Nun ist es nicht mehr weit bis zu unserem nächsten Highlight: Ein spektakulärer Roadtrip entlang der berühmten Great Ocean Road in Victoria wartet auf uns. Ständig hört und liest man von dieser einen Straße. Davon wollten wir uns nun ein eigenes Bild machen.
Am Morgen des 19.04.2018 passierten wir ganz unspektakulär die Grenze von Südaustralien nach Victoria. Einer Kontrolle auf Landweg muss man sich lediglich von/ nach Westaustralien unterziehen. Wir fuhren als erstes nach Portland, um unsere Vorräte aufzustocken und steuerten im Anschluss einen Freecamper namens Sawpit an. Den Grampiens National Park, eine beliebte Region für Buschwanderungen und Kletterausflüge, ließen wir dabei links liegen. Der Campingplatz liegt ein Stück von der Küste und dem Highway entfernt von Grün und vielen Bäumen umgeben. Er machte auf uns einen gepflegten Eindruck, es gab Toiletten und Feuerstellen. Wir fühlten uns hier sehr wohl und mit uns auch viele andere Camping-Freunde. Zur Hauptsaison muss es hier echt schwer sein, einen Platz zu ergattern.Wir sahen sogar Kängurus herum springen und der Platz eignet sich hervorragend, um die australische Vogelwelt bestaunen zu können. Überall bunte Papageien und unsere geliebten Kookaburras. Vom Stellplatz aus gab es auch Wege, um auf einem Spaziergang etwas die Gegend zu erkunden.
Victoria in Südostaustralien ist der kleinste Bundesstaat des Festlandes aber zugleich der am dichtesten bevölkerte. Zudem bietet Victoria trotz der kleinen Fläche eine abwechslungsreiche Landschaft. Dessen Hauptstadt Melbourne bildet das Kulturzentrum von ganz Australien. Doch das werden wir erst im Anschluss an unserer Tasmanien-Reise erkunden.
Da in Victoria mitteleuropäisches bis mediterranes Klima vorherrscht gehört es nach Tasmanien zu den niederschlagsreichsten Regionen des Landes. Dadurch findet man hier auch dichte gemäßigte Regenwälder. Im Winter ist in manchen Gegenden Schneefall nicht ungewöhnlich, sodass sogar in den „australischen Alpen“ Wintersport möglich ist. An der rund 2.000 km langen Küste laden zudem zahlreiche Strände und Buchten zum Baden und Verweilen ein. Touristischer Anziehungspunkt und wohl Australiens bekannteste Küstenstraße ist die Great Ocean Road, auf die wir uns schon ganz besonders gefreut haben!
Wir fanden in der Nähe von Warrnambool einen super Freecamper an einem Fluss mit Toiletten und sogar einer einfachen überdachten Koch- und Essmöglichkeit. Dieser gut ausgestattete und kostenlose Campingplatz in der Nähe der Great Ocean Road zog natürlich auch viele andere Backpacker und jüngere Leute an. Zwei Nächte blieben wir hier, in denen es abends laut war und die Einrichtungen dreckig hinterlassen wurden. Vielleicht ein kleiner Vorgeschmack auf die Ostküste? Zumindest merkten wir, dass die Campingplätze seit Westaustralien immer voller wurden und Backpacker auch keine Seltenheit mehr waren.
Wir nutzten den einen Tag in Warrnambool, um unsere bevorstehende Tasmanien-Reise genauer zu planen. Die Fähre und erste Unterkunft mussten gebucht werden und eine Reiseroute sollte schon mal grob feststehen. Bestens geeignet für so einen Tag, an dem Internet verstärkt benötigt wird, ist Mc Donalds. Hier kann man bei einem Cone-Eis längere Zeit verweilen, ohne negativ aufzufallen und dabei wunderbar das kostenlose WLAN nutzen. Anschließend genossen wir noch eine kostenlose heiße Dusche auf einem der Campingplätze im Ort, ohne dabei erwischt zu werden. Als Budget-Reisende lernten wir im Laufe unserer Reise durch Australien, wie und wo wir Geld sparen konnten und wurden dabei erfinderisch. Das Leben hier ist teuer und schließlich wollten wir noch ein gutes Stück voran kommen und möglichst viel erleben.
Port Campbell National Park
Die Great Ocean Road (B 100) verläuft mit ihren 243 km entlang der Südküste von Allansford (bei Warrnambool) bis nach Torquay (bei Geelong). Das Befahren der Straße, die National Parks und das Parken ist komplett kostenfrei! Wir begannen vom Westen kommend gleich mit den Highlights, für die diese Straße so berühmt geworden ist. In dem Port Campbell National Park fuhren wir immer an der Küste entlang und machten an verschiedenen Aussichtspunkten Halt. Hier, an diesem Abschnitt, haben über Jahrtausende hinweg Wellen und Gezeiten den weichen Kalksteinfels so ausgehöhlt und geformt, sodass eine faszinierende Landschaft mit einer Reihe von gigantischen Schluchten, Löchern, Bögen und Felsnadeln entstanden ist.
An Tag 1 kamen wir an der Bay of Islands, Bay of Martyrs, The Grotto, London Bridge und The Arc vorbei. Im beschaulichen kleinen Örtchen namens Port Campbell, das in einer natürlichen Bucht liegt, machten wir einen kurzen Halt. Hier bietet sich die einzige Möglichkeit, an der sonst so stürmischen Küste, an dem kleinen Strand sicher zu baden. Wir genehmigten uns einen Kaffee, beobachteten die zahlreichen Möwen und genossen das Flair. Mit einem sensationellen und sehr stimmungsvollen Sonnenuntergang bei Loch Ard Gorge, ließen wir den tollen Tag ausklingen.
Unsere Camping-Platz-Empfehlung
Unsere absolute Campingplatz-Empfehlung für diesen Abschnitt der Strecke ist Princetown Recreation Reserve & Camping. Für 20 AUD (zwei Personen) darf man keinen Luxus erwarten aber es gibt reichlich Platz und sanitäre Anlagen sind vorhanden. Die umliegende Natur ist sehr schön und durch den morgendlichen Nebel besonders stimmungsvoll.
Ein unglaubliches Erlebnis ist die große Känguru-Gruppe, die sich während der Dämmerung auf der Wiese tummelt und zwischen den Campern abhängt. Wir erfreuten uns an deren Anblick während des Abendbrotes und fühlten uns bestens unterhalten.
Twelve Apostles
Tag 2 startete mit eisigen Temperaturen, sodass wir sogar beim Frühstück unsere neuen Mützen aus Adelaide aufsetzen mussten. Danach kehrten wir noch einmal zum Loch Ard Gorge zurück und erkundigten die Gegend bei Tageslicht. Nun war es Zeit für den Höhepunkt der Great Ocean Road – den berühmten und viel fotografierten Twelve Apostles. Es handelt sich um Felsnadeln, die als Reste der erodierten Landspitze übrig geblieben sind. Heute kann man aber nur sieben dieser Felsnadeln von der Aussichtsplattform aus sehen. Ein gigantischer Anblick bot sich uns. Einfach unglaublich, was die Natur im Stande ist zu schaffen.
Hier am Parkplatz ist ordentlich was los. Es gibt öffentliche Toiletten, ein Café und sogar den Anbieter 12 Apostles Helicopters, mit dem man 10-minütige Rundflüge unternehmen kann. Reisebusse rollen im Minutentakt an und spucken Scharen von Touristen aus, meist asiatischer Herkunft.
Vom Parkplatz aus liefen wir zu den Gibson Steps, über die wir hinunter zum wilden Gibson-Beach gelangten, wo wir etwas Ruhe fanden. Bei einem Strandspaziergang konnten wir die 12 Apostle und die Felsklippen aus einer anderen Perspektive kennen lernen. Es boten sich uns beeindruckende Fotomotive und wir bekamen einen besseren Eindruck von der Kraft des Meeres.
Regenwald und Cape Otway
An Tag 3 brachen wir nach einer weiteren Nacht auf dem Campingplatz bei Princetown auf Richtung Apollo Bay. Die Straße verläuft nun landeinwärts und wird streckenweise sehr steil und kurvenreich. Wir gelangten in die Berge und Regenwälder, wo es spürbar nass und nebelig wird. Die Vegetation veränderte sich schlagartig. Riesige Farnbäume säumten den Wegesrand und ein üppiges Grün schlug uns wie eine Wand entgegen. Beim Maits Rest Rainforest Boardwalk machten wir Halt und liefen den circa 20-minütigen Weg durch den Regenwald.
Die Weiße Rakete schob sich im Schneckentempo bis hoch zum Lavers Hill, von wo aus es wieder hinunter Richtung Küste ging. Bei Glenaire erhaschten wir einen Blick auf die Küste, bis wir weiter nach Apollo Bay fuhren. Ab hier verlief die Straße durch hüglige und fruchtbare Ebenen.
Der kleine Küstenort Apollo Bay
Apollo Bay ist ein beschaulicher und beliebter Küstenort. Musikfestivals und schöne Badestrände laden zum Sommerurlaub ein. Wenn man Koalas sehen will, kann man ein Stück nach Kennett River fahren. Dort gibt es einen Campingplatz, von dem man 200m die Straße hinauf die niedlichen Beuteltiere in den Eukalyptusbäumen abhängen sehen kann.
In Apollo Bay nutzten wir die Gelegenheit und wuschen unsere Wäsche, kauften ein und genossen mal wieder Fish & Chips am Hafen. Abends mussten wir die Stadt verlassen und steuerten einen Campingplatz weiter nördlich im Wald in den Bergen an. Froh, endlich angekommen zu sein, verbrachten wir zwei Nächte auf diesem sehr schönen, ruhigen Freecamper Mitten in der Natur.
Über den kleinen Ort Forrest fuhren wir bis nach Geelong – eine größere Stadt in der Nähe von Melbourne. Nachdem wir uns etwas umgeschaut und gegessen hatten, reichte es uns mit dem Verkehr und wir steuerten unseren Stellplatz für die Nacht direkt am Highway an. Es handelte sich um eine Raststätte, es war laut und ungemütlich. Nur unser Nachbar, ein geselliger Aussie, war der einzige Lichtblick. Er kam um die Ecke und lud uns auf ein Glas Wein ein. So gestaltete sich der Abend doch noch ganz angenehm und wir unterhielten uns ein Weilchen.
Wir hatten zu Beginn unserer Reise in Vietnam auf einer Bootstour eine super nette australische Familie aus Geelong kennen gelernt. Zu der Zeit hatten wir unsere Kontaktdaten ausgetauscht und sie hatten uns zu sich eingeladen. Unsicher, ob sie sich noch an uns erinnerten und es überhaupt ernst gemeint war, schrieben wir, dass wir in der Nähe sind. Vollkommen überraschend für uns kam prompt die Antwort, ob wir denn nicht gleich noch vorbei kommen mögen. Mit so einer spontanen Reaktion hätten wir nun gar nicht gerechnet. Da es aber schon recht spät war und wir ja was getrunken hatten, verabredeten wir uns für den nächsten Tag.
Drei Nächte durften wir bei dieser bezaubernden Familie Mikelson verbringen und waren überwältigt von so viel Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Wir wurden mit offenen Armen von Alex, Brett und den fünf Kindern empfangen und durften uns wie zu Hause fühlen.
Sie leben etwas außerhalb des Stadt-Gewusels in einem liebevoll und gemütlich eingerichteten Haus. Es gibt eine Katze, einen alten Hund und ein paar freilaufende Hühner. Wir bekamen unser eigenes Zimmer mit Bad in einem ausgebauten Dachboden in der Garage.
Die nächsten Tage durften wir aktiv am Familienleben teilnehmen und wurden in den australischen Lifestyle eingeführt. Ein ganz besonderes Glück für uns, das erleben zu dürfen! Bei einem Ausflug nach Torquay wurde uns von Brett und seinem Sohn das Angeln gezeigt. Erfolgreich waren wir nicht aber es war sehr interessant für uns.
Torquay ist bekannt für seine Surfstrände und zudem ist es Heimat zweier prägender Surfzubehör-Marken: Quicksilver und Ripcurl. Wir beobachteten noch ein wenig die Surfer, bevor wir uns auf die Suche nach einem Pie machten. Der Pie ist für die Australier in etwa das, was für uns der Döner oder die Curry Wurst ist. Das australische Nationalgericht besteht aus einer Teighülle, die mit verschiedenen Dingen gefüllt sein kann. Klassisch bestehen die kleinen Gebäckteilchen jedoch aus Rindfleisch in einer speziellen Soße. Nach dem wir die halbe Stadt abgefahren hatten nach den besten Pies, kamen wir das erste mal in den Genuss der leckeren Pasteten. Auch generell wurden wir gut umsorgt. Das Essen war sehr lecker und wir durften auch an einem Barbecue mit Freunden teilnehmen.
Ein weiteres Highlight war ein australisches Footballspiel, auch Aussie Rules oder kurz Footy genannt. Neben Rugby und Cricket ist es der Nationalsport in Australien, bei dem es heiß zur Sache geht. Die Stimmung war gut und man konnte in den Auszeiten und Pausen mit aufs Spielfeld. Patrick konnte sogar mit Brett ein paar Bälle kicken, was gar nicht so einfach ist.
Die aufregende und ganz besondere Zeit ging dem Ende entgegen. Mit einem letzten Abendessen, bei dem wir die Familie Mikelson bekochten, bedankten und verabschiedeten wir uns. Wir bekamen sogar noch eine kleine Kühlschrank-Konsole für unsere weitere Fahrt geschenkt, worüber wir uns sehr freuten.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter und verbrachten noch zwei Nächte etwas außerhalb von Melbourne in einer Airbnb-Unterkunft bei zwei supernetten Iranern. Wir nutzten die Zeit, um uns etwas zu entspannen, zu sortieren und auf Tasmanien vorzubereiten. Am 2.4.2018 checkten wir aus und fuhren nach Melbourne rein, um zur Fähre nach Tasmanien zu gelangen, die 19.30 Uhr in See stechen sollte.
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