Am 9.11. kamen wir noch ein letztes mal in den Genuss der Banana-Pancakes, bevor es für uns weiter nach Zentralvietnam ging. Wir verabschiedeten uns vom uns lieb gewonnenen Hotelbesitzer und fuhren mit der ersten Fähre um 8 Uhr zum Festland zurück. Auf Hai Phong angekommen, überrannten uns mal wieder zahlreiche Taxifahrer. Anscheinend wurde sich abgesprochen und wir bekamen enorm hohe Preise für die Fahrt zum Flughafen an den Kopf geknallt. Da der Preis angeblich nicht verhandelbar sei, gingen wir erstmal weiter. Etwas abseits fanden wir einen Fahrer, der uns entgegen kam und für einen angemessenen Preis fuhr. Wir konnten sogar während der Fahrt ein wenig Konversation führen, da er ein paar englische Wörter beherrschte.
Pünktlich kamen wir am Flughafen an und hatten genug Zeit, bis unser Flieger gehen sollte. Der Flug nach Da Nang dauerte etwas mehr als eine Stunde.
Dort angekommen nahmen wir uns wieder ein Taxi zum Bahnhof. Hier fanden wir eine übervolle Wartehalle vor. Wir wurden darauf hingewiesen, eine Nummer zu ziehen, um Tickets kaufen zu können. Geduldig warteten wir, bis wir aufgerufen wurden. Unser Zug rollte mit Verspätung ein. Trotzdem wurde sich beim Ein- und Aussteigen reichlich Zeit gelassen und wir standen noch eine Weile herum, bis die „rasante“ Fahrt losgehen sollte. Raus aus der Stadt fuhren wir entlang der Küste Richtung Norden und nahmen zwischenzeitlich Spitzengeschwindigkeiten von 30 km/h auf. Für die Fahrt von Da Nang nach Hue sollte man etwa 2,5 Stunden einplanen, wobei der Zug mitunter ganz schön ins Wanken kommen kann. Eine Fahrt mit dem Zug in Vietnam ist auf jeden Fall ein Erlebnis und entlang der Küste hatten wir mitunter tolle Ausblicke auf das Meer.
Es war bereits dunkel, als wir endlich in Hue angekommen sind. An diesem Tag waren wir mit der Fähre, mit Taxis, dem Flugzeug und dem Zug unterwegs. Die letzten paar Kilometer legten wir zu Fuß zurück zu unserer privaten Unterkunft bei einer kleinen Familie, bei der wir die Tage verbrachten. Der Mann empfing uns freundlich und zeigte uns unser kleines Zimmer und das Bad. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie die Menschen in anderen Kulturen so leben. Diese Familie gehörte eindeutig zu den Wohlhabenderen.
Als Backpacker und Langzeitreisende ist man ständig am Planen und Organisieren. So mussten immer Unterkünfte in der richtigen Gegend herausgesucht und gebucht, Tickets für die Weiterreise beschafft, Verbindungen herausgesucht und Pläne für Unternehmungen geschmiedet werden. Zudem hatten wir uns zu Beginn unserer Reise einen sehr engen Zeitplan gesetzt bis zum Abflug nach Australien, in dem wir noch einiges sehen und erleben wollten. Typischer Anfängerfehler! Es ist viel besser, sich mehr Zeit für ein Land zu nehmen und dann tiefer in die Kultur einzutauchen. Zu dieser Erkenntnis kamen wir aber leider erst später. Wir mussten uns immer wieder auf neue Orte und Gegebenheiten einstellen. Da gehört manchmal eine Menge Recherche hinzu und auf bestimmte Situationen muss man flexibel reagieren. Dadurch ergeben sich aber auch neue Möglichkeiten und für Probleme findet sich gefühlt immer eine Lösung.
Neben dem Reisen gilt es natürlich ganz alltägliche Dinge zu erledigen, so können auch mal Tage vergehen, ohne dass wir uns etwas angeschaut oder unternommen haben. Ganz weit oben steht dabei die Nahrungsbeschaffung beziehungsweise -aufnahme. Auch Dinge des täglichen Bedarfs müssen beschaffen werden, was manchmal eine ganz schöne Herausforderung darstellt. Desweiteren muss Geld abgehoben, Wäsche gewaschen, Tagebuch geschrieben und die Fülle an Foto- und Videodaten gesichert werden.
Hue, was zu deutsch Harmonie heißt, war von 1802 bis 1945 Hauptstadt und einst Sitz der Kaiser der Nguyen-Dynastie. Durch den Indochina- und Vietnamkrieg wurde die Stadt dann ganz schön in Mitleidenschaft gezogen. Nach Jahre langem Wiederaufbau ist Hue heute ein sehr schönes und lohnenswertes Reiseziel in Vietnam. Überall gibt es Tempel, Pagoden und historische Sehenswürdigkeiten zu bestaunen, wodurch Hue eine Besonderheit für Kulturliebhaber darstellt. Dabei ist die Stadt sehr überschaubar und es geht wesentlich beschaulicher zu als im hektischen Hanoi.
In Hue gibt es sogar ein kleines „Backpackerviertel“ mit Unterkünften, Laundries, Bankautomaten, Läden, Kneipen und Restaurants. Da wir in einer privaten Unterkunft bei Einheimischen untergekommen sind, haben wir hier her nur ab und zu einen Abstecher zum Essen und Wäsche waschen unternommen. Wer sich mal etwas gönnen möchte, dem können wir ein nettes, kleines Café namens Nook Eatery empfehlen, wo wir in angenehmer Atmosphäre frühstücken konnten.
Durch Zufall und angelockt durch instrumentale Musik, sind wir auf einem abendlichen Spaziergang an einer Galerie vorbeigekommen. Das XQ Hand Embroidery Art Museum bietet einen sehr schönen Einblick in die vietnamesische Stickkunst und der Eintritt ist zudem frei. Hier hat man auch die Möglichkeit einen Kurs zu belegen, um das Handwerk zu erlernen, den Künstlerinnen bei der Arbeit zuzuschauen und Kunstwerke zu kaufen.
Von hier lohnt es sich den Sông Hương zu überqueren, um auf die andere Seite des Flusses zu gelangen. Dieser Name heißt übersetzt Duft– oder Parfümfluss und hat seinen Ursprung entweder von den Blüten und Pollen, die im Frühjahr auf dem Wasser treiben oder von den wohlriechenden Edelhölzern, die hier entlang transportiert werden. Am Ufer gibt es eine Art Flaniermeile mit einer Auswahl an etwas teureren Restaurants. Typisch sind die kleinen Drachenboote, mit denen Touristen-Fahrten über den Fluss angeboten werden. Wir ließen uns bequatschen und bekamen für kleines Geld eine private Überfahrt. Natürlich kann man den Parfüm-Fluss auch zu Fuß über Brücken überqueren. Besonders schön ist es bei Dunkelheit über die Truong Tien Brücke zu schlendern, welche dann stimmungsvoll beleuchtet ist.
Wer in Hue ist, für den gehört unbedingt ein Besuch der Zitadelle mit ihrem Kaiserpalast – das Wahrzeichen von Hue und UNESCO-Weltkulturerbe – dazu. Der Eintritt kostet 150.000 VND pro Person. Bis auf Donnerstag, an dem die Zitadelle von 8 Uhr bis 22 Uhr geöffnet ist, kann man diese ansonsten die anderen Tage von 8 Uhr bis 17.30 Uhr besichtigen.
Auf dem Gelände war die frühere Residenz der Kaiser der vietnamesischen Nguyen-Dynastie und es wird auch als „Verbotene Stadt“ bezeichnet. Das weitläufige Gelände ist ein Staat in der Stadt und befindet sich hinter einer beeindruckenden Mauer und einem Graben. Mehrere Stunden kann man hier verbringen und entdeckt immer wieder versteckte Orte und Oasen der Ruhe in Mitten angelegter Gärten, Flüssen und Seen.
Dazwischen gab es zahlreiche Plätze, Tempel und interessante Gebäude zu bestaunen, die Macht und Glanz ausstrahlten. Die Zeit verging und erst als es dunkel wurde suchten wir den Ausgang und steuerten noch ein kleines Restaurant an, wo wir uns Burger gönnten.
Ein etwas anderer Weg, Hue besser kennen zu lernen, ist mit dem Roller. Nachdem wir unsere saubere Wäsche abgeholt hatten und gerade zu Mittag aßen, wurden wir von einem Mann angesprochen. Er bot als englischsprachiger Touristenführer sogenannte Easy-Rider-Touren an. Da fährt man in der Gruppe mit dem Roller zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten und er erzählt dazu noch etwas. Wir ließen uns auch sogleich eine Tour aufschwatzen, da wir eh für den nächsten Tag noch nichts konkretes vor hatten und den Preis empfanden wir auch als angemessen. Außerdem kommt man somit auch zu abgelegeneren Orten, ohne in einem Touristenbus mitfahren zu müssen. Und die meisten Sehenswürdigkeiten befinden sich etwas außerhalb der Stadt.
Auf dem Roller durch Hue
An unserem letzten Tag in Hue ging es nach dem Frühstück bei dem Restaurant los, wo wir unseren Guide kennen gelernt hatten. Wir waren die Einzigen und hatten somit eine sehr individuelle Tour. Ich saß während der Fahrt bei dem Guide hinten drauf und Patrick bekam seinen eigenen Roller. Nach kurzer Einweisung ging es auch schon direkt los und wir stürzten uns in den vietnamesischen Stadtverkehr. Das war schon ein Abenteuer für sich! Unser Guide schlängelte sich gekonnt durch den Strom, hupte fleißig mit und wisch anderen Rollerfahrern gekonnt aus. Es ging durch riesige Kreisverkehre, über die Brücke und hinaus aus der Stadt. Ich musste mich immer umdrehen, um sicher zu gehen, dass Patrick noch folgte und unversehrt war. Bei ihm sah es nicht ganz so leicht aus. Doch er passte sich ganz gut an und hatte offensichtlich seinen Spaß dabei.
Nun fuhren wir durch ländliche Gegend mit verwinkelten Gassen und Wege, wo die Einheimischen ihr Leben nachgingen. Wir kamen in einem Wald an, wo sich versteckt eine nichttouristische Klosteranlage befand. Da Sonntag war, so erklärte uns der Guide, machten die dort lebenden Mönche gerade sauber und betätigten sich in Gartenarbeit. Wir schauten uns ein wenig um und ließen die entspannte Atmosphäre auf uns wirken, bis wir weiter fuhren. Auf dem Weg zur nächsten heiligen Stätte ging es vorbei an riesigen Grabanlagen. Überall kilometerweit standen kreuz und quer Grab- und Gedenksteine – eine unvorstellbare Anzahl und sehr beeindruckend für uns
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Tu Hieu Pagode
Beim nächsten Zwischenstopp bei der Tu Hieu Pagode ging es für uns ans Treppensteigen. Der Guide erzählte immer kurz etwas zu den Orten und wartete dann bei den Rollern auf uns. Zuerst war die Pagode ein kleines buddhistisches Kloster, das 1843 vom Mönch Nhat Dinh gegründet wurde. Das Ziel war eine große goldene Glocke, welche sich oben auf einem bewaldeten Hügel befindet. Das Gelände ist sehr weitläufig, sehr gepflegt und nicht allzu sehr von Touristen überrannt. Zunächst erklommen wir eine beeindruckende Drachentreppe.
Wir begegneten noch einen großen, strahlend weißen Buddha, bevor es an den letzten Aufstieg ging. Oben angekommen erwartete uns ein traumhafter Ausblick über die Stadt und ein Mönch. Er versuchte uns die Bedeutung des Läutens der Glocke zu erklären an Hand von Prägungen auf dieser, denn Englisch konnte er leider nicht sprechen. Wir schwangen beide jeweils dreimal den Rammbock gegen die Glocke und der Gong war bis nach unten zu hören, wie uns später unser Guide berichtete. Das sollte Glück und Weltfrieden bringen.
Mausoleum des Kaisers Khai Dinh
Nun ging es weiter zum Mausoleum des 12. Kaisers Khai Dinh. Das Grabmal befindet sich etwa sieben Kilometer vom Zentrum entfernt. Es wurde innerhalb von 11 Jahren von 1920 bis 1931 auf einem steilen Hügel errichtet und ist über eine steile Treppe erreichbar. Die aufwendige Architektur und vor allem die farbenfrohe Innenausstattung der Grabkammer beeindruckten uns sehr. Auch die vielen Statuen wirken sehr imposant und geben ein tolles Fotomotiv ab. Der Eintritt kostet 100.000 VND pro Person (Stand 2017) und geöffnet ist das Grab täglich von 7 Uhr bis 17.30 Uhr.
Thien Mu Pagode
Letzter Anlaufpunkt war die Thien Mu Pagode, ein buddhistisches Kloster, welche mit seinen sieben Stockwerken die höchste Vietnams ist. Aufgrund seiner Bekanntheit ist die Pagode auch ein Magnet für Touristen. Sie befindet sich direkt am Parfüm-Fluss und liegt in einem hübsch angelegtem Garten. Die Anlage, welche heute als Kloster genutzt wird, kann jeder Zeit besichtigt werden und der Eintritt ist kostenfrei.
Geschafft vom Kulturprogramm und der Wärme, suchten wir uns ein schattiges Plätzchen, aßen eine Pomelo und entspannten, bevor es wieder mit dem Roller ins Stadtgetümmel zurück zum Ausgangspunkt ging. Die Tour war auf jeden Fall ein Erlebnis und hat sich für uns gelohnt.
Die Bus-Tickets
Unsere Bus-Tickets nach Laos haben wir gleich am ersten Tag in Hue besorgt, um diese sicher zu haben. Zum Busbahnhof gingen wir zu Fuß, um gleich einen Eindruck von der Stadt zu bekommen. Wir haben vorher im Internet herausgefunden, dass von hier aus die Busse direkt nach Laos über die Grenze fahren sollen. Bis wir die richtige Verkaufsstelle gefunden hatten, verging eine Weile. So etwas wie einen gewöhnlichen Ticketschalter sucht man hier vergebens. Wir fragten uns durch und fanden uns in einem kleinen Raum bei einer nicht englisch sprechenden Frau wieder. Eigentlich wollten wir so etwas wie VIP-Tickets oder einen Nachtbus mit Liegen haben, da wir schon reichlich negative Berichte über die Busfahrten nach Laos gelesen hatten. Auf Grund von Verständigungsproblemen konnten wir der Frau allerdings nur das Ziel klar machen. Mit Mühe und einem Kalender konnten wir noch das Abfahrtsdatum und die Uhrzeit aushandeln. Am Ende hielten wir zwei Tickets für den 13.11. in den Händen, ohne zu wissen, was uns genau erwartet und wie der Grenzübergang ablaufen wird. Pro Person bezahlten wir umgerechnet etwa 11€ und werden bestimmt auch den ganzen Tag unterwegs sein. Für den Weg zurück nahmen wir uns ein Taxi und stärkten uns mit einer Nudelsuppe in einer kleinen Garküche.
Der Tag der Abreise ist gekommen…
Etwas nervös gingen wir den Tag der Abfahrt an, da wir überhaupt nicht wussten, was uns erwarten sollte. Der Wecker klingelte sehr früh, wir sammelten unsere sieben Sachen zusammen und gingen nach unten. Der Vater der Familie war schon wach und rief uns ein Taxi, welches auch sofort um die Ecke bog. Wir hofften, dass unsere letzten Scheine noch bis zum Busbahnhof reichten, was sie zum Glück auch taten. Überpünktlich kamen wir an und waren fast die ersten am Bus. Wir kauften noch Baguettes und gaben damit unser letztes Geld aus. Nur leider kostete die Toilette noch was. Ich ging trotzdem noch einmal, da es im Bus natürlich keine Möglichkeit mehr geben wird und stahl mich schnell an der Toilettenfrau vorbei, welche das Geld einkassieren wollte.
Wir schafften unsere Sachen in den Bus und staunten nicht schlecht. Überall im Fußbereich waren schon Obstkisten gestapelt, wodurch die eh schon eingeschränkte Beinfreiheit noch mehr abnahm. Auf der Rückbank lagen bereits Reissäcke und Diverses. Wir schmissen unsere Rucksäcke mit dazu und suchten uns einen Platz. Nun hieß es draußen warten, bis alle eingetrudelt und der Bus vollgeladen war. Nach und nach wurden neue Kisten und Säcke voll Ware gebracht, die im Gepäckfach verstaut wurden. Patrick war ein begehrtes Fotomodell und posierte mit dankbaren Vietnamesen vor der Kamera. Wir hatten sogar einen Busbegleiter, der in seinem Anzug aussah wie Mafiosi. Leider blieben wir zu unserem Bedauern die einzigen Backpacker.
Eine Busfahrt, die ist lustig
Etwas verspätet ging die lustige Busfahrt los und je näher wir der Grenze in Dong Ha kamen, desto aufgeregter wurden wir. Überall hielten wir, um weitere Personen einzusammeln oder Ware entgegen zu nehmen. Dabei war uns ein Rätsel, woher die Leute wissen, wann der Bus an der Stelle vorbei kommen soll und wie sie den Bus als solchen überhaupt erkennen. Unterwegs wurde einmal kurz gehalten für eine Pinkelpause. Es gab jedoch keine Toiletten, sondern man verschwand entweder im Busch an der Hauptstraße oder man entledigte sich gleich direkt am Bus. Zum Glück mussten wir noch nicht. Zwischendurch kamen auch einige Damen in den Bus, die Snacks verkaufen wollten – für uns allerdings undefinierbare Dinge.
Irgendwann stieg dann auch eine Frau zu, die Geld tauschen wollte. Davon hatten wir in ausgiebigen Recherchen schon gelesen, wovon aufgrund eines schlechten Wechselkurses abgeraten wurde. Wir hatten eh kein Bargeld mehr und wimmelten die aufdringliche Dame ab. Wir verließen uns darauf, dass es an der Grenze einen Geldautomat und eine Bank geben soll. Das Visum, welches wir uns an der Grenze ausstellen lassen müssen, soll in USD bezahlt werden. Somit ergab sich für uns das Problem, wie wir an die Währung kommen sollen. In Laos bezahlt man mit Kip und wir erhofften uns, dass wir alternativ damit das Visum bezahlen können. Kurz vor der Grenze hielten wir bei einer Tankstelle und wussten nicht, was jetzt passieren wird, da wir auch keinerlei Info bekamen. Somit warteten wir im Bus und beobachteten das Treiben um uns herum, bis es endlich weiter ging…