Nach den letzten wunderschönen Wochen im Golf von Thailand sowie im traumhaften Khao Sok National Park wollten wir einen Zwischenstopp auf der Inselgruppe Koh Phi Phi einlegen, bevor es für uns nach Phuket gehen sollte.
Dafür wechselten wir zur Westküste Thailands, die an der Andaman-See angrenzt. Von Koh Phi Phi hatten wir bereits viel gehört und gelesen, wobei die Reiseberichte nicht immer positiv waren. Der Film „The Beach“ mit Leonardo DiCaprio hat ihr einen gewissen Bekanntheitsgrad beschert, weshalb es hier auch zahlreiche Touristen hinzieht. Davon wollten wir uns ein eigenes Bild machen.
Bei Koh Phi Phi handelt es sich im eigentlichen Sinne um eine Inselgruppe in der Andaman-See, die zu der Provinz Krabi gehört. Dazu gehören die zwei Inseln Koh Phi Phi Don – die Hauptinsel – und Koh Phi Phi Lee. Man kann jedoch ausschließlich auf Koh Phi Phi Don übernachten, da Koh Phi Phi Lee ein geschützter Nationalpark und somit unbewohnt ist. Im Norden liegen die kleineren Inseln Ko Mai Phai und Ko Yung, welche lediglich von einigen Fischern bewohnt werden.
Da wir uns zu der Zeit in der Nähe vom Khao Sok National Park aufhielten, organisierte unser Gastgeber unserer Unterkunft „Green Mountain View“ die Weiterfahrt nach Koh Phi Phi. Von hier aus muss man schon gut einen Tag für die Anreise einplanen. Mit dem Bus gelangten wir mit einmal umsteigen zur Fährstation Klong Jilad bei Krabi. Die Fähre verkehrt hier drei mal täglich von 10.30 Uhr, 13.30 Uhr und 15.00 Uhr von Krabi nach Koh Phi Phi. Es werden aber auch andere Orte wie Ko Lanta angesteuert. Das Ticket kostete 450 Baht pro Person (Stand 2022). Nach circa zwei Stunden Überfahrt kamen wir nachmittags endlich auf Koh Phi Phi Don, an der Tonsai Bay an. Hier herrschte ein ganz schönes Gewusel am Hafen. Unzählige andere Touristen strömten mit uns auf die Insel. Wir mussten auch sogleich eine Touristen-Pauschale von 50 Baht pro Person bezahlen, um Koh Phi Phi betreten zu dürfen. Angeblich wird das Geld in die Umwelt gesteckt und um die Tonnen von Müll, die hier täglich anfallen, zu entsorgen. Am Ende des Steges warteten dann auch schon unzählige Touranbieter und Schlepper, die sich auf die ganzen Neuankömmlinge stürzten.
Ebenfalls ist die Anreise von der Insel Phuket möglich, wo es auch einen internationalen Flughafen gibt. Hier legen verschiedene Fähren und Speedboote mehrmals täglich am Rassada Pier ab. Insgesamt gibt es fünf Reedereien, die man z.B. auf der Seite directferries.de vergleichen kann. Die Überfahrt dauert je nach Anbieter zwischen ein und zwei Stunden. Die Fähre kostet direkt am Pier 600 Baht pro Person und das Speedboot liegt preislich bei 800 Baht (Stand 2022).
Ein großer Pluspunkt ist, dass es auf der kompletten Insel keine Autos und nur sehr wenige Roller gibt, die jedoch ausschließlich den Locals vorbehalten sind. Das heißt, an Touristen findet kein Rollerverleih statt. Somit bleibt einem die Möglichkeit, zu Fuß die Insel zu erkunden oder einige Unterkünfte vermieten auch Fahrräder. Eine alternative und sehr beliebte Fortbewegungsmethode sind hier die zahlreichen Wassertaxis. Kleine traditionelle Longtailboote bringen dich von A nach B oder auch auf die benachbarten, unbewohnten Inseln.
Ganzjährig herrschen im Süden Thailands tropisch heiße Temperaturen meist über 30 Grad. Auch in den Nächten kühlt es kaum ab. Die Wassertemperaturen betragen das ganze Jahr über angenehme 27 bis 29 Grad. Ideal für einen Urlaub auf Koh Phi Phi sind die Monate von November bis März. Im Übergangsmonat April wird es schon merklich schwüler. Ab Mai beginnt dann die Regenzeit, die ungefähr bis Oktober anhält. In dieser Zeit steigen die Temperaturen und Luftfeuchtigkeit aufgrund von zunehmenden Niederschlägen in unangenehme Bereiche an. Aufgrund des Monsunklimas kann das Baden zu der Zeit auch gefährlich werden.
Wir waren im Dezember 2017 zur Hauptsaison auf Koh Phi Phi. Vom Wetter her war es super – sonnig, heiß und kein Regen. Natürlich sind zu dieser Zeit auch die meisten Touristen auf der kleinen Insel und so kann es schnell ziemlich voll und laut werden. Die Preise ziehen dementsprechend auch an. Nach der Corona-Pandemie hat sich diesbezüglich natürlich einiges geändert. Seit Beginn 2022 läuft der Tourismus nach einer 2-Jährigen Pause langsam wieder an. Es dürfte somit noch wesentlich entspannter zu gehen, bis der Tourismus wieder anzieht.
Da wir im Voraus diesmal keine Unterkunft gebucht hatten, holten wir direkt vor Ort ein paar Infos ein. Bisher war es in Thailand auf den Inseln immer so, dass wir gleich am Pier von den Locals angesprochen wurden wegen einem Taxi, einer Unterkunft, einer Tour etc. Deshalb findet man immer auch vor Ort eine Möglichkeit irgendwo unter zu kommen. Entspannter ist es jedoch, vor allem nach einem langen und anstrengenden Anreisetag, sich bereits vorher um eine Unterkunft gekümmert zu haben. Hier auf Koh Phi Phi gab es sogar einen Bereich, wo verschiedenste Unterkünfte mit Bildern und Infotafel vermittelt wurden. Es dürfte für jeden Geldbeutel und Bedarf etwas dabei sein. Wir entschieden uns für eine in unser Budget passende Hütte in der Nähe vom Ort. Leider war vieles zu der Zeit bereits ausgebucht, da vor Weihnachten Hauptsaison ist. Andere Resorts und Hotelanlagen, die etwas abgelegener sind, kosteten zu viel für uns. Da es auf der Insel keine Straßen und Autos gibt, erreicht man diese oftmals nur mit Hilfe von teuren Wassertaxis.
Wir buchten uns eine einfache traditionelle Bambushütte bei Phutawan Bamboo Bungalow. Nach einer Weile warten kam unser „Porter“, der unsere Rucksäcke auf einen Lastenkarren legte und uns durch die Straßen und Gassen zu unserer Unterkunft führte. Das letzte Stück wurden wir von einem kleinen Fahrzeug abgeholt, das uns mit den Rucksäcken den etwas steilen Hügel hinauf fuhr. Ohne Abholservice hätte es mit dem Gepäck in der Hitze anstrengend werden können und der Weg ist sicherlich auch nicht so leicht zu finden. Aber sonst stellte der Fußmarsch für uns bis in den Ort oder zum Strand keine Hürde dar. Unsere Hütte war für uns vollkommen ausreichend, hat jedoch keinen besonderen Comfort geboten. Trotz der Entfernung zum Hauptort des Geschehens, drang die laute Partymusik in den Nächten bis zu uns vor und ließ uns nur schwer in den Schlaf finden. Wer es etwas ruhiger mag, für den ist es vor allem in der Hauptsaison ratsam, sich eher etwas außerhalb des Ortes Tonsai zu suchen.
Die Insel Koh Phi Phi Don ist mit ihren 8 km Länge und 3,5 km Breite sehr überschaubar. Eine schmale Landbrücke unterteilt die Insel in zwei Bereiche. Auf diesem schmalen Bereich befindet sich der größte Ort Tonsai Village, wo sich der Tourismus konzentriert. Unvorstellbar aber genau hier traf am 26. Dezember 2004 die riesige Tsunamiwelle ein und hatte mit sich alles zerstört und über 800 Menschenleben gekostet.
Wenige Monate nach dem Tsunami kamen bereits die ersten Touristen auf die Insel und die Besucheranzahl stieg von Jahr zu Jahr rasant an. Bis Anfang 2020 waren es einfach zu viele Urlauber für die kleine Insel, worunter das ganze Ökosystem und die umliegenden Korallenriffe sichtlich litten. Wir wurden auch bereits im Voraus von anderen Reisenden vorgewarnt, nicht die Insel anzusteuern. Im Nachhinein bereuten wir unsere Entscheidung, nicht darauf gehört zu haben.
Unser erster Eindruck vom Ort Tonsai war schockierend. Es war laut, voll und schmutzig. Überall gab es Geschäfte, Tattoo-Läden, Cafés, Supermärkte, Kneipen und Clubs. Etwas außerhalb begann sich dann der Müll zu stapeln und ganze Möbel, Elektrogeräte sowie anderer Schrott lagen in der Gegend herum. Wir kamen an einem Fluss vorbei oder besser gesagt das, was noch davon übrig geblieben ist. Eine schwarze, stinkende Brühe verlief direkt zum Strand, wo sich die Touristen tummelten. Die Abwasser- und Müllentsorgung schien einfach komplett überlastet zu sein.
Wir folgten von unserer Hütte aus den dröhnenden Bässen und kamen am Strand heraus. Dort bot sich uns ein furchtbarer Anblick. In einem winzigen Pool machten viel zu viel leicht bekleidete, betrunkene Jugendliche Party wie am Ballermann. Der komplette Strand ist zugebaut und bietet keinen allzu schönen Anblick. Da wir uns hier überhaupt nicht wohl fühlten, entschieden wir uns eher als ursprünglich geplant abzureisen. Wir änderten das Rückfahrt-Datum unserer Fährtickets um und suchten uns eine Art Straßenküche. Das war gar nicht so einfach, etwas halbwegs günstiges zu finden. Die Preise waren für thailändische Verhältnisse viel zu überteuert. Hier wimmelte es von Pauschaltouristen und es gab auffällig viele Osteuropäer. Als es dunkel wurde, füllten sich die Straßen mit immer mehr Menschen. Wir liefen langsam zurück zu unserer Hütte. Bis spät in die Nacht hörten wir noch die Musik. Koh Phi Phi ist leider zu einer reinen Partyinsel für Pauschaltouristen verkommen und hat dadurch komplett ihren Charme verloren.
Als dann die Pandemie kam, brach der Tourismus komplett ein. Von einem Tag auf den anderen legten keine Touristenboote mehr auf Koh Phi Phi an. Für die Einheimischen hatte dies natürlich weitreichende Folgen. Die Wirtschaft, die vom Tourismus lebt, kam zum erliegen und viele Thais sahen sich gezwungen, auf das Festland zu gehen, um eine alternative Verdienstmöglichkeit zu finden. Während dieser zwei Jahre hatte die Natur Zeit sich zu erholen. Diese Regenerationsphase war längst überflüssig geworden.
Für das Hauptausflugsziel auf der kleineren Insel Koh Phi Phi Lee, die Maya Bay (bekannte Bucht aus „The Beach“), entschieden wir uns dagegen. Die Preise für die Touren waren uns zu teuer, nur damit wir uns mit zig anderen Touristen einen Strand anschauen. Die Schönheit der Bucht verliert dadurch für uns sowie so seinen Zauber und der Massentourismus hat für uns nichts mit einem Naturparadies zu tun. Wir verstanden sowie nicht, wieso so viele Menschen immer zu solchen Filmkulissen hin pilgern müssen. In Thailand gibt es so viele schöne und weitaus weniger touristische Orte, die es sich viel mehr lohnt anzuschauen.
Im Nachhinein hat die thailändische Regierung ab 2018 beschlossen, zum Schutz der Natur die Maya Bay für Besucher zu schließen. Die einzig richtige Reaktion. Aus den anfänglichen einigen Monaten wurden am Ende mehr als drei Jahre. Seit dem konnte sich das Ökosystem und die Korallen merklich erholen. Mit etwas Glück kann man heute sogar wieder Schwarzspitzen-Riffhaie im glasklaren Wasser sehen. Ab dem 1. Januar 2022 ist die Bucht für den Tourismus geöffnet.
Wer sich dafür entscheidet, die Maya Bay zu besuchen, sollte auf jeden Fall versuchen, so zeitig wie möglich dort zu sein. Mit einem privaten Wassertaxi kann man sich früh am Morgen zu der Insel Koh Phi Phi Lee bringen lassen. So umgeht man dann den Strom an Pauschaltouristen, die mit großen Booten auf die Insel gekarrt werden. Der Ausflug zur Maya Bay lässt sich dann noch mit dem Besuch weiterer Spots sowie Schnorchelausflüge verbinden. Eine Tour beinhaltet weitere Ziele wie die Pi Leh Lagune, Bamboo Island oder der Monkey Beach. Zudem werden auch Tagesausflüge von der Insel Phuket aus angeboten.
Seit der Neueröffnung gelten für einen Besuch strengere Regeln. In der Zeit von 7 bis 18 Uhr ist Maya Bay offen und die Besucheranzahl ist pro Stunde auf 375 begrenzt. Die Besuchszeit des Strandes ist dabei auf eine Stunde beschränkt. Für ausländische Touristen wird ein Eintritt in Höhe von 400 Baht verlangt (Stand 2022), das für den Naturschutz eingesetzt werden soll. Baden ist in der Bucht zum Glück nicht gestattet und wird auch streng kontrolliert. Lediglich mit den Füßen darf man für ein Foto ins Wasser. Die Bucht wird nicht mehr direkt von den Booten angefahren, sondern von der anderen Seite. Über einen angelegten Holzsteg gelangt man dann durch den Dschungel zum Strand. Hinweisschilder deuten zudem darauf hin, was zu beachten und verboten ist.
Uns stand nun ein Tag zur Verfügung, um uns auf Koh Phi Phi ein wenig umzuschauen. Wir wollten der Insel zumindest eine Chance geben und planten einen kleinen Ausflug. Nach dem Frühstück in der Nähe unserer Unterkunft machten wir uns zu Fuß auf dem Weg zu verschiedenen Aussichtspunkten der Inseln. Der Weg führte einen kurzen aber steilen Aufstieg nach oben und war ganz gut ausgeschildert. Zunächst kommt man am View Point 1 (siehe Google Maps) vorbei, den man auch gerne auslassen kann, und erreicht bald darauf den beliebtesten Aussichtspunkt der Insel – den View Point 2. Hier trafen wir natürlich ebenfalls auf zahlreiche andere Besucher, die ein Erinnerungsfoto für das Urlaubsalbum schossen. Vom View Point hat man einen sehr schönen Überblick auf die zwei Buchten des Hauptortes Tonsai Village mit der Form eines Schmetterlings. Die Aussicht kostete uns 30 Baht pro Person und das Ticket gilt für den View Point 1 und 2. Noch ein Stück weiter und mit 176 Metern auch der höchste Aussichtspunkt auf der Insel, ist der View Point 3. Hier gibt es ein paar weniger Touristen, dafür umso mehr Moskitos.
Nachdem wir wie die anderen unsere obligatorischen Urlaubsbilder geschossen hatten, schauten wir uns noch ein wenig um. Wir kamen auf eine Art Wanderweg und verfolgten diesen weiter in den Dschungel hinein.
Hier her hatten sich schon weniger Touristen verlaufen. Nach einer Weile gelangten wir zu einem heruntergekommenen Resort, das leer zu stehen schien. Wahrscheinlich die Folgen des Tsunamis. Wir liefen hindurch und gelangten über den Strand zur nächsten weitläufigen Hotelanlage. Diese war bewirtschaftet und wirkte höherklassig. Hierher gelangte man ausschließlich mit dem Boot. Trotz der Abgeschiedenheit war dies kein einladender Ort, seinen Urlaub zu verbringen. Der Strand war nicht schön und eignete sich weniger fürs Baden. Man konnte sich eigentlich nur in der Anlage aufhalten, da Bauruinen auf der einen Seite und ärmliche Behausungen, wo das Personal untergebracht war, auf der anderen Seite angrenzten. Letzteres entdeckten wir direkt hinter dem gepflegten Resort. Die Einheimischen leben hier in einfachen Hütten zwischen Dreck und Müll. Wir kamen immer wieder an Hinweisschildern vorbei mit der Aufschrift „Tsunami Evacuation Route“, welche an die Katastrophe erinnerten. Bis jetzt konnten wir der Insel nicht viel abgewinnen – im Gegenteil, der erste Eindruck hatte sich nur noch verstärkt.
Irgendwann kamen wir an einem Strand raus, wo ein paar Taxi-Boote standen. Wir wurden angesprochen, ob wir wohin fahren wollen. Da wir uns schon ein gutes Stück vom Ort wegbewegt hatten und gar nicht mehr so recht wussten, wie wir eigentlich zurück kommen sollten, entschieden wir uns mitzufahren. Nachdem wir den hochangesetzten Preis etwas gedrückt hatten, einigten wir uns, dass wir zunächst an einer Bucht zum Schnorcheln halten und anschließend zurück fahren werden. Fürs Schnorcheln hatten wir eine halbe Stunde Zeit.
Wir waren natürlich nicht das einzige Boot in der kleinen Bucht. Es war viel zu viel los und jeder warf seinen Anker in das Riff, wodurch natürlich die Korallen zerstört wurden. Wir versuchten das Drumherum auszublenden und genossen für den kurzen Moment die Unterwasserwelt. Das Wasser war herrlich warm und klar und wir konnten einige bunte Fische sehen.
Als die Zeit um war, fuhren wir Richtung Hafen und wurden dort am Strand herausgelassen. Den restlichen Tag brachten wir auch noch rum, indem wir durch den Ort schlenderten. Wir hatten aber bald genug gesehen und waren erleichtert, dass es für uns am nächsten Tag weiter gehen soll Richtung Phuket.