Wir fuhren zur ersten Station an der Grenze Dong Ha und mussten alle raus aus dem Bus. Wir und unsere Mitreisenden waren die Einzigen an der Grenze, ansonsten war hier nichts los. Aufgeregt suchten wir einen Geldautomaten und glücklicherweise fanden wir auch einen. Unsere einzige Hoffnung! Und anscheinend war heute unser Glückstag, denn er funktionierte und spuckte uns zudem Laotischen Kip aus. Erleichtert darüber gingen wir unseren Ausreisestempel abholen und verließen damit vietnamesischen Boden.
Als nächstes mussten wir zum „Visa-upon-arrival“-Schalter, wo man das Visum direkt an der Grenze ausgestellt bekommt. Nachdem alle Formalitäten ausgefüllt und unsere Pässe geprüft und gestempelt wurden, ging es ans Bezahlen. Der nette Grenzbeamte nannte uns den Preis von 70 USD. Wir sagten, dass wir nur Kip haben und fragten, ob wir auch damit bezahlen können. Zu unserer Überraschung sagte er: „Klar, würde dann 700.000 Kip kosten.“ Kurz nachgerechnet war der Preis jedoch soeben auf 85 USD angestiegen! Das ließ sich Patrick von dem korrupten Beamten nicht bieten und fragte, wo man hier Geld wechseln könne.
Daraufhin lief er wieder hinüber zu dem Gebäude, wo der Geldautomat davor stand. Es entpuppte sich tatsächlich als Bank, welche von außen sehr unseriös wirkt. Von den Mitarbeitern wurde die Frage, ob man von Kip auf USD wechseln könne, natürlich verneint. Somit war klar, dass die Bank und die Grenzbeamten zusammenarbeiten und gerne Backpacker wie uns abzockten. Aber wir sind in Asien und da gibt es gefühlt für alle Probleme eine Lösung. Eine Frau, die in der Bank saß, meldete sich zu Wort und bot an, Geld zu tauschen. Womöglich war das sogar die Frau, die vorher bei uns mit in den Bus zu gestiegen war. Aber somit kamen wir letztendlich irgendwie doch noch an USD. Wie viel wir dadurch Verlust gemacht hatten, wussten wir nicht. Bei den ganzen Währungen und Geldscheinen hatten wir allmählich den Überblick verloren. Am Ende waren wir nur froh, irgendwie unsere Visa bezahlen und nach Laos einreisen zu können.
Ich nutzte währenddessen die Gelegenheit, um die Toilette aufzusuchen. Schließlich weiß man nie, wann sich wieder eine Möglichkeit wie diese bietet. Irgendwann stürmte dann ein wütender Mafiosi, unser Busbegleiter, in die Bank und fragte Patrick, was denn hier so lange dauert. Schnell bezahlten wir unsere Visa und konnten somit endlich laotischen Boden betreten.
Erleichtert eilten wir zu unserem Bus, der nur auf uns gewartet hatte und nahmen Platz. Dabei waren alle Augen auf uns gerichtet. Und der ganze Stress nur, damit wir ein Stück weiter nach der Grenze wieder hielten, um eine Mittagspause einzulegen. In einer Art Restaurant bekamen wir eine undefinierbare Mahlzeit serviert, wovon wir eigentlich nur den Reis aßen. Aber es war günstig und füllte unsere Mägen.
Nach dem aufregenden Grenzübergang, unser erster in Asien, konnten wir uns nun zurücklehnen und die weitere Busfahrt genießen. Ab jetzt fuhren wir auf laotischen Straßen und schauten gespannt aus dem Fenster. Laos ist der einzige Binnenstaat in Südostasien und unterscheidet sich erheblich von seinen Nachbarländern Vietnam und Thailand. Die Ursprünglichkeit und Natürlichkeit hatte uns sogleich in den Bann gezogen. Die Menschen leben hier in einfachen Stelzenhäusern fern von Hektik, Stress und Lärm. Es gibt abseits der Ballungszentren keine mehrspurigen Straßen, Schienen, Industrie, Wolkenkratzer oder ähnliche Anzeichen von modernem Leben. Es schien, als wäre die Zeit stehen geblieben. Laos gehört derzeit auch noch mit zu den 48 am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Deshalb wird sehr viel aus den Nachbarländern importiert. Das erklärt die ganzen Kisten und Säcke mit Ware, die mit unserem Bus transportiert wurden.
Überall liefen Tiere wie Ziegen, Hühner, Schweine, Wasserbüffel, Kühe und Hunde frei herum, was uns besonders gut gefiel. Gelegentlich kreuzten diese auch die Straße, wodurch der Busfahrer laut hupend ausweichen musste. Wir hielten unterwegs noch einmal an einem kleinen Markt im Nirgendwo, um uns kurz die Beine zu vertreten. Patrick nutzte die Chance, um sich umzusehen. An einem Tisch feilschten gerade ein paar Männer um ein Huhn. Neben undefinierbaren Dingen gab es noch ein paar Hasen zu kaufen. Als alle fertig gefeilscht, eingekauft und sich erleichtert hatten, setzten wir zur letzten Etappe an.
Die Sonne ging allmählich unter und bald darauf kamen wir endlich in Savannakhet an, die zweitgrößte Stadt des Landes. Am Busbahnhof wurden wir das erste mal in Asien nicht von Taxi- und Tuk-Tuk-Fahrern überrannt. Somit konnten wir entspannt aussteigen. Wir trafen uns mit einer Österreicherin in einem Café, die uns die Schlüssel für unsere Unterkunft übergab. Sie ist die Freundin von der Besitzerin des Hauses, welches wir über Airbnb gefunden hatten. Diese war nur gerade unterwegs und somit werden wir die nächsten zwei Nächte allein in einem riesigen Haus mit unzähligen Zimmern verbringen.
Sie gab uns noch den nützlichen Tipp, uns vor den freilaufenden Hunden in Acht zu nehmen. Wenn uns diese näher kommen, sollen wir eine Wurfbewegung andeuten, da die Hunde somit denken, man hätte einen Stein und daraufhin wegrennen. Diese mussten wir auch sogleich beim Betreten des Grundstücks anwenden, da zwei Hunde von den Nachbarn laut bellend zu uns hinüber gerannt kamen. Es funktionierte zum Glück!
Als wir unsere Sachen abgelegt hatten, gingen wir noch einmal los, um etwas zu essen zu kaufen. Wir liefen im Dunkeln eine Weile durch die Straßen, passten dabei auf die Hunde auf und fanden schließlich einen kleinen Laden. Wir kauften Nudeln und Tomatensoße, welche wir in unserer Küche zubereiteten. Wir genossen es, dass erste Mal seit langer Zeit wieder zu kochen.
Am nächsten Morgen frühstückten wir vor dem Haus auf der Terrasse. Es war bereits sehr heiß. Das Wetter unterscheidet sich hier ebenfalls von seinen Nachbarländern. Regen hatten wir die Tage nicht einmal in Laos erlebt. Es ist staubtrocken und die Sonne prasselt herunter.
Wir wollten uns heute die Stadt etwas näher anschauen. Wir hatten bereits öfter nachgelesen, dass es hier außer einem Dinosaurier-Museum nicht allzu viel zum Anschauen geben soll. Die meisten Backpacker nutzen die Stadt als Zwischenstopp für die Weiterreise oder als Ausgangspunkt für Touren in umliegende Gebiete.
Wir liefen Richtung Altstadt und kauften uns unterwegs noch eine SIM-Karte, um endlich wieder mobil zu sein. Wir kamen an einer Kirche vorbei und liefen ein wenig durch die Straßen. In der Altstadt war zur Mittagszeit, bis auf ein paar Mönche, fast niemand unterwegs. Die Mehrzahl der Häuser war renovierungsbedürftig, man erkannte aber noch die französische Architektur aus dem frühen 20. Jahrhundert und deren über die Jahre verblasste Schönheit. Es gibt auch eine katholische Kirche – die St. Teresa’s Catholic Church – die wir uns näher anschauten.
Wir suchten in Lin’s Café Schutz vor der Sonne und genehmigten uns einen kühlen Fruchtshake. Die Mitarbeiter waren sehr nett, gaben uns zahlreiches Infomaterial und gratis Wasser. Können wir wärmstens weiter empfehlen.
Mit neuer Energie gingen wir zum Mekong, um am Ufer entlangzulaufen. Wir waren beeindruckt von der Größe des Flusses und von hier aus kann man sogar bis nach Thailand hinüber schauen. Wenn ihr ein wenig mehr Zeit mitbringt, könnt ihr euch auch die etwas nördlich gelegene, 1.600 Meter lange Thailändisch-Laotische-Freundschaftsbrücke-II anschauen. Die im Jahr 2007 fertig gestellte Straßenbrücke verbindet Laos, Savannakhet mit der thailändischen Provinz Mukdahan.
Wir schafften es allerdings nur bis zu einer Klosteranlage, wo wir uns eine Weile hinsetzten und die friedliche Atmosphäre auf uns wirken ließen. Hier lebten Tiere, Mönche und ältere Menschen zusammen und Kinder spielten dazwischen.
Auf dem Nachhauseweg gingen wir noch einmal beim Busbahnhof vorbei, um die Tickets für den nächsten Tag zu kaufen. Nur leider hatten wir keinen Erfolg, da uns die Dame keine im voraus geben wollte. Wir sollten am nächsten Tag einfach vor der Abfahrt welche kaufen. Somit gingen wir zu unserem Haus zurück und planten unsere weitere Reise.
Da wir nach Kambodscha wollten, ging es für uns weiter Richtung Süden. Unser nächst größeres Ziel war Si Phan Don – die 4000 Inseln im Mekong bei der Grenze zu Kambodscha.
Doch um hier her zu gelangen, müssen wir einen Zwischenaufenthalt in Pakxe einlegen, eine weitere Stadt, wo es nicht wirklich viel zu bestaunen gibt.
Jetzt durften wir die Tickets für umgerechnet 4€ pro Person kaufen. 245 km trennte uns bis nach Pakxe, wofür man allerdings genug Zeit einplanen sollte. Unser Bus stand bereits da, ein älteres Exemplar – das konnte interessant werden. Kaum hatten wir die Stadt verlassen, hielten wir wieder an jeder Stelle an, um Personen, Pakete und jede mögliche Ware mitzunehmen. Der Bus in Laos ist neben Personenbeförderungsmittel auch gleichzeitig die Post und LKW. Es wurde mit der Zeit immer voller, bis alle Plätze besetzt waren und die Passagiere im Gang auf Reissäcken stehen mussten. Es geht aber immer noch schlimmer, wie uns ein Blick aus dem Fenster verriet.
Unterwegs kamen lautstark Verkäuferinnen in den Bus gestürmt, die ihre Ware anpriesen. Riesige Fleischspieße und sogar Grillen am Spieß wurden verkauft. Was für ein Spektakel! Wir fühlten uns mal wieder bestens unterhalten und so vergingen die Stunden. Bei einer Fahrt mit dem Lokalbus lernt man Land und Leute wohl am besten kennen.
Nach sagenhaften sieben Stunden kamen wir endlich in Pakxe an! Der Bus hielt jedoch etwas außerhalb, sodass wir noch einmal mit einem Transporter ins Zentrum fahren mussten. Von dieser Methode, die sehr häufig praktiziert wird, hatten wir bereits gelesen. Dadurch verdient sowohl der Fahrer von dem Transporter sein Geld und dieser gibt dem Busfahrer einen Teil ab, sodass jeder etwas davon hat. Für die kurze Fahrt ins Zentrum sollten wir Touristenpreise bezahlen, konnten den Preis jedoch etwas drücken.
Von hier aus mussten wir uns noch ein Tuk-Tuk zum Hotel nehmen, für welches wir auch nochmal einiges bezahlten. Wir fuhren in eine etwas abgelegene Gegend über unbefestigte Straßen, zumindest kam es uns so vor. Unser Hotel mit dem Namen Phaythavone hatten wir über booking.com für einen recht günstigen Preis gebucht. Es hatte zwar nicht die allerbesten Bewertungen, war aber für unsere Zwecke und die eine Nacht vollkommen ausreichend. Wir freuten uns auf unser klimatisiertes Zimmer und erholten uns erstmal von den Strapazen.
Ausgeruht und hungrig machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Doch zuvor buchten wir noch direkt im Hotel die Weiterfahrt für den nächsten Tag. Da wir keine größere Lust hatten, noch einmal mit dem lokalen Bus zu fahren, „gönnten“ wir uns diesmal die Tourivariante. Ein klimatisierter Minibus soll uns am nächsten Morgen direkt am Hotel abholen und uns ohne ständige Unterbrechungen auf dem schnellsten Weg zum Hafen bringen. Von dort bringt uns dann ein Boot zu einer Insel. Dafür bezahlten wir insgesamt circa 14€, also immer noch erschwinglich.
Wir liefen Richtung Mekong und suchten auf dem Weg dorthin noch einen Bankautomat. Wir wurden freundlich gegrüßt und Patrick winkten des Öfteren Schüler zu. Er wurde wie ein Superstar gefeiert und erfreute sich an der Aufmerksamkeit, die ihm geschenkt wurde. Pünktlich zum Sonnenuntergang kamen wir am Mekong an und genossen den Anblick.
Uns sagte ein gut besuchtes und lebhaftes Restaurant zu, wo wir zu Abend aßen. Die laotische Küche ist sehr scharf, wie wir feststellen mussten. Thailand als Nachbarland hat seine Einflüsse in der laotischen Küche hinterlassen. Patrick bestellte sich Fisch, eine Spezialität in Laos. Mit gut gekühltem Bier und ausgelassener Stimmung unter Einheimischen ließen wir den Abend ausklingen.