Nachdem wir einen Auszug aus der Inselwelt im Golf von Thailand gesehen haben, wollten wir nun die Küste auf der anderen Seite des südlichen Festlandes kennen lernen mit der angrenzenden Andaman-See. Wir überlegten, noch einen Zwischenstopp im Nationalpark Khao Sok einzulegen, der mehr oder weniger mit auf dem Weg lag. Wir entschieden uns glücklicher Weise dafür und wurden mit atemberaubender Natur sowie tollen Erlebnissen belohnt. Doch dazu gleich mehr. Bei Bans Diving Resort konnten wir gleich ein Paket buchen, das die Fähre und die Busfahrt bis zum Nationalpark beinhaltete.
Wir wurden am nächsten Morgen zum Hafen gebracht, wo wir uns in die Schlangen am Schalter einreihten, um einzuchecken. Die Fahrt verlief mal wieder etwas turbulenter, doch diesmal setzten wir uns in den Innenbereich. Nun hieß es in eine Art Totenstarre zu verfallen und irgendwie die Zeit zu überbrücken. Um uns herum wurden auch schon wieder fleißig Tüten befüllt, was ich versuchte so gut es ging zu ignorieren. Patrick hingegen amüsierte sich ganz gut. Auf Koh Samui mussten wir einmal die Fähre wechseln. Die Pause und frische Luft tat ganz gut, wodurch das restliche Stück erträglich war. Mit einem Reisebus ging es nun weiter Richtung Nationalpark. Auf dem Weg dorthin wurde es immer grüner und die Vegetation begann sich zu verändern. Dichter Regenwald mit tropischen Pflanzen und eine Menge Palmöl-Plantagen prägen hier das Bild.
Abends kamen wir in einem kleinen Ort an, wo auch schon jemand von unserer Unterkunft mit dem wundervollen Namen „Green Mountain View“ auf uns wartete. Wir waren gespannt auf unsere kleine Holzhütte Mitten im Dschungel, die uns gerade mal 8 Euro die Nacht gekostet hatte. Das Besondere war, dass unser Badezimmer kein Dach hatte und man somit ab und zu tierischen Besuch bekam. Wir aßen zu Abend noch eine Kleinigkeit und schauten uns die zahlreichen Touren an, welche man gleich vor Ort buchen konnte. Wir entschlossen uns für eine Zwei-Tages-Tour mit Übernachtung im Nationalpark in einer winzigen schwimmenden Holzhütte. Aufgeregt gingen wir ins Bett. Vor uns lag die erste kühle Nacht in Asien, die uns unter dem dünnen Laken, die hier üblicherweise als Zudecke dienen, etwas frösteln ließ.
Nach einer morgendlichen eisigen Dusche unter freiem Himmel und einem ausgiebigen Frühstück wurden wir auch schon abgeholt von unserem Tour-Guide. Bereits auf dem Weg zum Nationalpark sahen wir die typischen Karstformationen aus Kalkstein aufragen. Khao Sok erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 739 qkm und ist die Heimat unzähliger Pflanzen- und Tierarten. Er wurde zum Teil mit dem Bau des Ratchaprapha-Staudamms geflutet, wodurch sich der Chiao-Lan-See mit einer Fläche von 162 qkm gebildet hat (zweimal so groß wie der Chiemsee). Über diesen gelangten wir nun mit einem typischen Longtail-Boot (schmales Langboot) zu unseren Unterkünften. Wir bekamen so schon einmal einen guten Eindruck, über welche Fläche sich der See erstreckt und wurden ordentlich nass gespritzt. Auf dem Weg kamen wir noch an einem Thai in seinem Boot vorbei, dessen Motor nicht mehr ansprang (wahrscheinlich war der Sprit ausgegangen). Wir nahmen ihn kurzerhand ein Stück mit, indem er sich bei uns festhielt. Unsere Truppe war mit acht Personen recht überschaubar und neben anderen Deutschen waren noch Österreicher und Tschechen vertreten.
Als wir ankamen hatten wir ein wenig Zeit zum Entspannen, ein Bad in dem warmen Wasser zu nehmen und die Sonne zu genießen. Wir bezogen einer der winzigen Hütten, welche etwas schief war und so aussah, als würde sie beim nächsten Windstoß umgepustet werden. Diese schwammen auf dem See und waren über einen Holzsteg erreichbar. In ihr befand sich lediglich eine etwas in die Jahre gekommene Matratze mit einem Moskitonetz. Doch das Besondere war eh die atemberaubende Aussicht auf den See und die wunderbare Ruhe im Nationalpark.
Unser Guide brachte uns über den Wasserweg tiefer in den Dschungel hinein. Ausgerüstet mit ein Paar Gummischuhen führte er uns durch das Dickicht und Flüsse zu einer Höhle. Unsere Sachen ließen wir am Eingang zurück und mit Stirnlampen ausgerüstet machten wir uns in das Innere der Höhle. Der Weg war ganz schön anspruchsvoll und man musste achtsam bleiben, um nicht umzuknicken oder sich den Kopf zu stoßen. Das kalte Wasser ging uns stellenweise bis zu den Schultern und manchmal mussten wir sogar etwas klettern, wobei uns das Wasser entgegen strömte.
Weitere Unannehmlichkeiten stellten die großen Spinnen dar, die überall an den Felswänden und auf dem Boden entlang krochen. Man konnte sie schon von weiter weg ausmachen, da ihre Augen das Licht unserer Lampen reflektierten. Und je tiefer man in das Innere kam, desto größer wurden sie auch. Andere tierische Bewohner waren Fledermäuse, Kröten und Welse. Letztere fütterte unser Guide mit den dicken Spinnen, die er einsammelte und ins Wasser warf. An einer Stelle machten alle die Lampen aus, um die vollkommene Stille und Dunkelheit im Inneren zu spüren. Wir durchquerten einmal komplett die Höhle, was einen Weg von etwa ein bis zwei Kilometern entsprach und waren erleichtert, als wir wieder auf Tageslicht trafen.
Nun mussten wir außen entlang den Weg zurück laufen zu unseren Sachen und anschließend zum Boot. Unser Guide legte dabei ein ganz schönes Tempo zurück, sodass wir zu kämpfen hatten, mit ihm mithalten zu können. Denn der Weg führte über dicke Wurzeln, Steine, umgekippte Bäume, durch Flüsse und Schlamm. Ohne größere Verluste kamen wir schließlich an und fuhren wieder zurück.
Patrick entdeckte später ein Blutegel am Fuß, welches kurzer Hand entfernt wurde. Außerdem hatte er sich durch die viel zu kleinen Schuhe eine Wunde gerieben. Zum Glück war ein deutscher Arzt in den 70ern mit anwesend, der ihn mit einer Farbtinktur die Stellen desinfizierte, sonst hätte er dies wahrscheinlich nicht überlebt (so zumindest nach Aussagen des Arztes). Zum Abendessen durften wir verschiedene thailändische Spezialitäten probieren. Wir quatschten noch ein bisschen mit den anderen und schauten den Thais beim Kartenspielen zu. Zufrieden krabbelten wir auch bald alle in unsere Hütten, da wir in der Früh auf das Wasser hinaus fahren wollten, um den Sonnenaufgang bewundern zu können.
Als wir am nächsten Morgen hinaustraten, standen wir direkt vor dem wundervollen See mit seiner spiegelglatten Oberfläche. Da das Wasser wärmer war als die Außentemperatur, dampfte es überall und verlieh dem Ort eine mystische Atmosphäre. Wir genossen den Anblick noch bei einer Tasse Kaffee bevor es losging. Die morgendliche Fahrt war unbeschreiblich schön. Wir kamen an traumhaften Stellen vorbei und konnten beobachten, wie die Sonne sich hinter den Felsformationen langsam vorbei schob. Überall war dieser Nebel und dazwischen ragten gespenstisch Stöcke aus dem Wasser. Wir versuchten diesen besonderen Moment so gut es ging für uns festzuhalten, sowohl auf Fotos als auch im Gedächtnis. Als die Sonne aufgegangen war, hatten wir noch das Glück, eine Gruppe Affen zu beobachten, die das Ufer aufgesucht hatte, um sich in den ersten Sonnenstrahlen zu wärmen.
Nach diesem perfekten Start in den Tag ging es wieder zurück, wo bereits das Frühstück auf uns wartete. Danach packten wir zusammen, da es bald weiter ging und wir nicht noch einmal zurück kommen sollten. Wir steuerten eine weitere Höhle namens Pra Kay Petch Cave an, die ausschließlich über den Wasserweg zu erreichen ist. Diese war etwas touristischer und somit herrschte hier reger Andrang. Die Besichtigung stellte sich als weniger abenteuerlich heraus, da sie einfacher zugänglich war.
Auf dem weiteren Weg kamen wir an einer besonderen Felsformation vorbei, die vor uns aus dem Wasser ragte. Die Kulisse bot sich an, um ein paar Fotos zu schießen und ist deshalb auch ein beliebtes Motiv bei Touristen. Bevor es zurück ging, hielten wir noch auf einer kleinen Insel, um etwas zum Mittag zu essen. Unser Guide packte kleine, liebevoll in Bananenblättern eingewickelte Portionen mit gebratenem Reis aus und verteilte diese an uns. Als Nachtisch gab es eine leckere Ananas frisch zurecht geschnitten. Er war ein netter Kerl, der mit seinem Witz und Charme wesentlich dazu beigetragen hat, diesen Ausflug zu etwas Besonderem zu machen.
Nachmittags wurden wir wieder mit dem Bus an unserer Unterkunft abgesetzt, wo wir noch eine weitere Nacht verbrachten. Da wir wegen der Tour aus unserer Hütte raus sind, bezogen wir nun eine andere, die etwas größer war. Zusammen mit dem österreichischen Pärchen ließen wir uns nach einer Pause in den Ort fahren. Dieser gefiel uns sehr gut, da er wenig überlaufen, klein und im Grünen gelegen war. Wir suchten uns ein nettes Lokal, wo wir etwas aßen und uns ein kühles Bier gönnten. Der letzte Abend bei Khao Sok war sehr schön und am nächsten Morgen ging es für uns weiter Richtung Koh Phi Phi. Die Bus- und Fährfahrt dort hin buchten wir wieder direkt und unkompliziert bei der Unterkunft.