Nun hatten wir es mit unserem Campervan „Die Weiße Rakete“ schon von Perth bis Melbourne geschafft. Das lang ersehnte Ziel mit dem Namen Tasmanien war jetzt zum Greifen nah! Tasmanien stand bereits in Deutschland auf unserer Wunschliste ganz weit oben. Schon allein der Name weckte in uns Fantasien von purer Wildnis, einer fremdartigen Tier- und Pflanzenwelt und einzigartiger Landschaft. Wir waren gespannt, was uns auf der Insel erwarten würde und wie es sich vom Festland unterscheidet. Am besten erkundet man Tasmanien mit einem Fahrzeug, um an all die schönen Orte zu gelangen. Und um das Outdoor-Erlebnis komplett zu machen gehört Camping in der Natur unbedingt dazu.
Tasmanien oder Tassie, wie es liebevoll von den Australiern genannt wird, sollte man auf keinen Fall auslassen! Die größte Insel Australiens befindet sich ungefähr 240 km südlich vom Festland. Während der letzten Eiszeit war Tasmanien noch mit dem australischen Festland über eine Landbrücke verbunden. Die australischen Ureinwohner kamen so vor schätzungsweise 40.000 Jahren hierher. Von deren Kultur ist heute leider kaum etwas bekannt. Krankheiten und Verdrängungen durch die Briten, welche sich im Jahr 1803 auf Tasmanien ansiedelten, ließen sie aussterben. Den Namen erlangte die Insel jedoch von dem Holländer Abel Tasman, der diese bereits 1642 entdeckte. Heute ist Tasmanien ein eigener Bundesstaat mit der südlich gelegenen Hauptstadt Hobart, welche zugleich die größte Stadt der Insel ist.
Tasmanien hat trotz seiner überschaubaren Größe von circa 68.000 Quadratkilometern landschaftlich viel zu bieten. Prozentual hat die Insel mehr Nationalparks und Reservate als jeder andere Bundesstaat Australiens. Somit ist sie ein Paradies für Outdoor-Fans. Hier kann man noch unberührte Wildnis finden, die zum Großteil Welterbe sind. Eine malerische Küstenlandschaft mit Traumstränden, zerklüftete Felsen, Berge und vereinzelte alpine Hochplateaus, wunderschöne Seen, saftige Wiesen, Wälder, wilde Flüsse und beeindruckende Wasserfälle bieten mit den zahlreichen Wildtieren eine willkommene Abwechslung zum weitläufigen, streckenweise eher eintönigen Festland. Denn auch wenn Tassie zu Australien gehört, unterscheidet es sich doch auf seine ganz besondere Art und Weise.
Anders als zum restlichen Festland ist auf Grund der südlichen Lage das Wetter. Es herrscht auf Tasmanien ein maritimes gemäßigtes Klima mit vier Jahreszeiten vor. Es ist sogar möglich, alle vier Jahreszeiten, besonders auf den Hochebenen, an einem Tag zu durchleben. An der Westküste fallen aufgrund der Bergkette deutlich mehr Niederschläge als auf der restlichen Insel. Dadurch prägen verschiedene Regenwaldformen hier die Landschaft.
Wie bereits erwähnt, herrschen auf Tasmanien auf Grund der geografischen Lage alle vier Jahreszeiten vor. Fast so, wie bei uns in Deutschland, nur eben gegensätzlich:
Frühjahr: September – November
Sommer: Dezember – Februar
Herbst: März – Mai
Winter: Juni – August
November bis April zählt zu der besten Reisezeit, um Tasmanien in seinen vollen Zügen zu genießen. Die Temperaturen sind recht warm und verhältnismäßig fallen wenige Niederschläge. Trotzdem ist Schneefall in den höheren Berglagen möglich. Hauptreisezeit sind die Sommermonate Dezember bis Februar mit seinen angenehmen warmen Temperaturen und beständigem Wetter. Die Winter fallen auf Tasmanien zwar vergleichsweise mild aus und liegen im Schnitt zwischen 8 bis 16°C (Hobart). Jedoch können im Inland, in höheren Berglagen oder nachts die Temperaturen auch schon mal bis unter 0°C fallen. In den langen Winternächten sind die Chancen besser, die Aurora Australis, die Südlichter, zu sehen. Der Herbst zeigt sich eher recht wechselhaft mit häufigeren Niederschlägen. Jede Jahreszeit hat natürlich seinen ganz eigenen Reiz und durch das ganzjährig milde Klima ohne extreme Wetterbedingungen, lässt sich Tasmanien das ganze Jahr über bereisen.
Im Vorfeld haben wir uns länger den Kopf darüber zerbrochen, mit welcher Art der An- und Weiterreise wir finanziell am besten weg kommen würden. Prinzipiell ist Tasmanien vom australischen Festland aus leicht erreichbar und bietet ein gut ausgebautes Verkehrsnetz. Am besten lässt sich Tassie mit dem eigenen Auto oder Mietauto erkunden. Zwei Varianten kamen dabei für uns in Frage:
1. Unser Auto auf dem Festland zurücklassen, einen Flug nehmen und vor Ort ein Auto mieten.
Flüge verkehren regelmäßig vom australischen Festland von Sydney, Melbourne und Brisbane direkt nach Hobart oder Launceston. Hier spart man zunächst im Vergleich zu den Kosten einer Fährüberfahrt inklusive einem Fahrzeug ein. Jedoch gleicht sich das mit der Buchung eines Mietautos schnell wieder aus. Bei kürzeren Aufenthalten kann man hierbei jedoch sicherlich sparen. Kleinwagen gehen etwa bei 40 AUD pro Tag los. Die Suchmaschine Vroom Vroom Vroom hilft dabei beim Preisvergleich. Um im Budgetrahmen zu bleiben, hätten wir überwiegend im Zelt schlafen müssen auf Campingplätzen. Campervans zur Miete sowie Unterkünfte für die gesamte Zeit von circa einem Monat sind in Australien sehr teuer und kamen daher für uns nicht in Frage. Planmäßig wollten wir eigentlich um einiges eher auf Tassie ankommen. Aber nun mussten wir mit Mai vorlieb nehmen, der letzte Herbstmonat, bevor der Winter einbricht. Also nicht allzu gute Bedingungen für Übernachtungen im Zelt.
2. Mit der Fähre und unserem Van nach Tassie übersetzen und Campen.
So lag es für uns auf der Hand, dass wir daher zu der zweiten Variante tendierten. Dadurch hätten wir unseren geschützten Schlafplatz gesichert und die komplette Campingausrüstung sowie unsere Sachen bei uns. Alleiniger Anbieter ist das Fährunternehmen Spirit of Tasmania. Die beiden Passagier- und Autofähren verkehren jede Nacht ab 19.30 Uhr über die Bass-Straße von Melbourne nach Devonport und umgekehrt. In der Haupt- (Mitte Dezember bis Ende Januar) und Zwischensaison (Ende Januar bis April) werden Fahrten auch tagsüber angeboten. Die Fahrtzeit beträgt 10 Stunden. Jedoch sind die Plätze auf so einer Fähre und vor allem für Fahrzeuge mit einer bestimmten Höhe begrenzt. Das war auch unser Problem, da bereits alles für Mai ausgebucht war.
Wenn ihr vorhabt, mit der Fähre euer Fahrzeug nach Tassie überzusetzen, plant und bucht eure Tickets lange im Voraus!
Zu bestimmten Zeiten wie den australischen Sommermonaten und Ferienzeiten kann das sogar ein halbes Jahr bedeuten. Aber auch in den Wintermonaten kann es schwierig werden, kurzfristig freie Plätze zu bekommen, da dann die Tasmanier vor dem nasskalten Wetter auf das australische Festland fliehen. So haben wir es im Mai zur Nebensaison erlebt. Aber mit etwas Glück und tatkräftiger Unterstützung unserer Gastfamilie, den Mikelsons, haben wir letztendlich einen der begehrten Plätze ergattert. Lediglich für die Rückfahrt mussten wir unseren Basket vom Dach abmontieren und im Inneren des Vans verstauen, um so nicht die maximale Höhe zu überschreiten. Denn die anderen Plätze waren bereits restlos ausgebucht. Für die Passagiere gibt es verschiedene Kabinen- und Sitzplätze zur Auswahl. Die einfachste und preiswerteste Kategorie, die wir auch in Anspruch genommen haben, ist die Buchung eines Liegesessels. Die Preise können dabei je nach Saison, Reisetag und Verfügbarkeit variieren.
Da Tasmanien eine Insel ist mit einer ganz eigener Vegetation und Tierwelt, gibt es auch hier natürlich ganz besondere Einreisebestimmungen. Für viele Lebensmittel, Tier- und Pflanzenprodukte gelten strenge Ein- und Ausreisebestimmungen wie auch an der Grenze nach Westaustralien. Eine Liste darüber, was ihr nicht mit nach Tassie nehmen dürft und was erlaubt ist, findet ihr unter folgendem Link. Prinzipiell könnt ihr euch auf der Webseite „The Department of Primary Industries, Parks, Water and Environment“ viele weitere hilfreiche Informationen zur Biosicherheit holen oder auch über andere Themen wie Angeln auf Tasmanien erkundigen.
Wenn ihr mit der Fähre nach Tasmanien fahren wollt, erhaltet ihr natürlich auch vom Unternehmen „Spirit of Tasmania“ bei der Buchung und kurz vorm Check-In zahlreiche Informationen zu dem Thema. Über ein Formular macht ihr Angaben darüber, was ihr einführt und was nicht. Das dürftet ihr bereits von der Einreise mit dem Flugzeug nach Australien kennen. Hier lieber nichts verschweigen, sondern alle Angaben wahrheitsgemäß machen. Es kann nicht nur sehr teuer werden sondern außerdem weitreichende Folgen für die Umwelt nach sich ziehen. Wir hatten zum Beispiel noch etwas Obst mit an Board genommen, welches wir aber während der Fahrt gegessen hatten. Trotzdem haben wir dies angegeben und mussten nach Ankunft, bevor wir das Schiff verlassen durften, noch einmal durch die Quarantäne.
In Melbourne müsst ihr zum Station Pier in Port Melbourne. Hier ist alles super ausgeschildert und übersichtlich gehalten. Orientiert euch an den Hinweisschildern zum „Passenger Vehicles“-Eingang. Check-in ist zwischen 1,5 bis 2,5 Stunden vor Abfahrt möglich und 45 Minuten schließt dieser vorher. Also unbedingt pünktlich erscheinen und genug Zeit einplanen! Es folgen routinemäßige Quarantäne-Kontrollen, bevor es zum Check-in-Schalter geht. Hier zeigt ihr eurer E-Ticket sowie den gültigen Ausweis bzw. Führerschein und erhaltet dafür euren Boarding-Pass sowie weiteres Infomaterial. Ab 18 Uhr öffnet sich das Gate für das Boarding auf die Fähre, folgt dabei einfach den Anweisungen des Personals. Wenn ihr euren zugewiesenen Platz erreicht habt, zieht eure Handbremse an und legt entweder einen Gang ein (Manuell) oder schaltet auf Parken (Automatik). Merkt euch unbedingt, auf welchem Deck ihr euer Auto geparkt habt, da es fünf verschiedene gibt und man schnell den Überblick verliert.
Nehmt einen kleinen Rucksack mit an Board, in dem ihr das Nötigste dabei habt wie einen Pulli, kleine Waschtasche, Medikamente, Ladekabel, Wertsachen, etwas zu Trinken und zu Essen und eventuell ein Buch. Während der 11-stündigen Fahrt dürft ihr nicht zu eurem Auto zurück. Auf dem Schiff gibt es natürlich auch die Möglichkeit, sich etwas zu kaufen und für Unterhaltung ist gesorgt. Wifi steht kostenpflichtig zur Verfügung. Die Nacht haben wir auf den Liegestühlen verbracht, was recht angenehm war. Ein Kissen und eine Decke werden bereit gestellt.
Pünktlich um 6 Uhr morgens sind wir in Devonport angekommen. Hört auf die Lautsprecherdurchsagen, wann eurer Parkdeck an der Reihe ist. Erst dann dürft ihr zu eurem Auto. Nun wieder den Anweisungen des Personals folgen, bis ihr die Fähre verlassen habt. Auf dem Rückweg von Devonport nach Melbourne müsst ihr zur Esplanade in East Devonport. Auch auf dem Weg zurück zum Festland nach Victoria gelten bestimmte Quarantäne-Regeln, die ihr unter folgendem Link nachlesen könnt.
Alternative Verkehrsmittel zum Fahrzeug, um Tasmanien zu bereisen, können außerdem das Fahrrad oder der Bus sein. Wer gerne körperlich an seine Grenzen kommen möchte und mehr Zeit zur Verfügung hat, für den ist das Fahrrad eine Option. Hierfür eignen sich sicherlich die Sommermonate besser. Die einzelnen Ortschaften liegen nicht allzu weit auseinander und es bieten sich einem malerische Routen. Jedoch kann das Wetter mitunter unberechenbar und einige Gebiete können sehr hügelig sein.
Redline Coaches und Tassielink sind die größten Busunternehmen der Insel. Sie verkehren auf den wichtigen Fernstraßen das ganze Jahr über und decken nahezu alle Regionen ab. Zudem gibt es noch kleine Bus-Unternehmen, die touristische Routen bedienen. Jedoch ist man mit dem Bus natürlich sehr abhängig von dem eingeschränkten Fahrplänen und festem Streckennetz.
Die ersten Tage nach der Ankunft auf der Insel suchten wir über Airbnb eine bezahlbare Unterkunft bei einem Ehepaar in Devonport heraus. Die restliche Zeit übernachteten wir in unserem eigenen Campervan auf sowohl kostenlosen als auch kostenpflichtigen Campingplätzen – je nach Verfügbarkeit oder Bedürfnis nach einer heißen Dusche, Witterungsbedingungen und anderen Faktoren. Bei stürmischen Wetter, Dauerregen oder eisigen Temperaturen waren wir des öfteren froh über eine Campingküche mit Aufenthaltsraum. Auch ein Lagerfeuer hilft gegen die Kälte und macht das Campingfeeling perfekt. Im Schnitt bezahlten wir dann zwischen 15 und 25 AUD pro Nacht.
Freecamper liegen meist ein Stück außerhalb von Ortschaften und touristischen Orten, sodass wir oft ein paar Kilometer fahren mussten. Manchmal übernachteten wir auch auf tollen, kostenlosen Stellplätzen in Nationalparks oder nah am Wasser. Mit der App Wikicamps fanden wir auch auf Tasmanien immer einen Stellplatz für die Nacht. Im Herbstmonat Mai hatten wir keine Probleme, einen freien Platz zu finden, mitunter waren wir sogar die Einzigen. In den Wintermonaten kann es aber auch vorkommen, dass vereinzelte Campingplätze geschlossen haben. In der Hauptsaison hingegen kann es sehr voll werden, da auch viele Australier auf Tassie Urlaub machen.
Startpunkt dürfte für die meisten von euch der Hafen in Devonport sein, da hier die Fähre aus Melbourne ankommt. Als nächstes sind wir nach Lake St. Clair zum Visitor Centre gefahren, um hier unseren Van während der Wanderung des Overland Tracks abzustellen. Per Bus ging es über Queenstown zum Startpunkt, zum Visitor Centre im Cradle Mountain National Park. Von hier aus wanderten wir entlang des Overland Tracks bis zum Lake St. Clair und fuhren bis zur Hauptstadt Hobart. Von hier aus ging es die Ostküste entlang Richtung Norden und dann über Launceston erneut zum Cradle Mountain National Park. Die letzten Tage erkundeten wir noch die Nordküste bis Stanley, um anschließend an der Küste wieder zurück nach Devonport zu fahren.
Das ist nur eine Beispiel-Route, wie wir sie in vier Wochen entspannt geschafft haben. Dabei hatten wir genug Zeit und es war ein perfekter Mix aus Bergen, Küste, Städte, Wandern, Camping, Roadtrip und Relaxing. Der Overland Track stellte für uns eine besondere Erfahrung dar, da wir so in die vollkommene Abgeschiedenheit Tasmaniens vordringen konnten und an unsere Grenzen gekommen sind. Hierfür sollte man aber mindestens eine Woche Zeit und einiges an Vorbereitung einplanen. Für wen das nichts ist oder wer weniger Zeit zur Verfügung hat, sollte in etwa zwei bis drei Wochen für diese Route einplanen.
Natürlich haben wir bei weitem nicht alles gesehen, was Tassie landschaftlich zu bieten hat. Weite Teile im Westen der Insel haben wir ausgelassen, da diese nicht so gut erschlossen sind wie der Rest der Insel. Hier herrscht vorwiegend straßenlose Wildnis vor und die vorhandenen Wege sind eher beschwerlich bzw. erfordern ein geländetaugliches Fahrzeug. Doch das sollte kein Grund sein, diese ganz besondere Gegend auszulassen. Denn hier kann man noch das ursprüngliche und pure Tasmanien kennen lernen.
Ebenfalls lohnenswert soll Bruny Island sein. Auf die Insel im Süden Tasmaniens gelangt man in etwa 15 Minuten mit einer Autofähre. Statt dessen haben wir mit unserem Van die sehr sehenswerte Halbinsel Tasman Peninsula mit dem berühmten Port Arthur erkundet.