Unsere Zeit in Chiang Mai geht zu Ende und wir wollen weiter in den Nord-Westen von Thailand in die Berge aufbrechen.Wir freuten uns schon auf eine ruhige und entspannte Woche ohne Großstadtverkehr in der Kleinstadt Pai in der Provinz Mae Hong Son. Doch zunächst steht uns eine abenteuerliche Fahrt mit einem Minibus durch die Berge bevor. Für 300 THB kauften wir die Tickets und warteten. Wir machten unseren Bus im Wirrwarr ausfindig, unser Gepäck wurde oben auf das Dach geschnallt, noch schnell eine Reisetablette eingeworfen und los ging die „lustige“ Fahrt. Unser Fahrer hatte es offenbar besonders eilig und musste laut hupend andere Autos, Busse und Roller in den Kurven überholen und Hunden sowie Kühen ausweichen. Zum Glück konnten wir nicht viel sehen was auf der Straße vor sich ging, wurden nur ständig im Sitz hin- und her geschleudert. 762 Kurven, 140km und drei nervenaufreibende Stunden später kamen wir erleichtert in Pai an.
Wir traten aus dem Bus und die Strapazen waren sogleich vergessen, als wir in die lebhafte Straße traten, wo soeben der allabendliche Nachtmarkt aufgebaut wurde. Mit Sack und Pack liefen wir in der Abendsonne raus aus der Stadt Richtung Unterkunft. Unser Weg führte uns entlang von Wiesen mit grasenden Kühen, einem Kloster mit Mönchen, Bananen-Plantagen, Reisfeldern und überall sprangen Hühner herum. Etwas geschockt war Janine von dem Anblick einer riesigen Spinne, eine Seidenspinne, die laut Wikipedia zu den größten Spinnenarten gehört (ausgenommen Vogelspinnen).
Als wir vor dem Schild „Good Morning Pai“ standen, fanden wir ein weitläufiges, gepflegtes Gelände mitten in der Natur vor. Wir durften hier die Zeit in einer kleinen einfachen Holzhütte verbringen, die auf Stelzen gebaut wurde – sicherlich um Schlangen und anderes Getier fern zu halten. Wir hatten eine wunderschöne, von Pflanzen und Blumen umgebene Terrasse, ein großes Bett sowie ein Bad.
Hungrig trieb es uns zurück in die Stadt zu dem Nachtmarkt. Hier haben wir ein regelrechtes Schlaraffenland vorgefunden. An unzähligen Ständen gibt es Köstlichkeiten aus der thailändischen Küche aber auch aus vielen anderen Ländern. Der vegetarische/ vegane Trend von daheim hat es sogar bis hier her geschafft. Besonders hat es uns ein Smoothie-Stand angetan, wo wir täglich für gerade mal einen Euro für 400ml unseren Vitaminhaushalt auffüllen konnten. Wir haben uns durch die verschiedenen Fruchtsorten getestet und befanden die Kombination Passionsfrucht, Ananas und Banane am besten. Aus dem kleinen verschlafenen Städtchen von einst hat sich ein bunter und quirliger Treffpunkt für Rucksacktouristen entwickelt. Überall gibt es Bars, Restaurants, Cafés, Unterkünfte, Laundries, Roller- und Fahrradverleihe, Tattoo-Studios, Massagesalons, 7 eleven-Shops und kleine Geschäfte. Und das Ganze befindet sich mitten in saftig grüner Natur umgeben von Bergen.
Der Weg nach Hause im Dunkeln war sehr aufregend. Froh, keinem größeren Insekt begegnet zu sein, kehrten wir in unsere kleine Holzhütte ein und lauschten vom gemütlichen Bett aus noch eine Weile den fremdartigen, lautstarken Geräuschen der Natur, bevor wir friedlich einschlafen konnten. Uns ist aufgefallen, dass wir hier sehr viel geträumt und weiter zurückliegende Ereignisse aufgearbeitet haben. Wir konnten an diesem Ort herunterkommen, die Anspannungen der letzten Wochen und Monate abwerfen und einfach nur in den Tag hinein leben. Außerdem genossen wir die saubere Bergluft und das wesentlich angenehmere Wetter. Nachts kühlte es ab auf ungefähr 25 Grad und tagsüber erreichte das Thermometer auch Temperaturen um die 30 Grad. Jedoch gab es hier mal richtige Sonnentage und es herrschte nicht so eine hohe Luftfeuchtigkeit wie zuvor.
Etwas außerhalb von Pai gibt es einiges zu bestaunen. Da wir jedoch keine teuren Touren buchen und die Gegend auf eigene Faust erkunden wollten, war es an der Zeit sich einen Roller zu mieten. Etwas nervös suchten wir eine seriös wirkende Verleihstation aus und buchten lieber für den Anfang eine umfassende Versicherung hinzu. Patrick bekam eine kurze Einweisung und durfte erst einmal Probe fahren, bevor es für uns los ging. Der Tacho funktionierte nicht und der Tank war fast leer. Somit mussten wir erstmal eine Tankstelle aufsuchen. Hier gibt es Personal, welches das Tanken für dich übernimmt. Einmal voll kostete uns 50 THB, gerade mal 1,30€!
Mit unserem fahrbaren Untersatz stellte sich ein kleines Gefühl von Freiheit ein und wir fuhren Richtung Berge. Erste Station war der Pai Canyon mit einer wunderbaren Aussicht. Hier prasselte die Sonne nur so herunter und es war staubtrocken. Wir fuhren ein Stück weiter zur Memorial Bridge, eine Brücke die im zweiten Weltkrieg von japanischen Soldaten gebaut wurde. Kaum zu glauben aber auf dem Weg zurück hielten wir noch an einem Erdbeerland an – eine Miniaturversion von Karls Erlebnis-Dorf.
Abends gönnten wir uns eine Massage. Patrick wählte eine Thai-Massage und Janine die Fuß- und Rückenmassage für jeweils fünf Euro und eine Stunde. Wir legten uns in einen separaten Ruheraum und herein kamen zwei kleine Thai-Frauen, die uns ordentlich in die Mangel nahmen. Es wurde geknetet, gezogen, gezupft, gepiekst und verbogen was das Zeug hält. Ab und zu ertönte ein Knacken, ein gequältes Stöhnen und Kichern – auf jeden Fall eine weitere interessante Erfahrung.
Am nächsten Tag freuten wir uns auf ein Frühstück in der Stadt – endlich mal wieder Rührei mit Toast und Avocado sowie richtigen Kaffee. Sonst gab es bisher immer Krümelkaffee oder das 3 in 1 Kaffeepulver und meistens Cornflakes dazu. Wir machten uns auf zu einem Wasserfall. Hier trafen wir verrückter Weise auf den einen iranischen Volontär vom Elefantencamp, der sein Wochenende in Pai verbringen wollte. Es fing an sich einzuregnen und wir fuhren die kleine Straße weiter, bis wir zu wunderschönen saftig grünen Reisterrassen kamen, über die eine alte Bambusbrücke führt. Der aus den Bergen aufsteigende Nebel verlieh dem Ort eine besondere Atmosphäre. Hier spazierten wir eine Weile umher und ließen die Natur auf uns wirken. Wir aßen bei einer Familie zu Mittag, die hier ein kleines Restaurant bewirtschaftet. Wir genossen die gebratenen Nudeln (Patrick verschlang gleich zwei Portionen) im Freien mit traumhaften Ausblick.
Da es etwas abgekühlt hatte und wir vom Regen nass waren, entschieden wir uns noch zu den heißen Quellen zu fahren. Der Eintrittspreis war mit 300 THB p.P. überdurchschnittlich hoch, jedoch lohnte sich die Investition. Ein warmes Bad bei 36° in den natürlichen Quellen mitten im Wald war sehr entspannend. Wir liefen auch bis zum Ursprung der Quelle hoch, wo das Wasser 100° heiß aus dem Boden heraussprudelt. Hier her kommen die Thais, um in einem Kescher ihre Eier zu kochen – ein sehr skurriles Schauspiel.
Wir nutzten die Zeit auch, um uns mit dem Thema Tattoo näher auseinander zu setzen. Es gibt hier in Pai eine große Auswahl an sehr guten Studios. Wir ließen uns im Cross Tattoo Studio beraten, machten uns vor Ort ein Bild und durchstöberten zahlreiche Ordner mit wunderschönen Zeichnungen. Janine hatte bereits genauere Vorstellungen und fand hier ein wunderschönes Motiv, welches noch individualisiert und angepasst werden musste. Nach einer Nacht Bedenkzeit wurde ein Termin ausgemacht. Jay ist eine wunderbare Künstlerin, die sehr professionell und konzentriert gearbeitet hat. Nach qualvollen 1,5h war Janine stolze Besitzerin eines Mandala und wir sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Ein tolles Andenken an eine tolle Zeit!