Nachdem alles erledigt und wir Abfahrt bereit waren, brachen wir auf zu unserer großen Reise einmal um den roten Kontinent. Und gleich zu Beginn wartete etwas ganz Besonderes auf uns. Unser erstes Ziel war der Lake Clifton im Yalgorup National Park, 80 km südlich von Perth. In dem See gibt es etwas extrem Seltenes: Sogenannte „Lebende Steine“ oder auch Thrombolithen genannt. Das ist tatsächlich mit den Stromatolithen die älteste Form von Leben, die man auf der Erde finden kann. Es handelt sich um Mikroorganismen, die das erste Mal Sauerstoff produzierten und somit für die Entstehung unserer Sauerstoffatmosphäre verantwortlich sind. Des Weiteren wurde eine Art Kalkstein als Abfallprodukt gebildet, wodurch sich über Jahrtausende hinweg die kugelförmige Steinform gebildet hat. Die lebenden Fossilien bilden zusammen mit dem See und der landschaftlichen Kulisse einen magischen Ort.
Wir machten noch an anderen der zahlreichen Seen Halt und erkundeten die Gegend. Als wir gerade am Ufer entlangliefen, raschelte es auf einmal im Gebüsch und vor uns stand plötzlich ein Känguru. Es folgten noch viele weitere, welche wir aus nächster Nähe betrachten konnten. Eine ganze Gruppe lungerte sogar auf einem Grundstück direkt am Haus herum. Was für Australier ein ganz gewöhnlicher Anblick ist, war für uns eine aufregende Begegnung.
Wir fuhren weiter an der Küste entlang und kamen an kleineren Städten vorbei. In Bunbury sollen Delfine in einer Bucht leben und täglich an den Strand kommen. Somit suchten wir diesen auf und warteten im Wasser. Leider kamen um die Zeit keine. Wir hatten bereits in Fremantle bei unserem geheimen Spot für die Nacht das Glück gehabt, eine Gruppe Delfine beim Frühstück vorbei ziehen zu sehen. Wir suchten anschließend einen Waschsalon auf, denn ab nun hieß es wieder selber Wäsche waschen. Nach einer Nacht auf einem Freecamper (kostenloser Stellplatz) im Wald, buchten wir uns für die nächsten zwei Nächte einen Stellplatz in einem Caravan-Park in der Nähe von Busselton. Für 20 AUD die Nacht hatten wir eine warme Dusche, Strom und eine Campingküche mit Kochmöglichkeiten.
Am 26.01. war der Australia Day, Australiens Nationalfeiertag, der an die Ankunft der ersten britischen Flotte am 26.01.1788 in Sydney erinnern soll. Speziell dort wird das Ereignis besonders zelebriert mit einem Feuerwerk wie zu Silvester und die Menschen tragen die australische Flagge in jeglicher Form zur Schau (ein bisschen so wie bei uns in Deutschland zur WM und EM). In den meisten Supermärkten und Geschäften konnte man schon Wochen vorher entsprechende Artikel kaufen. Bis auf einen vollen Campingplatz aufgrund des langen Wochenendes bekamen wir in Westaustralien allerdings nicht allzu viel von dem Tag mit. Trotz aller Feierlaune ist es ein sehr umstrittener Tag in Australien! Denn gleichzeitig hatte die Ankunft der Briten auch einen erheblichen Einfluss auf das Leben der Ureinwohner, den Aborigines. Deshalb wird der Tag auch als Invasion Day oder Survival Day bezeichnet.
Am nächsten Tag fuhren wir zum Cape Naturaliste im Leeuwin-Naturaliste National Park. Der National Park erstreckt sich von Cape Naturaliste im Norden bis zum Cape Leeuwin im Süden, der südwestlichste Punkt des australischen Festlands. Ausgangspunkt unseres Ausflugs war der Leuchtturm, den man über eine Führung besteigen kann. Von hier aus unternahmen wir eine längere Wanderung entlang der nahezu menschenleeren Küste und Dünenlandschaft. Es boten sich uns traumhafte Ausblicke auf das strahlend blaue Meer und die naturbelassene, schroffe Küste. Zur richtigen Jahreszeit zwischen September und Dezember kann man von hier aus an einem Aussichtspunkt vorbeiziehende Wale beobachten.
Mediterranes Flair in und um Margaret River
Unsere nächste Station war Margaret River, eine aufstrebende Region am Indischen Ozean circa 350 km südlich von Perth gelegen. Bekannt ist Margaret River für seinen Wein und das mediterrane Klima. Milde, regenreiche Winter und sonnenreiche Sommer eignen sich besonders für den Weinanbau. Hier schauten wir uns ein wenig um und genossen das Flair des beschaulichen Städtchens mit den zahlreichen Cafés und Restaurants. Gourmet-Liebhaber kommen hier definitiv auf ihre Kosten. Außerdem bietet die Küste traumhafte, karibisch anmutende Strände sowie weltweit bekannte Surfer-Spots wie „Mainbreak“ oder „Lefthanders“.
Riesige und uralte Karri-Wälder
Wir fuhren weiter durch riesige, hunderte Jahre alte Karri-Wälder, eine Eukalyptusart, die nur hier zu finden ist.
In einem Nationalpark machten wir Halt für die Nacht. Wir bezahlten, in dem wir das erforderliche Geld passend in einen Umschlag gesteckt haben. Nachdem wir diesen mit unseren Daten beschriftet hatten, kam er in einen Kasten. Der Durchschlag davon wurde sichtbar für den Ranger ins Auto gelegt. Am Abend kühlte es um einiges ab, sodass wir unsere lange Unterwäsche herausholen mussten. Wir genossen das Campen im australischen Wald und lauschten den vielen Geräuschen um uns herum.
Natürliche Pools und ein Surfer-Strand
Nach einem Spaziergang am nächsten Tag entlang eines Flusses und durch den dichten Wald, fuhren wir weiter Richtung Küste. Wir fanden uns an einem wunderschönen weißen Strand wieder und beobachteten die vielen Surfer. Besonders waren für uns die natürlichen Pools, die sich zwischen den Steinen bilden, wenn die Wellen Meerwasser hineinspülen. Zusammen mit dem farbintensiven Meer, den sanften Hügeln mit den vielen Pflanzen sowie dem strahlend blauen Himmel bot sich uns das perfekte Fotomotiv. In Westaustralien trifft man entlang der Küste öfter auf solche Orte und man muss diese selten mit anderen Menschen teilen. Wir dachten jedes mal, schöner kann es gar nicht mehr werden, bis wir den nächsten Strand sahen, der das Ganze noch um ein weiteres übertroffen hatte. Wenn man jeden Tag einen neuen Strand in Australien besuchen würde, bräuchte man ganze 27 Jahre, um alle zu sehen!
Kaffee-Pause bei einem Weingut
Unsere Fahrt führte weiter durch unendlich scheinende Wälder, entlang von grünen Wiesen und Hügeln mit grasenden Rindern. Bedingt durch das Klima ist es in dieser Region besonders grün – ganz untypisch für Australien. An einem Weingut machten wir Halt und probierten uns ein wenig durch die Auswahl, wovon wir im Anschluss einen leckeren Birnen-Wein kauften. Auf der Terrasse, mit wunderbarer Aussicht auf die Weinfelder, genossen wir unseren Gratis-Kaffee und einen Muffin. Leider wurden wir, bevor wir es uns allzu gemütlich machen konnten, hinausgeworfen, da sie schließen wollten.
Pemberton und das „Valley of the Giants“
Nächster Halt war Pemberton, ein kleiner Ort, der für seine Holzindustrie und seinen hohen Bäumen bekannt ist. Außerdem gefiel uns der Name ausgesprochen gut. Hier unternahmen wir eine Wanderung, bevor wir weiter fuhren. Bei Walpole statteten wir dem „Valley of the Giants“ einen Besuch ab, wo ein Bretterweg durch einen 400 Jahre alten Eukalyptuswald führt. Der Ursprung mancher Pflanzen reicht bis zu 65 Millionen Jahre zurück, welche auf dem Urkontinent Gondwana beheimatet waren. Wir erwischten noch eine kostenlose Führung, bei der wir viele interessante Informationen erhielten.
Es gab auch einen Weg in 40 m Höhe durch die Baumwipfel, der uns jedoch um einiges zu teuer war. Unser nächstes größeres Ziel hieß Albany, eine kleine Küstenstadt, in der wir außerplanmäßig die nächsten Wochen verbringen werden.