Von Koh Tao ging es nun weiter nach Koh Phangan, wo neue Abenteuer auf uns warteten. Mit einem mulmigen Gefühl betraten wir die Fähre. Die Ereignisse der ersten Fahrt wiederholten sich zum Glück nicht, sodass wir unbeschadet auf der zweitgrößten Insel des sogenannten Samui-Archipels im Golf von Thailand ankamen. Auch hier wird man von emsigen Thais überrannt, die sich zum Ziel gemacht haben, Taxis und Unterkünfte direkt am Hafen an die Touristen zu vermitteln. Da wir noch keinen besonderen Plan und die Fährfahrt so gut überstanden hatten, ergaben wir uns und hörten ihre Empfehlungen an. Nok, so hieß die Dame, kannte sich sehr gut auf der Insel aus und gab uns ein interessantes Angebot, das unseren Bedürfnissen am ehesten entsprach. Gleichzeitig wirkte sie sehr vertrauenswürdig und wir konnten bei ihr eine spezielle Bestellung aufgeben.
Noch etwas skeptisch, was uns erwartete, fuhren wir mit einem Taxi die Westküste hoch zu unserer Unterkunft mit dem netten Namen „Happy Beach Bungalow“. Dabei checkte ich noch schnell die Bewertungen im Internet, die leider nicht so prall ausfielen. Jedoch überraschte uns eine kleine gepflegte Anlage von einfachen Holzhütten und Stein-Bungalows. Direkt am Strand gab es eine Bar mit vielen gemütlichen Sitzmöglichkeiten. Es war ein kleiner Familienbetrieb, der schlicht, ruhig, sauber war und auch preislich unserem Geldbeutel entsprach. Hier ist der perfekte Ort, um sich für einige Zeit niederzulassen und die Seele baumeln zu lassen. Das haben auch einige andere erkannt, welche, so wie es den Anschein machte, ihr Aussteigerdasein zelebrierten. Von Typen wie Reiner Langhans, über den verrückten Hippie im Dauerrauschzustand bis hin zur veganen Öko-Tante mit zahlreichen Unverträglichkeiten war hier alles vertreten. Wir bezogen den Bungalow in unmittelbarer Strandnähe und hatten zwei separate Schlaf- und Badezimmer. Um beweglich zu bleiben, mieteten wir auch sogleich wieder zwei Roller für die nächsten Tage. Den ersten Abend ließen wir mit einem Bier und leckeren Frühlingsrollen am Strand ausklingen.
Unsere Bestellung traf wie ausgemacht ein paar Abende später ein. Nok überreichte uns ein kleines Paket mit in Zeitungspapier eingewickelten Pilzen – eine kulinarische Spezialität der Insel. Sie gab uns noch einige Zubereitungstipps mit dazu. Wir entschieden uns für eine Omelette-Variante und übergaben die Pilze mit der Bestellung an die Damen in der Küche weiter. Kurze Zeit später wurde uns unser Essen serviert, das wir uns zaghaft einverleibten. Wir suchten uns ein nettes Plätzchen am Strand und warteten gespannt darauf, was passieren würde. Nur soviel sei verraten, es war eine kreative, bunte und lustige Nacht, an die wir uns noch gerne zurückerinnern werden.
Nach den letzten regnerischen und doch eher durchwachsenen Tagen auf Koh Tao hatten wir auf Koh Phangan durchweg Sonnenschein. Wir nutzten das schöne Wetter und fuhren traumhafte Strände an die Namen wie Malibu, Salad oder Mae Haad Beach tragen. Wir schnorchelten, badeten und tankten Sonne. Im Osten, Norden und Westen der Insel kann man trotz größerer Resorts und Hotelanlagen noch ruhigere Strände finden. Es gibt sogar einige wenige, die man nur zu Fuß oder über den Wasserweg erreichen kann. Das Landesinnere der Insel ist bergig und von Urwäldern sowie Palmen-Plantagen bedeckt. Hier gibt es auch einige Wasserfälle, von denen wir auf unserer Spritztour durch das Landesinnere einen besucht hatten, um ein erfrischendes Bad im kühlen Nass zu nehmen.
Im Süden stellt neben der Inselhauptstadt Thong Sala der Ort Haad Rin das touristische Zentrum dar. Seit Ende der 80er Jahre finden hier die mittlerweile weltbekannten Fullmoon-Partys am Strand statt und es ist heute ein Mekka für Backpacker geworden. Dann pilgern hier einmal im Monat mehrere tausend Feierwütige her, um ausgelassen Party zu machen. Den Gegenpart bildet die Halfmoon-Party, die im Dschungel statt findet. Zwar hätte diese zeitlich in unsere Planung reingepasst, wir entschlossen uns letztendlich doch dagegen. Hauptgrund war der dahinter stehende Kommerz und die damit verbundenen Kosten. Neben den unverschämt hohen Eintrittsgeldern kämen noch überteuerte Getränke und Taxifahrten hinzu. Statt dessen schauten wir uns bei einer Fahrt durch das Inland das Festival-Gelände im Dschungel an, wo am Vortag noch die Party wütete. Zwar nicht das selbe aber wir konnten uns vor Ort umschauen und sagen, dass wir auch einmal dort waren!
Den berühmten Strand Haad Rin ließen wir uns ebenfalls nicht entgehen. Hier tummelten sich zahlreiche Touristen und überall gab es Cafés, Restaurants, Bars und Geschäfte am Strand. Für einen Tagesausflug sicherlich ganz nett aber wir waren froh am anderen Ende der Insel fernab vom Massentourismus untergekommen zu sein. Und Koh Phangan hat durch aus mehr zu bieten! Wir lasen des Öfteren von der Amsterdam Bar, die bei uns in der Nähe lag. Die Fahrt den Hügel hinauf und der steile Aufstieg zur Lokalität war schon ein Erlebnis für sich. Doch einmal oben angekommen, wird man mit einer wundervollen Aussicht auf das Meer belohnt. Die Bar macht ihren Namen alle Ehre. Neben einem kühlen Bier auf der Terrasse kann man hier im Liegen eine Jolle durchziehen und dabei entspannt in den Sternenhimmel schauen. Das Interessante dabei ist dann im Anschluss wieder die steile Auffahrt mit dem Roller oder zu Fuß herunter zu kommen. Die Heimfahrt gestaltete sich dann auch als spannend, da das Reaktionsvermögen der beiden Herren stark abgenommen hatte. Im Slow-Modus fuhren wir durch die Nacht, mussten zwischendurch nochmal bei 7-eleven halten, um einen Snack einzuwerfen und kamen irgendwann doch noch bei unserer Unterkunft an.
In der Hauptstadt Thong Sala, wo sich auch der Hafen befindet, gibt es alle möglichen Geschäfte und Märkte, wo man sich mit den üblichen Souvenirs eindecken kann. Auch ein großer Food-Market lädt mit allerlei Köstlichkeiten ein – jedoch haben wir diesen erst am letzten Tag entdeckt. Besonders unterhaltsam fanden wir die Aerobic-Trainingseinheit, die in einem kleinen Park in Hafennähe angeboten wurde. Unter lauten, rhythmisch-thailändischen Elektro-Klängen aus den vergangenen Jahrzehnten tanzt man hier bestimmte Schrittfolgen, die eine Person vorzeigt, enthusiastisch nach. Ein Stück weiter spielten ein paar talentierte Thais Sepak Takraw (hat mir Google verraten). Die Spielzüge erinnern stark an Volleyball, nur wird ein spezieller Kunststoffball mit dem Fuß gespielt und es stehen sich jeweils drei Spieler auf dem Feld gegenüber. Es machte auf jeden Fall Spaß, dabei zuzuschauen.
Und da wir gerade beim Thema Sport sind, darf das Muay-Thai-Training nicht unerwähnt bleiben, welches sich Patrick unterzogen hatte. Da er diesen Sport in Leipzig bereits seit drei Jahren ausgeübt hatte, wollte er es sich nicht entgehen lassen, einmal in Thailand an einem Training teil zu nehmen. Bei 30 Grad schwitzte er ordentlich mit den anderen bei Liegestütze, Situps, Springseil-Springen und speziellen Kampfübungen am Boxsack oder mit Trainingspartner. Die mangelnde sportliche Betätigung und die asiatischen Köstlichkeiten in der letzten Zeit machten sich hier deutlich bemerkbar.
Der Urlaub meines Bruders ging nun leider auch schon dem Ende entgegen und das bedeutete erneut Abschied nehmen, doch diesmal für einen längeren Zeitraum. Die gemeinsame Zeit zu dritt haben wir sehr genossen und stellte eine Bereicherung für uns da. Nun waren wir wieder auf uns allein gestellt. Wir entschieden uns zurück nach Koh Tao zu fahren, um an einem weiterführenden Tauchkurs teilzunehmen. Da wir bereits den Anfängerkurs absolviert hatten, konnten wir noch 10% Rabatt abstauben. Der Advanced Kurs ging über weitere zwei Tage und erlaubte uns im Anschluss bis zu 30m tief zu tauchen.
Unsere überschaubare Gruppe bestand ausschließlich aus Männern und es waren diesmal welche in unserem Alter dabei und aus Dresden sowie Halle. Wir verbesserten unsere Navigation unter Wasser, hatten vier weitere Tauchgänge inbegriffen und lernten mehr über die Unterwasser- und Fischwelt kennen. Ganz besonders waren dabei ein Wrack- und ein Nachttauchgang. Im Dunkeln nur mit Taschenlampen bewaffnet nach unten zu gehen, war definitiv ein aufregendes und einmaliges Erlebnis. Viele Fische schlafen nun und andere, wie die Rochen, werden aktiv und gehen auf Jagd. Am Meeresgrund schalteten wir unsere Taschenlampen aus, um die vollkommene Dunkelheit mitzubekommen. Sobald wir uns bewegten, begann das Plankton überall um uns herum zu leuchten. Wunderschön. Diesen Anblick kann man nicht in Worte fassen.
Bei unserem abschließenden Tauchgang waren wir als kleine Gruppe auf uns allein gestellt und versuchten uns ohne Tauchlehrer mit einem Kompass, einer Skizze und Tauchcomputer bewaffnet durch die Unterwasserwelt zu navigieren. Gar nicht so einfach, da man sich auf viele Dinge gleichzeitig konzentrieren muss. Die Kunst bestand darin, in einem bestimmten Bereich, wo das Boot ankerte, aufzusteigen und dabei noch genügend Luft zu haben. Froh, diese Erfahrungen mitgenommen zu haben, schlossen wir den Kurs erfolgreich ab und nahmen noch einmal am Nachtleben von Koh Tao teil.