Autokauf in Westaustralien

Um Australien richtig kennen zu lernen und die Weite zu spüren, ist ein eigener fahrbarer Untersatz notwendig. Nur so ist man richtig frei und unabhängig und kann sich komplett auf das Land einlassen. Daher spielten öffentliche Verkehrsmittel wie Busse von Greyhound oder Integrity von Anfang an keine Rolle in unseren Überlegungen. Schließlich wollten wir überall dort halten, wo wir möchten, Nationalparks und andere abgelegene Orte erkunden und all das in unserem eigenen Tempo erleben. Außerdem spart man sich mit einem Auto unglaublich viel Geld für teure Unterkünfte, da es überall in Australien zahlreiche kostenlose Stellplätze für die Nacht gibt. Für uns war es zudem enorm wichtig, in der Natur zu schlafen und aufzuwachen. Das Gefühl, irgendwo einsam im Outback unterm Sternenhimmel sein Nachtlager aufzuschlagen oder an einem einsamen Strand am Meer aufzuwachen ist einfach unbeschreiblich. Es stellte sich eine entscheidende Frage gleich zu Beginn: „Mit was möchten wir Australien bereisen?“.

 

Geländewagen, Campervan oder Kombi?

Wir konnten uns von Anfang an nicht wirklich entscheiden zwischen einem Campervan und einem Geländewagen. Denn: Mit dem richtigen Auto steht und fällt das Abenteuer Australien! Einen Spruch, den wir öfter gelesen und gehört hatten und indem so viel Wahrheit steckt. Bei der Entscheidungsfindung sollten folgende Fragen gut überlegt sein:

  1. Suche ich das Abenteuer und will mich weit abseits auf abgelegenen Strecken Offroad fortbewegen?
  2. Möchte ich meinen fahrbaren Untersatz zu meinem neuen Zuhause für das nächste Jahr machen? Soweit wie möglich lebe und schlafe ich im Auto. Daher sind Platz und Komfort zwei wesentliche Faktoren.
  3. Soll mein neuer fahrbarer Untersatz in erster Linie dem Transport dienen? Geschlafen wird unterwegs in Hostels, Unterkünften oder im Zelt.

 

1. Geländewagen/ 4WD (Allradantrieb)

Mit einem Geländewagen muss man in Sachen Fahrspaß, Abenteuer und Offroad-Erkundungs-Touren am wenigsten Abstriche machen. Schwer passierbare Strecken wie in bestimmten Gebieten im Norden Australiens sowie im Outback müssen nicht komplett von der Liste gestrichen werden. In manche Nationalparks oder auf bestimmte Campingplätze gelangt man ausschließlich mit einem 4WD-Fahrzeug. Jedoch muss man sich hier, was den Komfort anbelangt, einschränken. Viel Platz zwischen Bett und Decke ist nicht mehr. Eine gute Lösung bieten Rooftop Tents, eine gängige Variante in Australien. Die praktischen Dachzelte müssen nur täglich auseinander- und zusammengeklappt werden. Geländewagen sind außerdem meist höherpreisig sowohl bei der Anschaffung als auch beim Verbrauch.

 

2. Campervan

Ein Campervan bietet wesentlich mehr Komfort und Platz. Keine unwesentlichen Faktoren, wenn man wie wir vor hat, ein Jahr in dem Fahrzeug zu leben. Das mobile Haus auf Rädern kann sogar Schlafzimmer, Küche und Wohnzimmer in einem sein. Im Inneren des Wagens muss man sich nicht nur in liegender Position aufhalten. Bei schmuddeligem Wetter kann darin im Trockenen gemütlich gekocht und gegessen werden. Es gibt viel mehr Stauraum und es geht nicht so viel Zeit für das Räumen drauf. Sperrige Gegenstände wie zum Beispiel Surfbretter oder eine Gitarre finden eher Platz. Auch Luxus wie ein Kühlschrank oder Strom aus der Steckdose lässt sich hier eher realisieren. Vorausgesetzt der Geldbeutel gibt das her. Denn je nach Zustand, Baujahr und Ausstattung des Vans muss man unterschiedlich tief in die Tasche greifen. Jedoch ist man mit einem Campervan eingeschränkt was das Thema Offroad und Geschwindigkeit angeht.

 

3. Kombis/ Stationwagons/ normale Autos

Diese weitere Überlegung fiel für uns relativ schnell aus der Entscheidung raus. Kombis sind sicherlich in der Anschaffung und vom Verbrauch her am günstigsten, jedoch muss man auch viele Abstriche machen. Denn sie sind zum einen nicht für das Gelände geeignet und zum anderen kommt man von den Räumlichkeiten her schnell an seine Grenzen. Andere Reisende, die diese Variante gewählt haben, waren fast nur mit Räumen beschäftigt. Beim Camping kommt neben den Klamotten, Rucksack und persönlichen Dingen noch einiges an Equipment zusammen. Stühle, Tisch, Kochutensilien, Geschirr und Essen muss schließlich alles verstaut werden.

 

Unsere Kaufentscheidung

Das perfekte Auto wird es nicht geben, stellten wir relativ schnell fest. Das ist sicherlich wie mit der Wohnungssuche. Zumindest mit einem festgelegten Budget. Irgendwo muss man immer Abstriche machen. Schließlich spielen bei einem Auto neben Komfort und Fahrvergnügen auch andere technische Faktoren wie Zuverlässigkeit, Baujahr, Verbrauch, Kilometerstand, Automatik/ Schaltgetriebe, Dieselmotor/ Benziner eine entscheidende Rolle.

Wir fanden für uns bereits mit der dritten Besichtigung eine sehr gute Variante: Ein Mitsubishi Delica. Mit diesem Auto mussten wir kaum einen Kompromiss eingehen, denn es handelt sich um einen Campervan mit 4WD! Sozusagen eine Antwort auf die Überlegungen aus Frage 1 und 2. Von der Räumlichkeit bietet der Mitsubishi Delica zwar nicht ganz so viel Platz wie ein richtiger Camper aber damit konnten wir leben.

Ein Tscheche namens Martin bot es schweren Herzens zum Verkauf an. Ein großer Vorteil war, dass er Automechaniker ist und bereits viel Zeit und Geld in das Auto reingesteckt hatte. Er wirkte auf uns sehr vertrauenswürdig und ehrlich. Die Karren von Backpackern können mitunter ziemlich runtergerockt und überteuert sein. Trotz 96er Baujahr und 247.000 km runter, machte der Van einen sehr gepflegten Eindruck. Der Dieselmotor war gut in Schuss und sollte uns noch eine Runde um Australien bringen. Wir ließen uns alles zeigen, schauten uns sogar den Unterboden an und machten eine Probefahrt. Nach einer Nacht Bedenkzeit entschlossen wir uns für den Kauf und überreichten 7.500 AUD in bar, welches wir zuvor am Bankschalter abgehoben hatten.

Unser Mitsubishi Delica

Halterwechsel in Westaustralien

In Westaustralien verläuft der Autokauf am unkompliziertesten von allen Bundesstaaten und ist zudem im Vergleich am preiswertesten. Außerdem vereinfacht es den Prozess erheblich, wenn du dein Auto innerhalb des selben Staates verkaufst/ kaufst, in dem es bereits registriert ist.

Martin hatte bereits einen Kaufvertrag, die sogenannte „Form MR9“, den beide Parteien ausfüllen mussten. Den rosa Durchschlag muss der neue Besitzer einbehalten. Außerdem ist darauf zu achten, dass das Fahrzeug einen sogenannten Immobiliser besitzt, die elektrische Wegfahrsperre. In unserem Fall war der schon installiert. Darüber gibt es noch ein Extraformular „Form MR191“, das ausgefüllt werden muss. Eine technische Inspektion beim Kauf/ Verkauf oder bei der REGO-Verlängerung, wie diese in anderen Staaten erforderlich ist, entfällt in WA komplett.

Mit den vollständigen Kaufpapieren sind wir zum Department of Transport gegangen, wo wir das Auto auf uns ummeldeten. Einen Termin muss man hier nicht haben, lediglich sollte man ein wenig Wartezeit einplanen. Es fielen noch ein paar Steuern an, die sogenannten stamp duty, die abhängig vom Kaufpreis entsprechend hoch ausfallen können. Außerdem unterscheidet sich die Höhe des Steuersatzes von Bundesstaat zu Bundesstaat und beträgt um die drei Prozent. Martin gab uns den nützlichen Tipp, einen niedrigeren Preis einzutragen, um weniger Steuern bezahlen zu müssen.

 

REGO – Registrierung

Für die Zulassung des Wagens benötigt man eine sogenannte REGO, eine gültige Registrierung, welche bei uns erst im Mai verlängert werden musste. Erst, wenn du eine gültige REGO hast, darfst du dich mit deinem Auto auf den Straßen fortbewegen. Wenn das Auto in Westaustralien gemeldet ist, geht das bequem über das Internet von überall in Australien aus. Verlängert werden kann kurz vor Ablauf für weitere drei, sechs oder 12 Monate. Die REGO enthält zudem eine „Third Party-Versicherung“, die alle durch einen Unfall verursachten Personenschäden abdeckt. Also quasi eine Haftpflichtversicherung für Personenschäden.

 

Versicherung gegen Sachschäden

Gegen Sachschäden mussten wir zusätzlich noch eine Versicherung abschließen. Da unterscheidet man die sogenannte „Third Party Property Insurance“ , durch die Sachschäden an fremden Fahrzeugen abgedeckt sind. Die andere und sichere Variante ist die „Full Comprehensive Insurance“, die sowohl fremde als auch das eigene Fahrzeug gegen Sachschäden versichert. Wir haben auf Empfehlungen von Martin für ein Jahr eine „Full Comprehensive Insurance“ bei AAMI abgeschlossen. Die Gebühren, die hier anfallen, hängen von verschiedenen Faktoren ab wie dem jeweiligen Fahrzeugtyp oder dessen Alter. Da wir glücklicherweise keinen Schadensfall hatten, können wir auch keine Bewertung abgeben.

Liegengebliebenes Autowrack im Outback

Roadside Assistance – Pannenhilfe

Um Geld einzusparen unterdrückten wir die deutsche Vernunft und entschlossen uns gegen den Beitritt in einen Automobilclub/ Roadside Assistance (kurz NRMA oder RAC). Wir vertrauten auf die Hilfsbereitschaft und Unterstützung der Aussies im Falle einer Panne. Würden wir im Outback liegen bleiben, hätten wir eh keinen Empfang und müssten trotzdem für das Abschleppen ab einer bestimmten Entfernung pro Kilometer bezahlen. Diese Entscheidung muss letztendlich jeder für sich selbst treffen. Natürlich spielt das Budget dabei auch eine wesentliche Rolle. Für unser Gewissen schafften wir uns jedoch eine kleine Grundausstattung bestehend aus einem Werkzeugkoffer, Starterkabel, Abschleppseil und Wagenheber an. Zudem sollte ein, besser zwei Ersatzreifen nie fehlen.

Findet außerdem nützliche Tipps zu ersten organisatorischen Schritte nach Ankunft in Australien unter folgendem Beitrag: