Unser nächstes Ziel war Cát Bà, die größte Insel in der Halong Bucht und Ausgangspunkt einer jeden Bootstour. Und darauf freuten wir uns schon ganz besonders. Denn die Gegend um die Halong Bucht ist nicht für umsonst bekanntester Anlaufpunkt in Vietnam und seit 1994 UNESCO-Weltkulturerbe. Wenn ihr mehr über eine mehrtägige Bootstour in die Halong Bucht erfahren wollt, dann klickt bitte hier.
Von Hanoi, Long Bien Bahnhof, gelangten wir bequem mit dem Zug nach Hai Phong, der drittgrößten Stadt Vietnams. Diese Art des Reisens in Vietnam können wir euch wärmstens empfehlen. Es ist definitiv ein Erlebnis für sich, es ist kostengünstig und gemütlich. Wir bezahlten umgerechnet etwa 8€ pro Person für das Zugticket und kauften diese direkt vor Ort am Bahnhof Long Bien in Hanoi. Die Züge verkehren viermal am Tag zwischen Hanoi und Hai Phong.
Nach bereits zwei Stunden erreichten wir den Bahnhof Ga Hải Phòng in Hai Phong. Als wir ausstiegen verfielen zunächst in einen Lachanfall. Mit uns aus dem Zug trat eine Frau, die eine Reisetasche in der Hand hatte, aus der eine Gans und ein Huhn herrausschauten. Was hier vollkommen normal scheint, ist für uns Europäer ein besonderer Anblick. Sie stieg dann auf einen Roller, wo ihr Mann und Kind drauf saßen und so fuhren sie mitsamt Gefieder von dannen.
Wir machten uns vom Bahnhof die knapp zwei Kilometer zu Fuß auf den Weg zum Hafen Phà Bính. Hier kauften wir unsere Tickets zur Cát Bà Island, der Ausgangspunkt für Touren in die weltberühmte Halong Bucht. Da hier viele Touristen vorbeikommen, gibt es auch viele Schlepper und Abzocker, wie so oft an solchen Punkten. Diese Leute, die vor dem offiziellen Hauptschalter sitzen und dir angeblich „günstiger“ Tickets verkaufen wollen, gilt es einfach zu ignorieren. Eine Fahrt mit der Fähre kostet 90.000 VND, umgerechnet circa 3,30€ pro Person (Stand 2017).
Da wir noch etwas Zeit hatten und hungrig waren, setzten wir uns in ein kleines Café und aßen Banh Mi. Als die Rechnung kam, staunten wir nicht schlecht. Wir sollten nahezu das Doppelte bezahlen als in der Karte ausgepriesen. Wir hatten in Vietnam gelernt, immer schön mitzurechnen, da sich des Öfteren kleine Fehler mit einschleichen. Doch das, was wir hier angeblich bezahlen sollten, war schon unverschämt. Wir korrigierten kurzerhand die Rechnung und zeigten den Preis, den wir eigentlich zahlen sollten. Die Frau verzog ihr Gesicht und gab widerstandslos nach.
Empört, über so viel Unverfrorenheit, gingen wir zu unserem Boot. Die Fahrt dauerte in etwa eine Stunde und als wir in den Hafen Bến tàu auf Cát Bà Island einfuhren, sahen wir sofort die Folgen des ansteigenden Tourismus. Hotel an Hotel reihten sich entlang der Bucht und es lagen ganz viele Touristenboote im Hafen. Nach einer Weile machten wir dazwischen unser unscheinbares Hotel Trung Hoa ausfindig. Wir hatten sehr günstig ein Zimmer mit Meeresblick und Frühstück für gerade mal 12€ pro Nacht erstanden.
Das Zimmer war einfach und etwas in die Jahre gekommen, hatte dafür ein riesiges Panoramafenster zu bieten mit wunderschönem Blick in die Bucht. Das eigene kleine Badezimmer mit Duschkopf über der Toilette war zweckmäßig und ausreichend für uns. Wir gingen noch in eines der zahlreichen Restaurants zu Abend essen, bevor wir uns Schlafen legten.
Am nächsten Morgen gingen wir ohne große Erwartungen zum Frühstück nach unten. Der Hotelbesitzer fragte uns: „Banana-Pancakes?“ und wir sagten beide „Ja“. Dazu gab es ein Glas vietnamesischen Kaffee und der Tag konnte starten. Wir entschlossen uns mit dem Bus zum Cát Bà Nationalpark zu fahren. Der Bus holte uns direkt am Hotel ab. Wir mussten einmal umsteigen und fuhren mit dem überfüllten Schulbus weiter. Am Eingang vom Nationalpark wurden wir hinaus gelassen, bezahlten den Eintritt von umgerechnet 1,50€ pro Person und machten uns zum einstündigen Aufstieg zur Aussichtsplattform auf.
Der Weg dort hin führte durch Dschungel und war gut ausgeschildert. Es gab nicht allzu viel zu sehen und für einen Nationalpark lag leider recht viel Müll herum. Doch oben angekommen bot sich uns ein fantastischer Ausblick über die Wälder und Berge. Somit hatte sich der Aufstieg für uns definitiv gelohnt. Wir genossen noch ein wenig die Aussicht und machten uns zurück zum Abstieg. Zum Glück hatten wir unsere Wanderschuhe an, da es mitunter sehr felsig und steil wurde.
Unten angekommen genehmigten wir uns noch ein kühles Getränk und entschlossen uns zur nahe gelegenen Trung Trang Höhle zu laufen. Die Tickets für den Cát Bà Nationalpark beinhalteten auch den Eintritt für diese. Der Weg hatte sich auf jeden Fall gelohnt, da die Höhle sehr beeindruckend war. Wir waren fast die Einzigen und liefen mehrere hundert Meter in das Innere, bis wir am anderen Ende den Ausgang im Dschungel erreichten.
Nun hieß es schnellen Schrittes zurück zum Nationalpark-Eingang zu laufen, da wir vermuteten, dass hier auch wieder der Bus halten wird. Denn so etwas wie eine Haltestelle oder gar einen Fahrplan sucht man hier vergebens. Zum Glück hatten wir zuvor eine Schülerin im Bus gefragt, wann ungefähr der letzte vorbeikommen wird. Wir waren pünktlich und warteten eine ganze Weile auf den Bus. Unsere Hoffnung schwand mit jeder Minute allmählich dahin. Als er dann irgendwann doch noch erschien, waren wir sehr erleichtert.
Cát Bà Island ist kein Badeparadies und lange, einsame Sandstrände darf man hier nicht erwarten. Es gibt die drei Cat Co Strände, die alle zu Fuß von der Touristenmeile erreichbar sind. Cat Co 1 und 3 Beach sind jedoch von einem Hotelkomplex umschlossen und werden auch von diesem vereinnahmt. Cat Co 2 Beach hingegen ist ein öffentlicher Strand. Alle drei sind eher kleinere Buchten und sind dadurch schnell überlaufen von Touristen und Einheimischen. Sucht man mehr Ruhe und Natur, lohnt es sich einen Roller zu mieten und die Küstenstraße im Westen der Insel abzufahren.
Wir entschieden uns zu Fuß zu einem etwas abgelegenen Strand zu laufen. Diesen haben wir über Google Maps ausfindig gemacht und wussten daher nicht, ob es überhaupt möglich sein wird. Zunächst führte noch ein kleiner Weg durch den Wald, wo es wunderbare Schmetterlinge gab. Doch dieser wurde allmählich schmaler und zugewachsener. Nur mit Flip Flops an den Füßen kämpften wir uns nach und nach durch das Dickicht, kletterten über Felsen und wurden von Mücken zerstochen. Bald hörten wir das Meer rauschen und kurz danach betraten wir einen menschenleeren Strand.
Jedoch gab es hier sehr viel Müll, welcher vom Meer her angespült wird. Dadurch roch es auch etwas unangenehm. Die Schattenseiten vom Tourismus und ein generell großes Problem in Asien! Das trübte das Bild und die ansonsten sehr schöne Aussicht. Wir hielten uns hier eine Weile auf und kämpften uns anschließend wieder zurück in die Zivilisation.
Da wir Cát Bà Island etwas mehr erkunden wollten, mieteten wir uns einen Roller für den darauffolgenden Tag. Der Hotelbesitzer telefonierte kurz und wenige Minuten später stand ein Roller vor dem Hotel breit. Ein netter Mann gab uns kurz eine technische Einweisung, bevor wir uns in den verrückten Verkehr stürzten.
Wir fuhren hinaus aus der Stadt und kamen einige Zeit später bei einem Hostel namens „Woodstock Beach Camp“ vorbei. Hier war der Name Programm und zahlreiche junge Leute hingen in Hängematten herum, zogen einen durch und dabei lief Reggae. Wir tranken einen Eiskaffee und genossen die Atmosphäre. Hier, abseits vom Massentourismus, ging es wesentlich entspannter zu. Kurze Zeit später kam die Sonne heraus und wir setzten uns an den gegenüberliegenden Strand, an dem es überall wunderschöne Muscheln gab.
Wir fuhren weiter entlang von Reisfeldern durch wunderschöne ländliche Gegenden und entdeckten dabei das ursprüngliche Leben hier auf Cát Bà Island. Ab und zu kreuzten Ziegen- und Kuhherden die Straßen, es ging durch bergige Landschaft bis zum Meer, wo Austern gezüchtet werden. Kinder winkten uns zu und wir wurden überall freundlich gegrüßt.
Irgendwann mussten wir jedoch feststellen, dass uns das Benzin zur Neige ging und es kam keine Tankstelle. Als wir gerade durch ein Dorf fuhren, entdeckten wir ein Schild auf dem „Petrol“ geschrieben stand. Wir hielten und kurze Zeit später erschien eine Frau. Wir zeigten auf das Schild und sie verschwand beim Nachbarn. Danach kam sie mit einer PET-Flasche wieder, die mit einer gelblichen Flüssigkeit gefüllt war – hoffentlich Benzin. Wir handelten noch kurz den Preis aus, „tankten“ und weiter ging die Fahrt. Irgendwann mussten wir leider wieder umkehren, da es allmählich dämmerte und es ganz schön frisch wurde.