Eine ganz wunderbare Möglichkeit, mit den Einheimischen in näheren Kontakt zu kommen, ist der Homestay. Wir verbrachten unsere 10 Tage in Siem Reap bei einer ganz lieben Khmer-Familie und lernten somit viel über deren Leben, die Kultur und das Land kennen.Für uns war es der erste richtige Homestay dieser Art auf unserer Reise in Südostasien. Bisher haben wir zwar öfter bei den Locals zu Hause in einem Gästezimmer geschlafen, waren ansonsten aber eher für uns. Airbnb bietet dafür die perfekte Plattform, über die Leute ihre Wohnungen, Gästezimmer oder andere Räumlichkeiten für Reisende zur Verfügung stellen. Darüber hinaus kommt man mit den Einheimischen sehr gut in Kontakt, kann sich austauschen und bekommt super Tipps aus erster Hand.
Unsere Busfahrt von der Grenze von Laos nach Kambodscha in dem viel zu engen Minibus wollte einfach kein Ende nehmen. Es war warm, stickig und viel zu unbequem. Das war bisher eine der schlimmsten Fahrten für uns, bei der wir körperlich an unsere Grenzen gekommen sind. Wir fuhren zunächst nach Stung Treng, wo wir eine Pause einlegten, um etwas zu essen und uns die Beine zu vertreten. Nun lagen noch laaange 300 km bis nach Siem Reap vor uns. Seit einigen Jahren gibt es eine neue, geteerte Straße, die Stung Treng direkt mit Siem Reap verbindet und man somit viele Kilometer Umweg spart. Trotzdem kommt man in Kambodscha im Vergleich zu dem, was wir in Deutschland gewohnt sind, nur schleppend voran. Da sind wir mit unseren Autobahnen einfach viel zu verwöhnt. Es war bereits dunkel, als wir endlich in Siem Reap ankamen. Das schöne war, dass uns unser Gastgeber Siv mit seinem Tuk Tuk bereits erwartete und wir uns somit nicht weiter um die Anfahrt kümmern mussten.
Über Airbnb fanden wir unsere Khmer-Familie, so bezeichnet man das Staatsvolk von Kambodscha, bei der wir günstig einen Homestay verbringen konnte. Wir lebten Zuhause bei den Menschen und lernten diese, deren Kultur und Religion näher kennen, bekamen einen ganz guten Einblick in das Familienleben und konnten uns gegenseitig austauschen. Unser Gastgeber Siv konnte sehr gut Englisch sprechen, was ein riesiger Vorteil war. Er ist Tuk-Tuk-Fahrer und bietet Touren zu den Angkor-Tempelanlagen sowie andere Ausflüge an. Er, seine Frau Pisey sowie die zwei Jungs hießen uns herzlich in ihrem Haus willkommen.
Sie wohnen in einer ruhigeren Gegend etwas außerhalb des Stadtzentrums. Hier her verirrt sich kaum ein Tourist, der perfekte Ort, um das Leben der Khmer näher kennen zu lernen. Wir fühlten uns in der Umgebung sofort wohl und sicher. Wenn wir uns zu Fuß auf ins Zentrum machten, zogen wir meistens die Aufmerksamkeit der Locals auf uns, welche uns neugierig grüßten.
Das Haus war in der typischen kambodschanischen Bauweise errichtet und ging über zwei Etagen. In der kompletten unteren Etage findet das Familienleben statt. Hier gibt es eine kleine separate Küche und ein Badezimmer sowie einen größeren Raum, indem sich ein großer Esstisch, Sitzmöglichkeiten und ein kleines Bett befinden. Der Raum ist gleichzeitig ein Laden, in dem von Hygieneartikeln, über kalte Getränke bis hin zu Süßigkeiten alles mögliche verkauft wird. Wie hierzulande üblich und aufgrund der klimatischen Bedingungen ist der Raum offen gehalten und für jeden frei zugänglich. Nur nachts werden dann Gitter als Schutz davor geschoben. Wie wir später feststellten, war diese untere Etage der komplette Wohnbereich der Familie. Nachts wurden Matratzen, Kissen und Decken auf dem Boden ausgebreitet, wo die Familie dann schlief.
In der 1. Etage befinden sich zwei neu eingerichtete Räume, die über Airbnb vermietet werden. Mit einem großen Bett, einer Klimaanlage, Fernseher und einem gut ausgestatteten Badezimmer wird man dem westlichen Standard gerecht. Es war im Vergleich zum restlichen Haus eine komplett andere Welt. Die Familie hat sehr viel Geld investiert und erhofft sich über die Einnahmen ein weiteres Standbein aufzubauen.
Und noch eine Etage weiter oben befindet sich dem Familienvater sein ganzer Stolz – ein überdachtes Klassenzimmer! Hier hat sich Siv einen Lebenstraum erfüllt und gibt jeden Abend von Montag bis Freitag drei Stunden kostenlosen Englischunterricht für die Kids aus der Umgebung. Denn in den staatlichen Schulen fehlt es an finanziellen Mitteln und Englisch wird leider nicht unterrichtet. Nur die wohlhabenderen Eltern können sich das privat für ihre Kinder leisten. Auch Siv hatte nie Englisch in der Schule gelernt, sondern er hatte sich das alles mit sehr einfachen Mitteln aber viel Disziplin und Willen selbst beigebracht. Mit Hingabe versucht er nun seinen Schülern die Sprache bei zu bringen und dass nach seiner normalen Arbeit als Tuk-Tuk-Fahrer. So etwas wie einen freien Tag in der Woche kennt er nicht. Für den Ausbau hat er einen Kredit aufnehmen müssen, den er nun, so wie er hofft, die nächsten Jahre neben seiner Arbeit über Airbnb und Spenden abstottern kann. Ein sehr mutiger und bemerkenswerter Schritt, wie wir finden, da er bis auf die wenigen Einnahmen durch das Geschäft und den Wäscheservice der Frau alleiniger Versorger der Familie ist. Wir bewundern ihn dafür, dass er den Kindern so etwas ermöglicht, obwohl er selbst nicht viel besitzt.
Wir merkten schnell, wie wichtig die zusätzlichen Einnahmen durch die Touristen für die Familie sind. Über die Zimmervermietung, seine Dienste als Tuk-Tuk-Fahrer, das Abendessen und andere kleine Dinge wie Wäsche waschen oder einkaufen im Laden unterstützten wir unsere Gastgeber finanziell so gut es ging. Er schien sehr dankbar, uns in seinem Haus zu haben, und freute sich sichtlich, als wir auch für die restlichen Tage bei ihm verlängerten.
Gleich am ersten Abend schauten wir uns, angelockt von den lärmenden Kindern über uns, seinen Unterricht mit an. Wir setzten uns in die letzte Reihe und beobachteten gespannt die Klasse beim Lernen. Alle waren sehr motiviert und hatten sichtlich Spaß. Es war eine super spannende Erfahrung für uns, so etwas mit erleben zu dürfen. Wir lernten die Kinder aller Altersklassen aus der Umgebung kennen sowie ein deutsches 19-Jähriges Mädel, welches das andere Airbnb-Zimmer bewohnte.
Während unserem morgendlichen Frühstücks, konnten wir das alltägliche Leben in der Straße vor unserem Haus beobachten. Zu einer bestimmten Zeit kamen jeden Morgen ein paar Mönche aus dem naheliegenden Kloster vorbei, um Geld für die älteren Menschen einzusammeln. In Kambodscha verbringen diese, wie wir erfuhren, ihren Lebensabend in den Tempeleinrichtungen. Mit ihren Gesängen kündigten sie sich schon von Weitem an.
Wenn eine andere Melodie ertönte wussten wir, dass der Eiswagen kommt. Allerdings handelte es sich nicht um die Art von Eiswagen, die wir kennen, sondern es wird das Eis für die Kühltruhe gebracht. Aus Erzählungen von unseren Eltern war das bei uns früher auch so üblich. Ein riesiger Eisblock auf der Ladefläche eines LKWs wird in kleine Stücke zerschlagen und diese werden dann zu den verschiedenen Haushalten gebracht. Für uns sind diese Art von Eindrücke die spannendsten und wir genossen es mittendrin im alltäglichen Leben der Einheimischen sein zu dürfen weit abseits vom Tourismus. Außerdem kamen immer die Leute aus der Nachbarschaft vorbei, um etwas zu kaufen, Wäsche vorbei zu bringen, auf ein Bier, eine warme Nudelsuppe oder einfach nur, um einen Plausch zu halten. Es war immer was los. So kamen wir auch ab und zu mit anderen Leuten aus der Umgebung ins Gespräch.
Die zwei Jungs waren vormittags zu Hause, da die Schule hier erst gegen Mittag losgeht. Sie rannten in der Zeit meistens draußen rum und spielten mit den anderen Kindern. So etwas wie einen Fernseher, Computer oder eine Playstation kannten sie nicht und auch sonst sahen wir keinerlei Spielzeug. Ab und zu brachten wir ihnen Gummitierchen mit, auf die sie sich stürtzten und zunächst damit spielten, bevor sie diese verschlangen.
Mit in den Zimmerpreis inbegriffen war das Frühstück. Jeden Morgen konnten wir wählen zwischen Eierkuchen gefüllt mit Banane oder Toast mit Butter und Omelette. Seine Frau war für das Essen zuständig und es gab immer viel zu viel. Sie gab sich größte Mühe und erkundigte sich mehrmals, ob alles ok sei. Viele Wörter konnte sie nicht auf Englisch sagen aber wir verständigten uns so gut es ging, notfalls mit Google-Übersetzer. Den Kaffee konnte man leider nicht genießen, sodass wir die nächsten Tage schweren Herzens auf Tee umsteigen mussten. Für uns unvorstellbar aber die beiden haben in ihrem Leben noch nie selbst Kaffee getrunken und mit unserem typisch westlichen Frühstück konnten sie ebenfalls nichts anfangen. Nur die Kinder kamen ab und zu an den Tisch und klauten sich etwas.
Das Abendessen bestand immer aus einer riesigen Portion Reis und dazu gab es knackiges Gemüse sowie einen Teller mit Fleisch. Dieses variierte zwischen Rind und Hühnchen. Am Anfang unserer Reise haben wir noch Fleisch gegessen, sodass das kein Problem für uns darstellte. Unsere Ernährung änderte sich aber im Laufe unserer Reise zur vegetarischen, wo durch es in solchen Situationen vielleicht manchmal etwas schwierig werden kann. Schließlich möchte man niemanden vor den Kopf stoßen oder unhöflich sein. Aber mit Reis und Gemüse wäre man definitiv auch satt geworden, da es immer viel zu viel von allem gab. Normalerweise essen sie auch viel Fisch und Schlange, letzteres soll günstiger als Geflügel sein. Sie wollten es aber unserem europäischen Gaumen nicht antun. Am ersten Tag hauten wir noch ordentlich rein, doch irgendwann konnten wir das Essen nicht mehr sehen, da es sich immer wiederholte. Wenn das Verlangen nach Abwechslung zu groß wurde, aßen wir manchmal in der Stadt eine Steinofenpizza oder etwas anderes leckeres. Einen Tag hat es uns dann komplett ausgehebelt. Ob es an dem Essen bei der Familie lag oder es eine Art Sonnenstich war, wussten wir nicht. Wir fühlten uns schlapp und hatten Magenprobleme bis hin zu Durchfall. Zum Glück ging es uns am letzten Tag wieder besser, damit wir unseren Abreisetag unbekümmert antreten konnten.