Das nächste südostasiatische Land wartete darauf, von uns erkundet zu werden. Hanoi ist, gemessen an der Einwohnerzahl, mit seinen etwa acht Millionen Einwohnern (2019) nach Ho-Chi-Minh-Stadt die zweitgrößte Metropole des Landes. Die „Stadt innerhalb der Flüsse“, wie sie übersetzt heißt, ist Vietnams kulturelles und historisches Zentrum. Hanoi liegt im Norden des Landes am Delta des Roten Flusses. Südostasiatische, chinesische und französische Einflüsse prägen das heutige Stadtbild und die Kultur von Hanoi.
Am 30. Oktober landeten wir in Vietnams Hauptstadt Hanoi und waren sehr gespannt, was uns hier erwartet. Der Noi Bai International Airport liegt etwa 35 km nördlich vom Stadtzentrum Hanoi entfernt. Die Einreise funktionierte ohne größere Probleme. Als deutscher Staatsbürger hat man die Möglichkeit visumsfrei für 15 Tage einzureisen. Achtung: Jedoch wurde dies aktuell seit dem 12. März 2020 vorübergehend aufgehoben. Wir hatten im Voraus unsere E-Visa über die offizielle Webseite der vietnamesischen Einwanderungsbehörde beantragt. Somit durften wir für 30 Tage das Land bereisen. Zum Glück bemerkten wir bei der Passkontrolle, dass das Ausreisedatum beim Stempel falsch eingetragen wurde. Wir zeigten unsere E-Visa und der Fehler wurde kurzerhand korrigiert. Also immer noch einmal den Pass überprüfen bei der Einreise!
Der nächste Schritt ist immer, wenn wir in einem neuen Land angekommen sind, Geld abzuheben. Wir hatten, wie auch andere Deutsche, einige Probleme mit unseren Kreditkarten. Als wir alle Geldautomaten durchprobiert hatten und uns keiner Geld ausspucken wollte, waren wir schon kurz vorm Verzweifeln. Doch zum Glück hatten wir für einen Notfall wie diesen unsere guten, alten Sparkassen-Karten dabei, denn diese funktionierten eigenartiger Weise. Wir hoben beide jeweils 2.000.000 Dong ab und fühlten uns wie Millionäre (1€ = 28.346 VND). Ab jetzt müssen wir etwas mehr rechnen und unsere Portmonees quollen fast über durch so viele Scheine.
Froh, endlich an Bares gekommen zu sein, kauften wir sogleich auch noch eine SIM-Karte von einer netten Frau, die uns zu sich lockte. Sicherlich wurden wir über den Tisch gezogen aber im Nachhinein war es wohl die einfachere Methode, das gleich noch am Flughafen erledigt zu haben.
Nun stand die nächste Herausforderung bevor: Wir mussten uns zu unserer privaten Airbnb-Unterkunft hinfinden. Für ein Taxi ins Zentrum zahlt man einen Festpreis, der zu dieser Zeit etwa bei 20 USD lag. Für uns Langzeitreisende ist dieser Preis natürlich viel zu hoch und wir suchten nach der Bushaltestelle. Wir fragten uns durch und fanden schließlich die nah gelegene Bushaltestelle hinter dem Taxistand. Mit der Express-Buslinie 86 gelangten wir kostengünstig und in etwa 45 Minuten ins Zentrum von Hanoi. Die Tickets gibt es im Bus für umgerechnet etwa 1,30€ pro Person, also sollte man auch etwas Kleingeld parat haben. Wer es noch günstiger möchte, gelangt mit den Linienbussen 7 und 17 ebenfalls ins Zentrum. Die Busstation befindet sich linker Hand, wenn man den Terminal verlässt. Dafür sollte man jedoch einiges an Zeit einplanen, da diese Buslinien wesentlich mehr Haltestellen bedienen. Patrick unterhielt sich die Fahrt über mit einem älteren Herrn aus Malaysia, der viel herumreist und dadurch auch zu erzählen wusste. Ich ließ die ersten Eindrücke des chaotischen Verkehrs auf mich wirken.
Aus dem Bus ausgestiegen, wurden wir auch sogleich von den dort wartenden Taxifahrern überrannt. Wir merkten sogleich, dass hier ein anderer Wind weht und alles knallhart ausgehandelt wird. Einer war besonders hartnäckig und nach längerem Diskutieren gaben wir schließlich nach und ließen uns für zu viel Geld zur genannten Adresse fahren (gleiches Anfängerproblem wie in Bangkok). Jedoch weiß man zu Beginn auch noch nicht, was normale Preise sind und was man wofür verlangen darf. Letztlich waren wir nur froh, bei unserer Unterkunft angekommen zu sein und das Taxi war für unsere Verhältnisse trotzdem sehr günstig.
Die Wohnung befand sich in einer Seitengasse, wo wir Mühe hatten, den richtigen Treppeneingang zu finden. Wir suchten eine Weile und fragten uns durch, bis wir laut Beschreibung unserer Gastgeberin bei Airbnb den richtigen Eingang vermuteten und eine enge Treppe hinaufstiegen. Ohne zu wissen, ob wir gleich bei irgendwelchen Vietnamesen in der Wohnung standen, schauten wir zur offenen Tür herein und wurden von der Haushälterin begrüßt, die gerade noch beim Sauber machen war. Lustigerweise konnte diese ein wenig Deutsch sprechen und kannte sogar Leipzig, da sie in der DDR für ein paar Jahre als Facharbeiterin in Dresden gelernt und gearbeitet hatte. Wir kamen die Tage in einer Wohnung unter, die zwei Gästezimmer enthielt und mit gemeinschaftlichen Wohn- und Esszimmer sowie Bad und Küche ausgestattet ist. Bis auf eine Nacht, in der abends unerwartet zwei weitere Gäste kamen, hatten wir auch alles für uns alleine.
Ab jetzt herrscht wieder gewohnter Rechtsverkehr, soweit man dies zu erkennen vermag. Denn das ist auch das Einzige, was der Verkehr mit unserem gemeinsam hat. Regeln sind keine erkennbar. Jeder fährt, wie er denkt und versucht dabei am schnellsten durch die überfüllten Straßen zu kommen. Ampeln und Fußgängerüberwege sind nur Empfehlungen, so scheint es uns und es wird kaum Rücksicht genommen. Somit stellt das Überqueren einer Straße ein Problem dar und muss definitiv geübt sein. Man muss sich langsam hervortasten, dabei gelegentlich mit Handzeichen seine Absichten signalisieren und darf dabei keine unvorhergesehenen Bewegungen machen wie etwa Stehen bleiben oder gar Umkehren.
Es wird permanent laut und viel gehupt, um den anderen Verkehrsteilnehmern auf sich aufmerksam zu machen. Hauptverkehrsmittel sind Roller und dazwischen erkennt man ab und zu Taxis, Busse, Passanten, Rikschas und Fahrräder. Ein scheinbares Chaos, was aber auf eigenartiger Weise funktioniert, denn jeder gibt auf sein Umfeld acht. Es wird alles transportiert, was geht und davon so viel wie möglich. Es ist bemerkenswert, wie viel auf so einen kleinen Roller drauf passt und dass man sich damit noch durch den Verkehr schlängeln kann, ohne umzukippen. Mit am beeindruckendsten fanden wir um die 15 Vogelkäfige übereinandergestapelt mit Vögeln oder gar ganze Möbelstücke.
Nach einem Nickerchen hatten wir Hunger und verließen unsere Unterkunft. Noch guter Dinge wollten wir eine Straßenküche oder einen Supermarkt aufsuchen. Doch wir waren nicht mehr in Thailand, wo man an jeder Ecke etwas bekommen kann und sei es nur ein 7 11 Shop. Pünktlich 17 Uhr gerieten wir genau in die Rushhour und gefühlt war ganz Hanoi auf den Straßen unterwegs. Die über sieben Millionen Einwohner machten sich bemerkbar. Es war die Hölle los! Ein lautes Hupkonzert und ein stetiger nicht abbrechender Fluss an Rollern schob sich an uns vorbei. Dazwischen waren überall laut schreiende Schulkinder, die teilweise mit ihren Rädern wie Irre gegen den Strom fuhren. Wir waren weit und breit die einzigen Touristen.
Direkt am Straßenrand gab es „Friseursalons“, bestehend aus einem Stuhl und einem Spiegel am Baum, wo Kunden Mitten im Chaos die Haare verschnitten wurden. Undefinierbare Dinge wurden an Straßenküchen gebrutzelt. Überall wurde alles mögliche verkauft, nur nichts annähernd „normal“ Essbares für uns zwei etwas überforderten Europäer. Auf der anderen Straßenseite vermuteten wir so etwas wie Restaurants, die waren jedoch für uns unerreichbar. In den kleineren Verkaufsläden gab es auch keine Preise, wodurch wir als Touristen gefühlt immer viel mehr als die Einheimischen bezahlen sollten.
Nach längerer Suche fanden wir zumindest einen winzigen Supermarkt mit ausgepreisten Waren, welche uns für vietnamesische Verhältnisse recht teuer vorkamen. Wahrscheinlich kaufen die meisten Vietnamesen auf Märkten ihre Lebensmittel ein und essen auswärts. Wir kauften ein paar Dinge und machten uns enttäuscht zurück. Das war ein richtiger Kulturschock für uns und wir wünschten uns in dem Moment wieder zurück nach Thailand, wo alles so einfach schien und wir nur selten das Gefühl hatten, über den Tisch gehauen zu werden. Wir aßen unsere Instantnudelsuppen und gingen etwas niedergeschlagen ins Bett.
Eine Nacht drüber geschlafen und die Welt sieht schon ganz anders aus – mit der Einstellung gingen wir den nächsten Tag an. Mit dem Bus planten wir ins Zentrum zu fahren. Die Nummer 9, welche direkt vor unserer Gasse abfahren sollte, erschien jedoch auch nach längerem Warten nicht. Wir stellten uns an eine andere Haltestelle und nach kurzer Zeit kam ein anderer Bus, der uns auch zur Altstadt brachte.
Busfahren in Hanoi ist ein Erlebnis für sich und das für weniger als 30 Cent. Im Gegensatz zum Taxi spart man hier enorm viel Geld und bekommt sogar noch einiges an Unterhaltungswert geboten. Es sitzt immer eine weitere Person im Bus, welche die Tickets verkauft. Der Bus schiebt sich rasant durch den Verkehrsstrom und hupt sich seinen Weg frei. Es machen auch immer alle brav Platz, sodass man zügig voran kommt. Haltestellen werden nur kurz angefahren, sodass man ein sehr geringes Zeitfenster zum Ein- und Aussteigen hat. Bereits während der Bus noch rollt, fliegen die Türen schon auf und man muss schnell hinausspringen, da er schon wieder anfährt.
Ansonsten ist das Bussystem sehr übersichtlich und eine günstige Alternative zum Taxifahren. Weiterer großer Vorteil: Man muss nicht jedes Mal Handeln oder Diskutieren, dass der Fahrer das Taximeter anwirft. Es empfiehlt sich immer Google Maps nebenbei laufen zu lassen, um über GPS zu verfolgen, wo man sich gerade befindet. Zudem kann man natürlich auch dem Busfahrer oder Mitarbeiter sagen, wo man gerne hin möchte. Die meisten sind sehr hilfsbereit und sagen dir, wo du aussteigen sollst.
Im Zentrum angekommen eröffnete sich uns eine andere Welt im Gegensatz zu dem Wohnviertel, wo wir untergekommen sind. Wir fanden uns gleich am Hoan-Kiem-See wieder – die Seele Hanois. Es handelt sich um einen beliebten Treffpunkt bei Touristen und Einheimischen gleichermaßen sowie Erholungsort, wo Sport getrieben und Spiele gespielt werden. An jeder Ecke entdeckten wir etwas Neues. Der „See des zurückgegebenen Schwertes“, wie der Name übersetzt heißt, hat in der Mitte eine kleine Insel mit einem Schildkrötenturm, um diese sich eine alte Legende rankt. Außerdem gibt es eine weitere kleine Insel mit dem Jadebergtempel, den man über eine rote Brücke erreicht, welchen wir auch besichtigten.
Um den See herum befinden sich uns bekannte Läden und Fastfood-Ketten, es gibt zahlreiche Geschäfte, Hotels, Restaurants, Garküchen, Cafés und es wird an jeder Ecke Handel betrieben. Es ist ein Mix aus alt und modern. An einem zentralen, stark befahrenen Platz neben dem See setzten wir uns zum Durchatmen mit einem Kaffee bewaffnet auf den Balkon von Dunkin Donuts und beobachteten von oben herab den spektakulären Verkehr. Besser als jedes Kino!
Hanoi’s Altstadt „Old Quarter“ ist nicht unbedingt bekannt für seine Sehenswürdigkeiten. Es wird auch als das Viertel der 36 Gassen bezeichnet. Das Besondere sind eher das geschäftige Treiben, die bunten Märkte mit den fremdartigen Gerüchen, die vielen kleinen Gassen, das Handwerk und die uralten Traditionen, die hier teilweise noch bewahrt werden. An manchen Stellen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und wir kamen aus dem Staunen nicht wieder hinaus. Überall tollten Kinder herum und die Vietnamesen treffen sich auf eine Tasse Tee und halten ein Schwätzchen direkt an der Straße. Das Leben findet, wie fast überall in Asien, draußen statt und man ist mitten drin. Dazwischen gibt es Hostels, Streetfood Märkte und kleine Restaurants und Bars. Auch hier bricht der Verkehr nicht ab und vor allem zur Rushhour wird der Stadtbummel zu einem Hindernislauf und ein Durchkommen fast unmöglich.
Wir schlenderten des Öfteren durch das „Old Quarter“, haben uns treiben lassen und entdeckten überall etwas Neues. Hier erstanden wir auch unsere typisch vietnamesischen Spitzhüte, die uns ab da immer auf der Reise begleiten sollten (und des öfteren behinderten). Um eine Fahrt mit einer Fahrradrikscha kamen wir auch nicht drum herum und ließen uns schön touristisch durch die Straßen des „Old Quarter’s“ kutschieren.
Es war gerade Halloween und wir waren gespannt, ob und wie die Vietnamesen das hier zelebrieren. Wir hatten keine Ahnung, was uns erwartet und unsere Vorstellung wurde bei weitem übertroffen. Im ganzen Zentrum wurden Kostüme, Masken und Dekoartikel aller Art verkauft. Und die Menschen waren wie besessen und kauften jeglichen Spittel. Die Straßen waren noch voller als sonst und es herrschte regelrecht Chaos. Die meisten Vietnamese sind dabei mit dem Roller unterwegs und fahren bis an die Verkaufsstände heran. Nach kurzer Zeit brauchten wir eine Pause und flüchteten in ein kleines Restaurant.
Wir wagten uns die Tage an einige Dinge aus der vietnamesischen Küche heran, die gar nicht so schlecht waren. Im Vergleich zu Thailand (und dem Süden Vietnams) kocht man hier im Norden kaum scharf, verwendet weniger aromatische Gewürze sowie Kräuter und es gibt zum Teil sehr fleisch- und fischhaltige aber leichte Gerichte. Sehr beliebt sind Nudelsuppen aller Art namens Pho, die man gerne zum Frühstück isst, und natürlich Reis in allen Varianten. Die Vietnamesen treffen sich gerne abends und sitzen dann in größeren Gruppen auf kleinen Kinderplastikstühlen um einen großen Tisch herum. Gemeinsam wird sich aus einem großen Topf – dem Hot Pot – bedient, eine Art vietnamesisches Fondue.
Besonders Gefallen haben wir am Banh Mi gefunden, das sind verschiedenartig belegte Baguettes, ein Überbleibsel der Franzosen. Die auch hierzulande beliebten Frühlingsrollen gibt es an fast jeder Ecke in frittierter oder frischer, leichter Variante. Der vietnamesische Kaffee ist eine Besonderheit für sich. Stark aufgebrüht wird er auf süße Kondensmilch geschüttet und nach Wunsch mit Eiswürfeln serviert.
Abends liefen wir manchmal bis nach Hause und lernten dabei noch ein paar andere Gegenden kennen und entdeckten interessante Dinge. In Asien waren wir sehr häufig zu Fuß unterwegs, da es einfach spannend ist, durch weniger touristische Ecken zu kommen. Ein starker Kontrast zum Old Quarter bildet das Französische Viertel, das aus der französischen Kolonialzeit stammt Die Alleen und Straßen sind großzügig angelegt und man findet hier prunkvolle Häuser, an denen man den europäischen Einfluss erkennt. Es gibt große, pompöse Plätze, eine Einkaufsstraße mit teuren Labels und überall steht Wachpersonal herum. Man würde nicht vermuten, so etwas in Hanoi vorzufinden und es passt auch nicht so recht ins Stadtbild.
Unser Weg führte uns weiter an einer Leninstatue vorbei mit einem interessanten Platz davor. Hier fuhren viele Kinder mit elektronischen Autos herum, Leute nahmen an einem Salsa Kurs teil und die Jugend studierte einen Hip-Hop-Tanz ein. Eine bunte Vielfalt, die uns gerne zum Verweilen einlud.
Das Wasserpuppentheater
Ein besonderes Erlebnis stellte für uns der Besuch des berühmten, über 1000 Jahre alten Wasserpuppentheaters namens Thang Long dar. Farbenfrohe Holzpuppen und Tier- sowie Fabelwesen bewegen sich über unsichtbare Fäden auf dem Wasser und geben dabei Szenen aus dem vietnamesischen Alltag wieder. Untermalt wird das ganze mit traditionellen Klängen und Musik. Vorführungen finden täglich fünf mal statt, jeweils um 15 Uhr, 16:10 Uhr, 17:20 Uhr, 18:30 Uhr und 20 Uhr. Die Tickets einfach direkt an der Kasse kaufen. Es gibt drei verschiedene Preiskategorien je nach Lage des Sitzplatzes, die zwischen 100.000 und 200.000 VND liegen.
Der Ba-Dinh-Platz und das Ho-Chi-Minh-Mausoleum
Wenn man in Hanoi ist, kommt man um einen Besuch des Ba-Dinh-Platzes und des Ho-Chi-Minh-Mausoleums nicht herum. Das riesige imposante Gelände stellt das politische und zeremonielle Zentrum der Hauptstadt dar. Hier verlas Onkel Ho, wie der kommunistische Führer liebevoll vom Volk genannt wird, am 2. September 1945 vor einer halben Million Menschen die Unabhängigkeitserklärung.
Leider hatte das Mausoleum zu der Zeit geschlossen, da jedes Jahr der einbalsamierte Leichnam zur Pflege nach Russland geschickt wird. Ansonsten kann man jeden Tag, außer Montag und Freitag, von 8-11 Uhr kostenlos das Mausoleum betreten. Dafür statteten wir noch dem ehemaligen Präsidentenpalast und dem Haus Ho Chi Minhs, die letzte Wirkungsstätte des Präsidenten, einen Besuch ab.
Zwischen dem Museum und dem Mausoleum befindet sich ein weiteres Wahrzeichen Hanois – die sogenannte Ein-Säulen-Pagode. Diese sehr sehenswerte Pagode wurde im 11. Jahrhundert errichtet, ist gerade mal 3qm groß und wird nur von einer Säule getragen.
Das Hoa-Lo-Gefängnis
Eine Besichtigung des „Hanoi Hilton“, des Hoa-Lo-Gefängnisses, ließen wir uns auch nicht entgehen. Das heutige Museum soll an die vietnamesischen sowie amerikanischen Kriegsgefangenen, die unter französischer Herrschaft inhaftiert und gefoltert wurden, erinnern. Daneben ragt heute ein exklusives Hotel empor und bildet einen starken Kontrast zu dem geschichtsträchtigen Ort.
Hanoi’s Train Street
Besonders spannend fanden wir die alten Zuggleise unterhalb des Hauptbahnhofs, welche direkt durch ein Wohnviertel hindurchführen und die Häuser nur wenige Zentimeter bis an die Schienen herangebaut wurden. Sie wurde 1902 gebaut und stammt aus der französischen Kolonialzeit. Heute nennt man die kurze Strecke „Train Street“ und es handelt sich um einen beliebten Spot bei Touristen. Die Menschen leben hier wie selbstverständlich auf den Gleisen – sie hängen ihre Wäsche auf, kochen, trinken, schwatzen, handeln, die Kinder spielen. Wenn dann zweimal am Tag der Zug vorbeifährt, wird routinemäßig alles schnell weggeräumt und man verschwindet in der Wohnung. Jedoch mussten die Touristen-Cafés entlang der Train Street nach einigen Vorkommnissen seit dem Oktober 2019 schließen.
Auf dem kleinen Bahnhof Long Bien kauften wir unsere Zugtickets für die Weiterreise nach Hai Phong, von wo aus wir auf die Insel Cat Ba übersetzen wollen, um uns die Ha Long Bucht anzuschauen. Der Bahnhof besteht aus einem Gleis und einer winzigen Wartehalle, wo wir die Tickets für den nächsten Tag erstanden haben. Wir freuten uns schon auf die Zugfahrt, da der historische Bahnhof und die Gleise sehr abenteuerlich aussahen.
Mit einer Stunde Verspätung aufgrund eines Unfalls kam unser Zug lautstark eingefahren und wir liefen direkt über die Gleise zu unserem Waggon. Man musste sich und sein Gepäck erst noch über eine steile Treppe in den Zug hieven, bis wir auf unseren recht bequemen Sitzen Platz nehmen konnten. Ältere oder körperlich eingeschränkte Personen haben hier keine Chance hinein zu kommen. Nach kurzem Warten, bis es alle in den Zug geschafft haben, tuckerten wir langsam und wankend entlang von Wohnhäusern, Hinterhöfen, über Brücken und Flüsse und ließen diese quirlige, faszinierende Stadt hinter uns. Am Ende konnten wir uns schließlich doch mit Hanoi anfreunden und hätten noch weitere Tage hier verbringen können, um tiefer in die Geschichte und Kultur einzutauchen.