Nach den letzten heißen Tagen im Outback wollten wir uns eine Airbnb-Unterkunft in Südaustralien’s Hauptstadt Adelaide gönnen, um den roten Staub und Schweiß von uns runter zu waschen.Zurück in Port Augusta füllten wir unsere Vorräte wieder auf und fuhren südwärts entlang der Flinders Ranges. An einem sehr schönen ruhigen Freecamper etwas abgelegen vom Highway mit Blick auf die Gebirgszüge legten wir einen Zwischenstopp für die Nacht ein.
Es war der 8. April und seit wir Perth Ende Januar verlassen hatten, ging es für uns heute das erste Mal wieder in eine Großstadt. Adelaide – die kultivierte Hauptstadt Südaustraliens – zählt mehr als eine Million Einwohner. Benannt wurde sie nach der Frau des britischen Monarchen Wilhelm IV. Mit gutem Essen, Wein, Festivals und einer abwechslungsreichen Kunstszene lässt es sich hier im trockensten Bundesstaat auf dem trockensten Kontinent doch ganz gut aushalten. Uns fielen sogleich die vielen schicken Einfamilienhäuser mit den üppig grünen Vorgärten auf, die einen gewissen Wohlstand verrieten. Jedes Gebäude unterschied sich dabei von dem anderen und ließ uns zum Staunen bringen. Und eines davon etwas außerhalb der Stadt sollte unser zu Hause für die nächsten Tage werden.
Unser sehr sympathischer Gastgeber Ian, ein älterer alleinstehender Herr, hieß uns herzlich bei sich Willkommen. Er hat gerne junge Menschen aus verschiedenen Nationen um sich herum und bietet seine Hilfe an. Am selben Tag trafen auch zwei deutsche Mädels, Kim und Paula, frisch aus Neuseeland ein. Ihr Abenteuer Australien sollte hier in Adelaide beginnen. Wunderbar, so konnten wir uns austauschen und gegenseitig Tipps mit auf dem Weg geben. Denn Neuseeland war ein Ziel, was ganz oben auf unserer Reise-Liste stand. Wir genossen unsere heiße Dusche und die erste Nacht in einem richtigen Bett bei einem spannenden Film.
Die nächste Zeit wurde sehr gesellig und aus den ursprünglich geplanten drei Tagen wurde eine Woche. Wir ließen den Morgen mit einem ausgiebigen Frühstück im idyllischen Vorgarten im Schatten der Bäume beginnen. Tagsüber schwärmten wir aus, um die Stadt und Umgebung zu erkunden. Und abends wurde meist gekocht, zusammen gegessen, Wein getrunken und Geschichten erzählt. Zum Ende hin wurde es auch richtig eng im Haus, als dann noch Japaner und drei Holländer hinzukamen. Wir und die beiden deutschen Mädels, die sich mittlerweile einen Camper gekauft hatten, nächtigten im Van, um Platz im Haus zu machen. Dafür sparten wir uns die Übernachtungskosten, ein sehr großzügiges Angebot von Ian, das wir dankend annahmen. So konnten wir noch ein paar Tage länger in der Stadt verbringen und Kräfte sammeln für den nächsten Roadtrip.
Wir fuhren bequem mit dem Bus ins Zentrum von Adelaide und konnten somit die Fahrt durch sehr grüne Wohngegenden genießen. Der überschaubare Stadtkern ist schachbrettartig aufgebaut und von einer Parkanlage umgeben, die zu sportlichen Aktivitäten und Erholung einlädt. Wie schon in Perth gibt es in Adelaide auch eine kostenlose Buslinie – der 99C City Loop Bus – der rund um den Central Business District, kurz CBD, verkehrt.
Noch vor ein paar Tagen im Outback unterwegs gewesen, fanden wir uns nun zwischen Hochhäusern in Mitten des geschäftigen Treibens einer Großstadt wieder. In unseren einfachen, eher funktionalen und schon leicht mitgenommenen Klamotten fühlten wir uns zwischen den ganzen Anzugträgern mit Coffee-to-go-Bechern leicht fehl am Platz. Überall lockten plötzlich wieder Versuchungen und wir wurden regelrecht überschüttet von visuellen Eindrücken, Gerüchen und Klängen. Wir beschränkten unseren Städtetrip auf das Zentrum von Adelaide. Bis an die Küstenregion mit dem angesagten Stadtteil Glenelg – auch „The Bay“ genannt – kamen wir gar nicht.
Wir schlenderten durch Einkaufspassagen, durch China-Town und über den berühmten Central Market. Hier werden Köstlichkeiten aller Art angeboten. Ein Stand mit lecker duftenden Kaffeebohnen tat es uns an und wir kauften uns einen frisch gemahlenen vietnamesischen Kaffee. Nach monatelangem Konsum von Krümel-Kaffee ein echtes Erlebnis für die Sinne! Jetzt musste nur noch ein sogenannter Plunger (französische Kaffeepresse) her und unser Verlangen nach richtigem Kaffee konnte gestillt werden.
Da wir langsam aber sicher auf die kühleren Wintermonate zusteuerten und wir als nächstes Tasmanien anvisierten, galt es für uns sich darauf vorzubereiten. Denn auch in Australien gibt es Regionen, in denen Minusgrade und Frost nicht unwahrscheinlich sind. Deshalb legten wir uns vorsorglich schon mal Mützen, Handschuhe und warme Socken zu. Und bereits in den nächsten Tagen gab es einen Temperatursturz und seit Langem begann es mal wieder zu regnen.
Weinregionen, Adelaide Hills und Hahndorf
Angelockt durch Erzählungen zog es uns in das kleine deutsche Örtchen namens Hahndorf in die Hügel nahe Adelaides. Zwischen 1838 und 1841 ließen sich hier circa 800 deutsche Farmer und Handwerker, darunter zahlreiche verfolgte Lutheraner aus Preußen, nieder und gründeten den Ort Hahndorf. Es folgten in den nächsten Jahren noch zahlreiche weitere und mit im Gepäck waren Weinreben, woraus die heute so berühmten Weinregionen um Adelaide entstanden. Neben den Adelaide Hills gibt es noch das Barossa Valley, Clare Valley, Coonawarra und McLaren Vale. Da wir durch die Arbeit als Weinpflücker bereits intensive Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt hatten, ließen wir diesen Kulturpunkt aus. Doch für Weinliebhaber dürfte Südaustralien mit seinen weltberühmten Weinen ein Traumziel darstellen.
Hahndorf ist ein nettes Ausflugsziel, hat aber eher weniger mit der deutschen Kultur zu tun. Zumindest beschränkt sich das Angebot auf bayrisches Essen, Bier, Bratwurst, Apfelstrudel, Kuckucksuhren und Birkenstock-Sandalen. Die Preise sind natürlich ordentlich aber auf einen kleinen deutschen Snack bei einem Bäcker können wir nicht verzichten. Für die asiatischen Touristen stellt Hahndorf ein besonderes Erlebnis dar und wir konnten mal wieder ein wenig Heimatgefühl tanken.
Mount Lofty Summit
Da wir mal wieder das Bedürfnis hatten, uns zu bewegen, machten wir uns auf zum Mount Lofty Summit in die Adelaide Hills. Wir begannen unsere Wanderung unten beim Waterfall Gully, wo wir unser Auto parken konnten. Es herrscht hier ein angenehm kühles Klima und man findet Ruhe in der Natur.
Auf unserem rund vier Kilometer langen Weg durch die Wälder und Berge des Cleland Conservation Parks begegneten wir gelegentlich einem Känguru und einigen Joggern. Mit etwas Glück kann man sicher auch Koalas in den Bäumen sehen. Es zog sich leider zu und als wir nach etwa zwei Stunden die Plattform am Mount Lofty in luftigen 710 m Höhe erreichten, konnten wir eine dunkle Gewitterwolke sehen, die bedrohlich auf uns zu kam. Die Aussicht über Adelaide ist von hier oben besonders gut und bei schönerem Wetter kann man sogar das Meer sehen. Nur heute leider nicht. Wir suchten Schutz in dem Summit Café – ein beliebtes Wochenend-Ausflugsziel für die Städter – vor dem aufkommenden Regen und Sturm. An diesem Tag waren wir nicht auf solch ein Untergangswetter eingestellt.
Bei einer heißen Schokolade warteten wir etwas ab und wärmten uns auf. Doch es hatte sich eingeregnet und die Temperaturen sind um einiges abgefallen. Somit blieb uns nichts anderes übrig als den Rückweg anzutreten. Völlig durchnässt, durchgefroren aber glücklich kamen wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich bei unserem heißgeliebten Van an und warfen (das erste mal auf unserer Australienreise) die Heizung an.
Kangaroo Island
Dieses sehr beliebte Ausflugsziel haben wir nach längeren Überlegungen ausgelassen. Die Fähre, der Kangaroo Island Pass und die Übernachtungen auf der Insel waren uns einfach zu teuer. Zudem hatten wir es etwas eilig, um nach Tasmanien zu kommen, bevor es tiefster Winter wird. Die Fähre Sealink verkehrt täglich mindestens dreimal in jede Richtung und eine Fahrt dauert etwa 45 Minuten. Alternativ gibt es zahlreiche Touranbieter, welche ein- oder mehrtägige Touren auf die Insel anbieten. Eine Übernachtung sollte man allerdings einplanen, damit es nicht zu hektisch wird. Hier lohnt es sich durchzurechnen und zu vergleichen, mit welcher Variante man günstiger kommt. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es auf der Insel nicht, also ohne fahrbaren Untersatz und ohne geführte Tour wird man nicht allzu weit kommen. Kangaroo Island stellt mit Sicherheit ein tierisches Erlebnis dar. Neben Kängurus und Wallabies gibt es zahlreiche Vogelarten, Koalas, Schnabeltiere, Ameisenigel, Beuteldachse, Warane, Zwergpinguine, Seebären und Seelöwen.