Auf unserer Wunschliste ganz weit oben und ein Hauptgrund für unsere Kambodscha-Reise waren die berühmten Tempel von Angkor, die einst die Hauptstadt des Khmer-Reiches bildeten. Seit 1992 zählen sie zum UNESCO-Weltkulturerbe und erstrecken sich über eine Fläche von etwa 1000km2 im kambodschanischen Dschungel. Es wurden bereits mehr als 1000 Tempel entdeckt und es wird vermutet, dass hier zu Hochzeiten bis zu einer Million Menschen gelebt haben könnten. Aufgrund dieser Größe empfiehlt es sich einen privaten Tuk-Tuk-Fahrer für den ganzen Tag zu nehmen. Wir hatten in dem Fall ja Glück, da wir mit unserem Gastgeber Siv gleichzeitig unseren Fahrer für die Tage hatten. Zudem konnte er uns immer noch etwas auf Englisch zu den Tempeln erzählen und wir konnten unsere Fragen an ihn loswerden. Es gibt drei verschiedene Angkor-Pässe und die Preise sind seit dem 1.2.2017 enorm angestiegen. Nach langem Überlegen entschlossen wir uns für den 3-Tages-Pass, der uns stolze 62USD pro Person kostete. Jedoch war das für uns im Nachhinein betrachtet die bessere Variante, da man an einem Tag nur einen Bruchteil von der Stadt schafft. Außerdem kann man spätestens nach dem dritten Tempel nichts mehr aufnehmen und benötigt erstmal eine Pause von den ganzen Eindrücken und Informationen.
Wir starteten am ersten Tag sogleich mit dem berühmtesten von allen – Angkor Wat (Angkor: Stadt; Wat: Tempel). Es handelt sich um den größten historischen Tempelbau der Welt, der in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet wurde. Besonders empfiehlt es sich, diesen bei Sonnenaufgang zu besichtigen. Und da in Kambodscha die Sonne ziemlich zeitig aufgeht, klingelte der Wecker bereits um 4 Uhr. Mit dem deutschen Mädel, das mit bei uns wohnte, fuhren wir zunächst zu den Ticketschaltern. Schon auf dem Weg dort hin mussten wir schnell feststellen, dass wir nicht die einzigen waren, die das selbe Ziel hatten. Es bildeten sich bereits riesige Schlangen, bevor die Kassen überhaupt aufgemacht haben. Wir reihten uns in den Strom von Tuk-Tuk-Fahrern mit ein, der in Richtung der Tempel-Anlage führte. Irgendwoher müssen die 5.000-10.000 Besucher, die täglich hier her pilgern, ja zustande kommen. Es war definitiv ein magischer Moment, als wir den breiten Wassergraben passierten und die berühmten Umrisse der fünf charakteristischen Türme sich schon von weitem vor der bereits aufgehenden Sonne schwarz abhoben. Das harmonische Bild, welches man schon so oft gesehen hatte, war nun für uns real geworden. Wir genossen den Anblick und schossen unsere Fotos wie auch die unzähligen anderen Besucher. Vor dem Bauwerk befindet sich noch ein See mit Seerosen, indem sich die Türme wunderbar spiegeln. Die Architektur und Größe ist sehr beeindruckend und auch Innen gibt es viel zu bestaunen. Überall findet man lange Reliefbilder in den Wänden, die ganze Schlachtszenen darstellen und von Königen, Göttern und Dämonen erzählen. Hier befinden sich die längsten durchgehenden historischen Steinreliefs weltweit. In dem inneren Bereich saß ein Mönch, mit dem man ins Gespräch kommen konnte. Patrick und die andere Deutsche ließen sich von ihm von ihren Sünden freisprechen und mit ewigem Glück segnen.
Als wir Siv auf dem riesigen Parkplatz ausfindig gemacht haben, fuhren wir Richtung Angkor Thom – eine 9km2 große, quadratische und mit einem etwa 8m hohen Wall sowie 100m breiten Wassergraben umgebene Königshauptstadt. In die Stadt gelangt man über alle vier Himmelsrichtungen sowie über ein fünftes sogenanntes Siegestor. Wir fuhren über die Brücke durch das Südtor hinein und kamen an einer Reihe von Köpfen (Dämonen auf der rechten und Götter auf der linken Seite) auf seitlichen Balustraden vorbei, die uns mit ihren starren Blicken zu verfolgen schienen. Im Zentrum von Angkor Thom gelegen befindet sich der Staatstempel Bayon, den wir uns als erstes anschauten. Er ist bekannt für seine steinernen Gesichter in den vielen Tempeltürmen. Es folgte der Baphuon, welcher erst seit 2011 wieder zugänglich ist. Über sehr steile Treppen gelangt man über mehrere Ebenen nach oben, wo man einen schönen Ausblick hat.
Es war mittlerweile richtig heiß geworden, sodass wir eine Mittagspause einlegten. Man findet überall kleine Märkte und Essensstände, nur leider zu touristischen Preisen. Für eine Portion Nudeln, für die wir sonst circa 1-2USD bezahlten, kostete uns hier 7USD. Siv erklärte uns, dass es überall in Angkor so teuer sei. Hauptgrund dafür ist die korrupte Polizei, welche einen Großteil des Geldes einkassiert. Auch weniger schön sind die vielen Händler und vor allem die Kinder vor den Eingängen zu den Tempeln, die versuchen den Touristen Dinge anzudrehen. Sie können mitunter richtig penetrant werden und verfolgen dich sogar eine Weile, bis sie irgendwann von dir ablassen. Während wir unsere teuren Nudeln aßen fing es an, wie aus Eimern zu schütten. Der Regen brachte kurzzeitig etwas Abkühlung, was sehr willkommen war. Als es etwas aufgehört hatte, fuhren wir zu einem besonderen Tempel namens Ta Prohm, der durch den Film Tomb Raider mit Angelina Jolie einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt hat. Dementsprechend gut besucht war dieser auch. Der Dschungel hat sich hier ausgebreitet und einen Teil der Natur wieder zurück geholt. Überall wachsen Pflanzen, Moos und die Bauruinen sind von riesigen Bäumen, den Würgefeigen, umschlungen. Diese stellen sehr beliebte Fotomotive dar, vor allem bei den asiatischen Besuchern. So musste man sich zum Teil in eine Warteschlange stellen, um einen Schnappschuss zu erhaschen. Auf jeden Fall ein sehr mystischer und spannender Ort, der uns sehr gut gefallen hat. Für den ersten Tag haben wir sehr viel gesehen und wollten es dabei belassen. Müde und geschafft fuhren wir zurück und ließen die vielen Eindrücke erstmal sacken.
Nach einem Tag Tempel-Pause fuhren wir mit Siv durch Angkor Thom hindurch, um uns die nördlich gelegene Anlage Preah Khan anzuschauen. Sie ist ähnlich wie Ta Prohm von der Natur verschlungen und das Mauerwerk ist zum Großteil eingefallen. Diesmal waren wir wieder zu zweit unterwegs und ließen uns viel Zeit bei der Erkundung des weitläufigen Geländes. Besonders gut fanden wir, dass wir uns hier frei bewegen konnten und abseits der Touristenpfade auch einige ruhigere Orte fanden. Es gab zudem viel Natur und man konnte überall Tiere entdecken. So gingen wir auf Erkundungstour und fühlten uns wie Lara Croft. Der Tempel hat uns mit am meisten begeistert und es boten sich zahlreiche schöne Fotomotive. Siv wartete am anderen Ausgang auf uns und im Anschluss fuhren wir ein Stück weiter zu einem Tempel namens Neak Pean, der sich auf einer kleinen Insel in Mitten des großen künstlich angelegten Staubeckens Baray befindet. Über einen Holzsteg gelangt man dort hin und es bieten sich einem wunderbare Aussichten auf das Wasser.
Am selben Tag fuhren wir auch noch zu einem abgelegenen Tempel namens Banteay Srei, der etwa 25km nordöstlich von Angkor Wat liegt. Wir genossen die Fahrt dorthin und es gab einiges zu sehen unterwegs. Wunderschöne Landschaft, kleine Dörfer und Verkaufsstände zogen an uns vorbei. Umgangssprachlich wird Banteay Srei als „Lady Temple“ bezeichnet, da er aus einem rosafarbenen Sandstein gebaut wurde und detailreiche Ornamente aufweist. Er war neben Angkor Wat einer der kunstvollsten Tempel, die wir bisher gesehen haben.
Da wir nun schon einen Großteil der bedeutendsten Tempelanlagen besichtigt hatten, stand an Tag drei unserer Angkor-Erkundungstour nur noch einer mit auf dem Programm. Da Phnom Krom auch etwas außerhalb der Stadt beim Tonle Sap See liegt, verbanden wir dies mit einem Tagesausflug zu den schwimmenden Dörfern (dazu folgt ein weiterer Beitrag). Der Tempel liegt auf einem Hügel und besteht aus drei Türmen, von wo aus man einen schönen Ausblick hatte.