineren Seen entlang durch eine Sumpflandschaft. Die Flora hier oben in dieser Höhe ist einmalig und die alten Eukalyptus-Bäume und Kiefern sind bis zu 1.000 Jahre alt.
Der weitere Weg führt vorbei am Lake Will bis Innes Falls. Von hier aus läuft man durch eine wunderschöne Graslandschaft bis zum Lake Windermere. Auf dem letzten Abschnitt bis zur Windermere Hut kommt man noch am Forth Valley Aussichtspunkt vorbei. Den Ausblick über die Wälder sollte man sich definitiv nicht entgehen lassen.
Diesmal kommen wir nicht so spät an und haben noch genug Zeit zum Entspannen und Kräfte tanken für den nächsten Tag.
Tag 3: Lake Windermere bis Pelion Plains
Strecke: 17km
Heute steht der längste Tagesmarsch bevor, deshalb brechen wir relativ zeitig auf. Sonne und leichter Regen wechseln sich heute ab und manchmal zeigt sich ein Regenbogen am Himmel. Der Weg führt zunächst durch Sumpfgebiet, dem Pine Forest Moor, von wo aus wir immer wieder einen Blick auf den Mount Pelion West erhaschen. Es geht abwechselnd bergauf und bergab.
Die weitere Strecke verläuft durch moosbewachsene Wälder, wo wir nur sehr schleppend voran kommen. Es ist sehr nass und matschig, überall auf dem Weg haben sich kleine Bäche und Seen gebildet. Wir balancieren über große Wurzeln und Steine und suchen uns unseren Weg über die ganzen Hindernisse. Das kostet einiges an Zeit und Nerven. Das letzte Stück geht steil bergab durch Regenwald.
Als wir endlich den wunderbaren Mount Oakleigh sahen, begann es bereits zu dämmern. Für die 17km benötigten wir fast acht Stunden und haben dabei kaum Pausen gemacht. Ein Wombat war gerade beim Abendbrot und auch einem Wallaby begegneten wir auf den letzten Metern zur New Pelion Hut. Die Lage und die Aussicht der Hütte sind traumhaft und zudem ist sie die neuste auf dem Track und bietet jede Menge Platz.
Tag 4: Pelion Plains bis Kia Ora
Strecke: 9km
Heute lassen wir den Tag etwas entspannter angehen und starten erst gegen Mittag. Zuvor haben wir noch ein wenig mit dem Ranger gequatscht, der die Strecke regelmäßig abläuft, dabei alles kontrolliert und die Wanderer registriert. Nah bei der Hütte sitzt ein kleines Wallaby im Gras und lässt sich von den Sonnenstrahlen wärmen.
Auch einen Echidna begegnen wir, welcher sich gar nicht von uns stören lässt. Beflügelt von den tierischen Begegnungen und dem Sonnenschein treten wir unsere Etappe an.
Diese führt zunächst bergauf durch Wald bis zum Pelion Gap. Hier legten wir eine Pause ein, genossen die Sonne und den traumhaften Ausblick auf Mount Ossa, Tasmaniens höchster Berg, sowie die umliegenden Berge. Von hier aus kann man seine überflüssige Energie beim Besteigen des Mount Ossa Gipfels loswerden. Die Rucksäcke könnt ihr während dessen beim Pelion Gap auf dem Holzpodest zurück lassen. Der Aufstieg lohnt sich ganz bestimmt, jedoch mussten wir unsere Kräfte bis zum Schluss aufsparen.
Das weitere Stück Weg führte durch tolle Graslandschaft umgeben von spektakulären Gipfeln. Das warme Sonnenlicht tauchte die Natur in die schönsten Farben, was uns in Hochstimmung brachte.
Es ging nun stetig bergab, bis wir bald die kleine Hütte mit dem schönen Namen Kia Ora erreichten. Abends besuchten uns zwei gefräßige Opossums auf der Suche nach was Essbarem.
Tag 5: Kia Ora Hut bis Windy Ridge
Strecke: 10km
Bei schönstem Sonnenschein und gut gelaunt starten wir unseren heutigen Marsch. Wir haben uns bereits sehr gut an die Belastung gewöhnt und unsere Rucksäcke werden auch von Tag zu Tag etwas leichter. Mit der Zeit kamen wir in ein gutes Lauftempo herein, konnten abschalten und uns voll und ganz auf die einzigartige Natur sowie Ruhe konzentrieren.
Der Weg führt zunächst durch den Wald entlang des Mersey River. Dabei kommt man an drei von Tasmaniens größten Wasserfällen vorbei, die jedoch etwas Abseits vom Track liegen. Zu Zweien, dem Fergusson Falls und D’Alton Falls, machten wir einen Abstecher und waren beeindruckt von der unglaublichen Kraft der Wassermassen. Unsere Rucksäcke ließen wir oben liegen, da es ein ganzes Stück steil nach unten geht.
Nun gilt es noch den Aufstieg zum Du Cane Gap zu meistern. Oben angekommen führte der weitere Weg wieder talwärts immer weiter durch Myrtenwälder, bis wir Windy Ridge und die kleine Windy Ridge Hütte erreicht haben. Die Nacht war eiskalt und leider gibt es hier keinen Gasheizer. Wir bekamen Besuch von Ratten, die sich an ungesichertem Essen bedienten.
Tag 6: Windy Ridge bis Echo Point Hut
Strecke: 7km
Von der Windy Ridge Hut bis zum Lake St. Clair Visitor Centre sind es insgesamt 18km, weswegen wir uns für eine Zwischenübernachtung in der Echo Point Hut entschlossen haben. Alternativ kann auch in der größeren Narcissus Hut übernachtet werden, die am Lake St. Clair liegt. Viele von den anderen Hikern sind die letzte Etappe von hier aus mit der Fähre zurück bis Cynthia Bay zum Visitor Centre gefahren. In der Narcissus Hut gibt es ein Funkgerät, mit dem man die Fähre für den nächsten Tag buchen kann. In der Hochsaison verkehrt diese dreimal täglich und eine einfache Strecke kostet 50 AUD pro Person.
Auch heute schien die Sonne und wir freuten uns auf die letzte Etappe. Es ging zunächst vorbei an Eukalyptuswäldern und der Graslandschaft Bowling Green. Der Gipfel des Mount Acropolis erschien vor unseren Augen und der Anblick begleitete uns ein gutes Stück. Es ging weiter zum Pine Valey, bis wir über eine Brücke den Cephissus Creek überquerten.
An der Narcissus Hut angekommen, machten wir eine Essens-Pause in der Sonne und schauten uns das erste mal den gewaltigen Lake St. Clair an. Mit einer Tiefe von 167m ist er Australiens tiefster See. Wir verabschiedeten uns von den anderen und liefen zunächst durch sumpfiges Grasland.
Bald wechselte die Landschaft und wir kamen in Regenwaldgebiet. Linker Hand liegt Lake St. Clair, auf den wir immer mal einen Blick erhaschen konnten. Der Weg ist teilweise sehr abenteuerlich und verschwindet hin und wieder im Dickicht. Wir mussten manchmal klettern, uns unter umgefallenen Bäumen hindurch ducken oder Hindernisse umgehen. Nach längerem Regen kann es zudem sehr rutschig und matschig werden. Im Wald begegneten wir einem einsamen Wombat, das wir eine Zeit lang beobachten konnten.
Die kleine Echo Point Hut, die Platz für vier Personen bietet, liegt an einem Steg, wo die Fähre ebenfalls Halt macht. Wir teilten uns die sehr einfach ausgestattete Hütte mit zwei älteren Damen. Hier hatten wir unsere schönste Nacht auf dem Overland Track verbracht. Den Abend ließen wir gemütlich vor dem Kohleofen ausklingen, wo wir gemeinsam aßen und uns austauschten. Vorsicht vor den gefräßigen Ratten!
Tag 7: Echo Point Hut bis Lake St. Clair Visitor Centre
Strecke: 11km
Nach der letzten ungemütlichen Nacht auf dem Overland Track sattelten wir auf und wanderten die restlichen 11km durch den Wald immer entlang am Lake St. Clair.
Unsere Kräfte schwanden allmählich dahin und wir konnten mittlerweile nur noch ans Essen denken. Die Kilometer zogen sich und irgendwann erreichten wir mit großer Freude das Overland-Track-Schild. Im Visitor Centre angekommen war das erste Highlight, was uns erwartete, eine 10-minütige heiße und kostenlose Dusche – die bis dahin beste unseres Lebens! Im Restaurant trafen wir noch auf die anderen Hiker und gönnten uns zwei Pies.
Es war Zeit, zu unserem heißgeliebten Van zurück zu kehren, der auf dem Parkplatz beim Visitor Centre auf uns wartete. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der alte Dieselmotor in der Kälte ansprang. Über WikiCamps fanden wir einen ganz tollen Stellplatz für die Nacht. Der rüstige Rentner Mike stellte seinen Garten zur Verfügung und hat zudem eine Hütte, die als Küche und Aufenthaltsraum dient. Zum Abend verdrückten wir gierig 500g Nudeln und die Nacht auf unserer weichen Matratze war einfach nur himmlisch.